Die Spider-Verse Anthologie

30. Juni 2023
2 Minuten gelesen

Das Multiversum der Marvel-Historie ist riesig und vielfältig. Nicht erst seit der Entdeckung des Multiversums durch das MCU kursieren zahlreiche alternative Zeitlinien, Itterationen bekannter Figuren und auch andere Versionen einer vermeintlich immer gleich bleibenden Handlung. Natürlich ist einer der ältesten Helden des Hauses Marvel dabei der Vorreiter, wenn nicht sogar berühmtester Vertreter des Multiversums. Die Rede ist natürlich von Spider-Man und dem Spider-Verse. Diese Art der Geschichten geht bereits bis in die 70er Jahre zurück. Auch Crossover mit Verlagen wie DC-Comics waren damals möglich und ließen große Ikonen der Supderhelden-Kultur aufeinanderprallen.

In dieser Hardcover gebundenen „Spider-Verse Anthologie“ hält man ein umfangreiches Stück Comic-Geschichte in den Händen. Die vom Panini Redakteur Christian Endres verfassten Texte vor und manchmal nach einem präsentierten Heft strotzen vor guter Recherche. Die extrem informativen und vielfältigen Einblicke in die mediale Geschichte der Spinnenwesen lassen selbst einen vermeintlichen Fan etwas Neues lernen.

Copyright: Panini

Ok, noch ein letztes Mal…

Mit diesem in „Spider-Man: Into the Spider-Verse“ formulierten Satz beginnt die Erzählung der Origin-Storys einer neuen Figur. Tatsächlich lässt sich dieser Satz auch auf sehr viele der hierin enthaltenen Kapitel anwenden. Diese Anthologie spart nicht daran die Anfänge eines Spinnenwesens zu zeigen, auf denkwürdige Momente vieler Figuren einzugehen und sich immer wieder mit viel Humor an seine eigene Comic-Nase zu fassen. Nicht nur Spider-Ham alias Peter Porker und dessen Meta-Humor sprengt den Comic als Medium, auch so manche andere Geschichte zeigt, dass der Bruch der vierten Wand keines Falls eine exklusiv Deadpool oder She-Hulk Fähigkeit ist. 

Vor allem werden einem die Charaktere nah gebracht, die nun im aktuellen Spider-Man Film von Sony zu sehen sind. Miguel O‘Hara, Spider-Gwen und auch gänzlich losgelöst scheinende Versionen einer alternativen Cartoon-Welt treten in dieser Ausgabe in Erscheinung. Sie alle bilden einen überaus umfangreichen, wenn auch nur ein Heft langen, Einblick in die bunte Welt der Spinnen-Wesen. Ganz besonders spannend sind die inhaltlichen Bezüge zueinander, die ins besondere durch die redaktionellen Texte klar hervorgehoben werden. So entwickelten einige der für Spider-Man wichtigsten Künstler:innen Gesetzmäßigkeiten, die bisher gänzlich unerwähnt blieben in den Filmen. Überraschend ist wie wichtig die Animationsserien für die Entstehung so mancher Geschichte wurde. Einige Künstler:innen fühlten sich durch die darin entwickelten Ideen inspiriert diese in die Comics zu transferieren. Sie sind bis heute teilweise geltender Kanon. 

Nicht eins, nicht zwei oder drei

Diese 324 Seiten umfassende Ausgabe enthält ganze 16 Hefte aus vielen unterschiedlichen stilistischen und erzählerischen Epochen. So kann man nicht nur Lieblingskünstler:innen darin entdecken, sondern auch viele neue vielleicht bisher nicht so geläufige Autor:innen und visuelle Qualitäten. Die Noir-Geschichten haben beispielsweise eine sehr einprägsame Stilistik, die von Carmine Di Giandomenico und Marko Djurdjevic gezeichnet und von David Hine und Fabrice Sapolsky verfasst wurde.

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Auch Miles Morales, also der Spider-Man der Ultimate-Reihen hat mehr als einen tollen Auftritt. Dabei auffällig ist das Kapitel, in dem die Trauerfeier Peter Parkers abgehalten wird und viele der anwesenden Personen ihre Perspektive auf die Person Spider-Man beziehungsweise Peter Parker beschreiben. Zwischen den vielen Spidey-Momenten, die mit krachender Action, eleganter Akrobatik durch Häuser schwingend abgerundet werden, findet man auch einfühlsame, emotionale und für Spinnenwesen typische Momente der selbstkritischen Reflexion. Wo fängt die berühmte große Verantwortung an, die mit großer Kraft folgt? Wo und wann endet die Wirkmacht und der Wille alle schützen zu wollen? 

Spider-Verse Anthologie
Lehrreich, witzig und umfangreich
Ein riesiger Lesespaß und ein großartig lehrreiches Nachschlagewerk bietet die „Spider-Verse Anthologie“ für Neueinsteiger und Fans. Die fantastische redaktionelle Aufbereitung jedes Kapitels vermeidet Verwirrungen und bietet jedes Mal einen gelungenen Start in ein neues Universum. Als Neuling kann man sich gerade in Verbindung mit dem aktuellen Film eine gehörige Menge Hintergrundwissen anlesen, mehr zu den Schicksalen der Figuren erfahren und auch sich auch schon so manchen möglichen Ausgang des dritten Films zusammenreimen. In jeder Hinsicht ist auch diese Anthologie aus dem Hause Panini ein absoluter Garant für packende und knackig kurze Geschichten, die mit viel Wissen angereichert einen guten Überblick der Marvel-Historie bieten. Als Comic-Fan gehören die Anthologien, vor allem diese facettenreiche und unterhaltsame, in jedes Sammler-Regal.
Pro
Sehr informativ
Großer Umfang
Vielfalt der Künstler:innen
Kontra
Teilweise zu kurze Einblicke, um einzuschätzen ob man weiterlesen möchte
9

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Über den Autor

Lars Hünerfürst

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