1994 startete die Manga-Reihe „Detektiv Conan Short Stories“ und wurde zu einem anhaltenden Erfolg. Die anfänglichen Kurzgeschichten entwickelten sich fortan zu einem großen Franchise, das sich – 2002 in Deutschland als Anime veröffentlicht – auch schnell großer Beliebtheit erfreute. Der Autor und Künstler Gosho Aoyama schuf mit dem bei Kindern und Erwachsenen Anklang findenden Shin’ichi Kudō, der sich wegen seiner durch ein Gift verantworteten Schrumpfung zum Kind nun Conan Edogawa nennt, einen Helden, der vor allem durch seinen Intellekt fasziniert.
In „Die Halloween-Braut“, dem mittlerweile 25. Film des Franchise, begibt sich Conan mit seinen Wegbegleitern und vielen weiteren Figuren der Polizei Tokyo auf eine knapp zweistündige Jagd nach einem Bombenleger. Regie hat Susumu Mitsunaka geführt, in Zusammenarbeit mit Gosho Aoyama und Okura Takahiro, die das Drehbuch entwarfen.
Die Handlung
Es geht rasant los. Eine Hochzeit wird von einem Attentäter unterbrochen. Conan und alle seine Freunde, die mehr oder weniger befreundeten Polizisten und seine große Liebe sind anwesend. Zeitgleich zur Schießerei in der Kapelle erfahren wir, dass eine dunkle Gestalt in Tokyo sein Unwesen treibt. Eine weitere Partei, anscheinend gut ausgebildete Kämpfer, wird von der dunkel gekleideten Figur ausgeschaltet und kann entkommen.
Nach dieser kurzen Exposition folgt die Introsequenz, die sich in knappen Worten Zeit nimmt, die Origin-Story des Titelhelden zu umreißen. Dabei wird eine Schar von Figuren eingeführt, deren Verbindungen und Beziehungen zueinander erst im Laufe des Films klarer werden. Sollte man blutiger Einsteiger sein, kann die Welle an Informationen direkt abschrecken. Als eingefleischter Conan-Fan bekommt man nebst der bekannten Hintergrundgeschichte einen kurzen Status quo und kann ruhigen Gewissens fortfahren.
Die anfänglich gezeigte Hochzeit war nur eine Übung, denn ein ehemaliger hochrangiger Polizist soll bald heiraten. Er erhielt Morddrohungen und scheint zu allem Überfluss selber eine eher dunkle Vergangenheit zu haben. Nur einige Szenen später sehen wir gegen wen und was das Team um Conan es aufzunehmen hat. Einen Bombenleger, der mit ausgeklügelten Mechanismen in Form von Halsbändern, Standbomben oder gar Tablets seine Ziele zu Asche verbrennt. Dabei scheut der Film es nicht, explizit zu werden. Zwar sieht man keine verbrannten Körper oder ähnliches, aber friedfertig und „kindgerecht“ ist dieser Film auch nicht.
In Conan typischer Manier durchsteigt er schnell, wie er an Hinweise kommen kann, begibt sich in brenzliche Situationen, führt Verhandlungen mit Geheimagenten, Kultanhängern und gerät das eine ums andere Mal in Gefahr. Allerdings wäre er nicht der beste kindliche Detektiv, wenn da nicht seine Gadgets und Agentengeräte wären, die ihm häufig das Leben retten.
Neben der bestehenden Verbrecherjagd nimmt sich der Film Zeit, um die Beziehung der Polizisten Takagi und Sato ein wenig genauer zu betrachten. Außerdem werden kleine Hinweise zur Klärung der alles überspannenden Suche nach „den Männern in Schwarz“ geliefert. Schließlich möchte er nach knapp 30 Jahren Kinderkörper wieder in sein 17-jähriges Ich zurück.
Die Animation
Wer sich an die Ursprünge, also die ersten Animes, erinnert, den wird es freuen, dass sich einiges getan hat um Conan. CGI hat auch hier seinen Siegeszug gefeiert und wird mal unauffällig, mal sehr offensichtlich und nicht immer nahtlos in die Inszenierung eingearbeitet. Der Stil, Charaktere zu entwerfen, ist jedoch geblieben. Spitze Nasen mit Nasenrücken, die umgedrehten Mondsicheln gleichen, großen Augen und Aktionen betonenden Linien findet man wie am ersten Tage im Bild. Auch die stereotypen humoristischen Einlagen sind klassisch, ja sogar irgendwie zeitlos. Groteske Gesichter, die Überraschung verbildlichen, sind zwar Anime-Klischees, aber es funktioniert einfach problemlos.
Die Inszenierung und die Tonalität der Bilder unterstützen die Atmosphäre des Films in jeder Szene. In seiner Bildsprache macht dieser Film einiges sehr gut und holt einen ab. Auch die Actionszenen fügen sich exzellent ins Gesamtbild dieses Films. Ob man den Zeichenstil als solches zu schätzen weiß, ist natürlich subjektiv.
Kritik
Wie die Paukenschlagsinfonie beginnt dieser Film mit viel Energie. Die Hochzeitszeremonie, das sehr interessant und ansehnlich gestaltete Intro, die Exposition des Falls und ein erster Kontakt mit dem Gejagten geschehen innerhalb weniger Minuten. Doch dann verläuft sich der Film in Figurenkonstellationen und Nebenhandlung. Aufmerksamen Kriminalfilm-Fans wird allein an der Art der Einführung einiger Charaktere schnell klar, wer wahrscheinlich die gejagte Person sein wird. Die Motive dieser Person werden in einem klischeehaften Stand-Off gelüftet. Dass eine weitere Gruppe an Menschen nach derselben Person jagt, führt zwar zu gewissen spannenden Momenten, verliert aber leider sehr schnell wieder an Wirkung.
Der Film hat seine Längen, verliert die Zuschauer:innen teilweise zwischen expositorischen Einschüben für Nebenfiguren und wortgewandten Dialogen des Meisterdetektivs Conan.
Eine sehr ambivalente und nur wenig überraschende Wendung, die sich im letzten Drittel vollzieht, kann dann auch nicht mehr viel reißen. Sicherlich ist dieser Film für einen brennenden Fan des Detektiv Conan eine unterhaltsame Abwechslung zu den durchschnittlich 24 Minuten langen Episoden des Anime. Andernfalls stellt die 1 Stunde und 51 Minuten lange Laufzeit schon so einige Momente, in denen man um etwas mehr Tempo bitten möchte.
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