Spider-Man 5: Das Syndikat

spider man 5

Spider-Man Neustart ist eine von Nick Spencer geschriebene Reihe mit dem uns so bekannten Peter Parker in seinem Element. Er fängt von vorne an, er beginnt einen Neustart in allen Aspekten seines Lebens, denn seine globale Firma ist pleite und sein Doktortitel (tatsächlich verfasst von Doctor Octopus, als dieser den Körper Parkers bewohnte) wurde ihm aberkannt. Seine große Liebe Mary Jane ist allerdings wieder seine Freundin und es könnte nicht besser laufen.

Die ersten drei Bände dieser Reihe haben sich schön stringent und sehr nachbarschaftlich Spider-Man typisch „home-based“ gelesen. Der vorige vierte Band, ein grandioser Megaband mit einem handlungstechnisch eher losgelösten Kraven-Spektakel, hat diese Kontinuität in der Erzählung bereits gebrochen, und was in diesem fünften Exemplar abgefeuert wird, kann eine Spinne an ihren acht Händen nicht abzählen.

Die Handlung

Begonnen wird mit einer Montage, immer wechselnd zwischen Peters Perspektive und dem früh in dieser Reihe eingeführten Mysterio. Beide stehen offensichtlich unter dem Einfluss von Kindred, einem Bösewicht, der sein Gesicht bandagiert, Tausendfüßler-Arme wachsen lassen kann und mit der Marvel-Hölle und Mephisto in Verbindung steht.
Peters durch eine Nervengift Kravens erfahrene Vision, in der Mary Jane gestorben sei, lässt ihn nicht mehr los und es verfolgt ihn aus seinen Träumen bis in den Wachzustand.

Das zweite Heft in diesem Band beginnt – und ab hieran wird es abenteuerlich. Zuerst werden wir mit MJ auf eine Theatervorführung geführt, bei der sie einen überraschenden Auftritt hinlegen soll und so möglicherweise wieder zu ihrer Leidenschaft zurückfindet. Die neue Superschurkin Electro wird in diesem Zuge eingeführt und im späteren Verlauf des Comics wieder aufgegriffen.

Ein ungewohntes Team-Up

Darauf folgt ein „Team-Up“ mit J. Jonah Jameson, der Spider-Man in seiner Wohnung überrascht, um seltsame Geschehnisse zu überprüfen, die auch mehr als merkwürdig sind und einem als Leser ein Gefühl von absoluter Sinnlosigkeit geben.

Am Ende tritt dann auch noch Doctor Strange auf, völlig ohne Auswirkungen auf irgendetwas.
Ohne einleitende Worte oder große Kontextualisierung folgt ein kurzer, von einer KI verfasster Comic, auch ohne Sinn, dafür recht unterhaltsam. Sicherlich mitverantwortlich für die Verwirrungen ist – nebst der im weiteren Verlauf besprochenen Zeichnerwechsel – auch der Fakt, dass zwei weitere Autoren an diesem Kapitel 25 mitgeschrieben haben.

Vom Kapitel 26 an lässt sich wieder so etwas wie eine Handlung erwarten. Der Bürgermeister Wilson Fisk wird von Peters neuem Mitbewohner und ehemaligem Schurken Boomerang aka Fred Myers gelinkt und es beginnt eine Jagd nach ihm. Denn nicht nur Fisk will dem chauvinistisch faulen Mitbewohner Spider-Mans an den Kragen, auch das neue Syndicate. Das „Sinister Syndicate“, Boomerang war dort Gründungsmitglied, wurde abgelöst von einer ausschließlich weiblichen Garde aus Superschurkinnen. Die Dialoge sind sehr witzig, slapstick-artig und in einem tollen Tempo ablaufend geschrieben und machen doch ziemlich Spaß. Was Fred Myers, den Boomerang, so besonders macht, wird dann hoffentlich im nächsten Band nicht nur angedeutet.

Der Stil

Es ist ein stilistisch extrem vielfältiger Comic. Man kann es mögen, muss es aber nicht. Die Zeichenstile der insgesamt sechs Zeichner wechseln vor allem in dem besagten und verwirrenden zweiten Heft (Nummer 25) gefühlt in jeder zweiten Szene. Die handlungstragenden Figuren sehen unter Umständen gänzlich anders aus, was den Lesefluss doch schon beeinflusst. Dann finden sich allerdings auch einige Teile mit ganz großartiger zeichnerischer Raffinesse, die auch in ihrer Thematik sehr seriös und relevant erscheinen.

Die letzten drei Kapitel wurden dann von dem britischen Gastzeichner Kev Walker gezeichnet. Es ist ein merkbar unamerikanischer Marvel-Stil, der hier gezeigt wird. Mal etwas anderes, erfrischend und doch nicht zu experimentell für einen Superhelden Comic. Der bisher so stilistisch prägende Ryan Ottley wird hoffentlich nicht (wegen zu hoher Arbeitslast an „Invincible“) für diese Reihe ausfallen, denn seine Zeichnungen sahen bisher am passendsten aus für einen Neustart.

spider man 5
Fazit
Die Handlung wird leider mit dem ersten Kapitel nur angerissen. Alles was folgt, wirkt leider nur wie eine Tie-In, eine externe ergänzende Handlung, die von außerhalb der Kontinuität in diesen Band gepresst wurde. Aufgemachte Entwicklungen um Kindred und Mysterio bleiben im ersten Kapitel zu finden und enden dort. An einigen Stellen ist der Comic – vielleicht auch gerade wegen seiner verworrenen und vielfältigen Stile – sehr unterhaltsam, irrwitzig und voll mit Blödelei. Wer nach dem vierten Band „Beutejagd“ eine Fortsetzung der von Nick Spencer angelegten Rahmenhandlung erhofft hatte, wird in diesem Band leider ebenfalls enttäuscht. Die Zeichnungen schwanken zwischen sehr schön bis zu total hässlich. Es ist ein Comic, der wirkt, als hätte man versucht, möglichst viele unterschiedliche Spider-Man Comics in einem Band zu sammeln. Das Syndikat fühlt sich dann am Ende leider doch wie ein Sündikat an.
Pro
Vielfältig, unterhaltsam.
Kontra
Die Handlung wirkt fahrig und nicht stringent.
6

Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris.

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