Tebori 1

7. Januar 2021
1 Min. Lesezeit
Tebori 1 Cover

Bereits 2016 veröffentlichten der Autor José Manuel Robledo und sein langjähriger Freund und Zeichner Marical Toledano den ersten Band der nun bei Cross Cult neu aufgelegten „Tebori“-Trilogie.

Diese im großen Albumformat aufgelegte kleine Reihe spielt im Yakuza-Millieu und verfolgt den Werdegang des äußerst talentierten Tätowierers Yoshi.

Die Themen und spoilerfreie Handlung

Yoshis Geschichte beginnt in den späten 90ern. Zu dieser Zeit ist er noch aktives Mitglied einer Motorradgang, die auch vor Gewalt anderen Gangs gegenüber nicht zurückschreckt.

Durch ungeplante Schicksalsschläge wird er zu dem Meister Tätowierer Seijun gebracht, um dort ein gesetzestreuer Mensch zu werden und etwas mit seinem Leben zu machen. Nur einige Jahre später ist er bereits Geschäftsführer und hart arbeitender Tätowierer, der auch die ausschließlich auf händischer Arbeit basierende Tebori-Technik erlernt hat. Da der Meister Seijun seine Arbeit niederlegen möchte, darf und muss nun Yoshi in die Welt der Tattoos der Yakuza einsteigen und stößt dabei auf die merkwürdigsten Geschichten, Motive und Menschen.

Der erste Band von „Tebori“ führt die Figuren ein und gibt einem das Gefühl, die Kultur des Tattoos in Japan und seinem zwischen Moderne und Traditionen verhafteten Daseins mitzuerleben. Durch die vielen japanischen Worte, die im Glossar des Comics erklärt werden, bekommt man den Eindruck einer authentischen Erzählung, die noch mehr als bloße plakative Oberfläche abbildet. Der Comic erzählt ein Stück japanische Kultur.

Der Stil

Ganz klar ersichtlich ist die computerbasierte Illustration an vielen Stellen dieses Comics. Es sind glatte Colorgradings, perfekte Linien und Schattierungen mithilfe eines dunkleren Tons derselben Farbe zu sehen. Indem die vielen Tattoos sehr detailliert dargestellt und die Rückblenden in der Geschichte mit der für Mangas so typischen Rasterfolie schattiert werden, kreiert der Zeichner Toledano einen stilistischen Spagat zwischen westlicher Moderne und japanischer Tradition.

Auch die Anspielung auf Kanagawas „große Welle“ auf dem Cover sowie jene ganz eigene Interpretation auf dem Rücken des Protagonisten zeugt von ebendiesem Aufeinandertreffen der Weltansichten. Sehr schön, dass es auch der Autor Robledo in seiner Handlung so angelegt hat und diese Thematik hoffentlich in den folgenden zwei Bände auserzählen wird. Die zwei Künstler arbeiten spürbar eng zusammen und schaffen einen stimmigen Comic.

Tebori 1 Cover
Fazit
Mit seinen nur 45 Seiten eigentlicher Handlung ist dieser Comic ziemlich kurzweilig. Das Albumformat mag für viele ein besonderer Anreiz sein, diesen Comic zu kaufen. Den künstlerisch gestalterischen Raum hätte es für diesen Comic jedoch nicht im Großformat gebraucht, da der Stil dann in der Summe doch eher wenig aufregend ist. Positiv anzumerken sind die sehr umfangreichen Charakterstudien, Umgebungen, Tattoos und vieles mehr am Ende des Comics. Auch die Handlung hat aufgrund der Kürze des Bandes leider noch nicht so viel Tiefe erhalten. Der Konflikt ist jedoch gründlich exponiert, die Figuren wurden sauber eingeführt und ihre Motivationen sind klar und nachvollziehbar. Vielleicht wird der zweite Band den Eindruck des ersten „Tebori“ rumreißen und es wird zu einer Geschichte, die nicht nur atmosphärisch gekonnt einen Tätowierer im Yakuza-Milieu begleitet.
Pro
Fühlt sich authentisch und gut recherchiert an, atmosphärisch.
Kontra
Kurz, wenig Tiefe, kaum Spannungsaufbau.
6

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Über den Autor

Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris.

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