Die Beziehung zwischen Mutter und Kind oder auch Vater und Kind ist recht klar definiert, bzw. es ist definiert, was als normal angesehen wird. Es gibt die Beziehung, die nach außen hin gezeigt wird und die, die hinter verschlossener Türe stattfindet. Who are you, when you’re alone? Ist man man selbst, wenn man mit den Kids alleine ist? Oder gibt es noch ein anderes Ich, wenn man ganz alleine ist? Die Linien verschwimmen da zumindest bei mir recht stark, verbringe ich doch gefühlt 80% des Tages mit den Kindern, das meistens auch alleine. Nun aber zur eigentlichen Frage, was man tun kann, um eine Beziehung zum Kind nicht toxisch werden zu lassen oder eben aus diesem Schlamassel wieder raus zu kommen. Heißt es einfach nur abwarten? Sich Hilfe holen? Und was ist mit einer toxischen Beziehung eigentlich gemeint?
Social Network – Fluch und Segen
Ich hänge doch hin und wieder vor dem Screen, besonders Instagram hilft mir manchmal, wenigstens etwas abzuschalten, mal eben die Umgebung zu verändern. Es sind oft nur kleine Momente, bevor wieder jemand Mommy ruft oder weint, schreit, streitet usw. Da brauche ich gar nicht erst mit Buch, Film oder Serie anzufangen. Genau für diese Momente ist Instagram, Facebook und co. genau das richtige für mich. Ob das jetzt gut ist oder nicht ist nicht die Frage, in manchen Momenten hilft es mir halt. Und dort bin ich erst kürzlich auf einen sogenannten Reel von einer Mutti gestoßen, die genau das gesagt hat. Ihre Beziehung zu ihrem dreijährigen Sohn ist toxisch. Das liegt daran, wie er sie behandelt, was vermutlich normale kindliche Entwicklung ist, eine Mutter aber an den Rand des Wahnsinns treiben kann. Auch wenn es alles irgendwo mit Humor versehen ist, ihre Schilderung von Situationen war sehr real, daher gehe ich davon aus, dass ein bisschen Wahrheit dabei ist. Und in genau dieser toxischen Beziehung fühle ich mich mit meinem Sohn auch gefangen. Wenn ich jemanden so behandeln würde, wie er mich, hätte ich längst mehrere Anzeigen am Hals. Es tut gut, zu sehen, dass man nicht alleine mit den Problemen dasteht und ein ehrlicher Influenzer ist heutzutage eher selten. Meistens gaukelt uns das soziale Netzwerk doch nur vor, wie perfekt es doch alles ist.
Im Loop gefangen
Sicherlich fragt sich jetzt jeder Leser, wie denn nun diese toxische Beziehung aussieht. Außenstehende aber auch nähere Familie bezeichnet es als ‚mir auf der Nase rumtanzen‘. Heißt? Mein Sohn hat einen wahnsinnig starken Willen und eine ordentliche Portion Temperament. Damit umzugehen ist nicht immer leicht und besonders wenn man alleine da steht, gibt man eher nach, um seine eigene geistige Gesundheit zu bewahren. Das führt aber dazu, dass besagtes Kind denkt, mit seinem Trotz und Temperament voran zu kommen. Da ist der Loop, aus dem es heißt wieder raus zu kommen. Aber wie? Ganz ehrlich, ich weiß es nicht. Vermutlich mit Hilfe, aber von wem? Ich bin mir der Tatsache absolut bewusst, trotzdem begehe ich die selben Fehler jeden Tag auf’s Neue. Und dass führt zu einer toxischen Beziehung, in der ich mich von einem dreijährigen rumkommandieren lasse. Natürlich stößt er bei mir auch auf ein nein und das nicht grade selten, aber genau dann beginnt der übliche Wahnsinn von nein, doch, nein, doch, Kind schreit mich an, ich schreie zurück es solle mich nicht anschreien, Wut, Drohungen, noch mehr Wut und am Ende mit Verhandlungen, die uns beiden irgendwie Recht geben. Das zumindest ist mein Weg, den ich gehe um nicht ganz unter zu gehen in der Überforderung, Verhandlungen, sich in der Mitte treffen. Ob das völlig falsch ist für die Entwicklung meines Sohnes und wie sich das auf seinen Charakter im späteren Leben auswirkt weiß ich nicht. Ich kann für mich nur sagen, im hier und jetzt kann ich nunmal nur soweit gehen, um eben nicht jeden Tag heulend ins Bett zu gehen und das Gefühl zu haben, eine klägliche Mutter zu sein.
Was tun?
Wie schon gesagt, ich weiß nicht wirklich, was ich dagegen tun kann. Sich Hilfe holen ist anscheinend der Tipp, den die meisten haben. Aber wo holt man sich bei Fragen der Erziehung Hilfe? Meinungen zu diesem Thema sind so unterschiedlich, es gibt nicht den ultimativen Experten und irgendwie möchte man sich ja auch nicht als Versager outen. Meine persönliche Lösung ist daher, dem ganzen etwas Zeit zu geben. Mein Sohn ist in einem Alter, in dem er seine Grenzen nun mal extrem austestet und ich bin guter Dinge, dass er in der Schule schon lernt, dass das was ihm seine Mama da jeden Tag lehrt, tatsächlich stimmt. Immerhin bestand dieses Jahr für uns aus 9 Monaten zu Hause sein und nur 3 Monate Schule. Da kann man keine Wunder erwarten. Ich denke, mit etwas Zeit wird sich schon was ändern. Sobald die Kinder sich in ihrer neuen Sprache sicher fühlen, werden wir auch beginnen, Nachmittagskurse für die beiden zu finden, denn ich denke, mit einer guten alltäglichen Auslastung kann dem vielen Diskutieren über das Thema Essen zum Beispiel schon mal aus dem Weg gehen.
Und zur Frage, wie gehe ich mit meinen Mitmenschen um, da Bedarf es wahrscheinlich ebenfalls noch etwas Geduld. Ein Gewissen nämlich entwickeln Kinder erst später. Lehren kann ich es ihm also von morgens bis abends, dass er etwas falsch gemacht hat, weiß er auch, aber dass er sich deswegen schlecht fühlt, darauf müssen wir wohl warten.