Cartier-Bresson, Deutschland 1945

28. März 2021
1 Min. Lesezeit
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In „Cartier-Bresson, Deutschland 1945“ berichten Jean-David Morvan und Séverine Tréfouël, mit der zeichnerischen Unterstützung des Sylvain Savoia vom turbulenten Leben des titelgebenden Fotografen.

Die Werke des Henri Cartier-Bresson sind ikonische Fotografien, die sich von den frühen Dreißigern des letzten Jahrhunderts bis ins Ende der 40er Jahre erstreckten.

Der österreichische Verlag bahoe books, dessen derzeitiger Fokus auf Sachcomics und Biografien liegt, veröffentlichte dieses schön gestaltete Hardcover.

Die Handlung

Wir verfolgen in zeitlich springenden Episoden, wie sich Henri Cartier-Bresson im Zweiten Weltkrieg durchschlug, wie er den Weg zu seiner Kamera und somit seiner Fotografie fand und wie eine ihn besonders prägende Zeit verlief. Man muss nämlich wissen, dass Cartier-Bresson selber in Kriegsgefangenschaft geriet, da er sich als militärischer Dokumentarfotograf engagieren wollte.

Schon einige Jahre zuvor hatte er militärischen Konflikten beigewohnt. Er war mit einem Team inmitten des spanischen Bürgerkriegs als Filmer unterwegs.

Dieser Comic zeigt, wie es Henri und einem Freund schließlich gelang zu fliehen und von dort an einen Weg zurück in die sich aufbauende französische Gesellschaft zu finden.
Sein wohlbekanntes und ruhmreichstes Werk entstand kurz nach Kriegsende, als er mit den Alliierten nach Deutschland reiste. Dort machte er Fotografien, die einem diese Zeit lebhaft werden lassen. Seine Kunst war es wohl, den richtigen Moment zu finden und dabei die Bildkomposition nie zu vernachlässigen.

Nachdem der Sachcomic endet, beginnt ein weiterer sehr informativer Teil dieses Buches. Ein redaktionell und inhaltlich dicht aufbereiteter Text zum Leben und Wirken des Henri Cartier-Bresson wird mit Originalfotografien unterstützt. In diesem Teil des Buchs werden einige interessante Hintergründe zur Arbeit eines Fotografen, zur Wirksamkeit des Fotos in dieser Zeit und Bezüge zum gerade gezeigten Comic aufgestellt.

Der Stil

Der Comic ist monochromatisch in seiner farblichen Gestaltung und doch in seiner zeichnerischen Stilistik sehr modern. Architektonische Zeichnungen zeigen fotorealistische Proportionen und Perspektiven. Der Zeichner Sylvain Savoia scheint sich – neben den ganz direkten Anspielungen an die Motive des Henri Cartier-Bresson – diesem Stil sehr gut angepasst zu haben.

Einige der sonst sehr regulär gestalteten Panels wirken mit ihrem kleinen Extra-Rahmen selber wie zeichnerisch adaptierte Fotografien. Das Spiel von Licht und Schatten wirkt (wie bei jeder Schwarz-Weiß-Fotografie in diesem Comic) umso eindrucksvoller. Offensichtlich viel mit Aquarelltechniken arbeitend, hat der Künstler den Umgebungen und Figuren ein ganz eigenes Antlitz verpasst. Diese Stilistik ist sehr treffend und adäquat zum Werk des Cartier-Bresson gewählt, einem Künstler der Schwarz-Weiß-Fotografie.

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Fazit
Es ist keine Graphic Novel, die mal eben so und unverfänglich wegkonsumiert wird. Die Szenerie, der Krieg und Kriegsgefangenschaft sind Themen, die in vielen Familien zu langwierigen Traumata mehrerer Generationen geführt haben. Sich diesem Thema annehmend, schafft es diese Geschichte, trotz der herben Rückschläge und Verluste doch stets optimistisch zu bleiben. Die Darbietung des Buches als zweigeteiltes Werk ist außerdem sehr logisch. Allerdings bietet der redaktionelle zweite Teil einen inhaltlich dichteren Eindruck zum Leben und Werk des Cartier-Bresson als der vorangehende Comic. Ein interessantes historisches Werk über einen der bekanntesten Kriegsfotografen Frankreichs, worin man persönlich und greifbar Geschichte dokumentiert lesen kann.
Pro
Ein interessantes historisches Werk über einen der bekanntesten Kriegsfotografen Frankreichs, worin man persönlich und greifbar Geschichte dokumentiert lesen kann.
Kontra
Durch den redaktionellen zweiten Teil des Buches wirkt der Comic fast nebensächlich.
7

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Über den Autor

Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris.

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