„Blutrote Symbiose“ heißt das sechste Paperback des Spider-Man Neustarts unter der inhaltlichen Leitung von Nick Spencer.
Der am häufigsten vertretene Zeichner ist Ryan Ottley, der durch die Serie „Invincible“ bekannt sein dürfte.
In dieser Ausgabe finden sich zudem auch noch Ray-Anthony Height und Pete Woods, die in Zusammenarbeit die letzten Kapitel illustrieren, sowie Francesco Manna, der das erste Kapitel zeichnet.
Das bei Marvel kürzlich beendete Event um den mörderischen Symbionten „Absolute Carnage“ zeigt seine Nachwirkungen in dieser Ausgabe. Man muss aber für das Verständnis dieses Comics keine der „Venom“ oder „Carnage“ Ausgaben gelesen haben, denn der einführende Text der Panini-Redaktion füllt glücklicherweise die nötigen Lücken.
Die Handlung
Im ersten von Manna illustrierten Kapitel bekommen wir das komplizierte Beziehungsleben des Peter Parkers und seiner ewigen Liebe Mary Jane präsentiert. Zudem wird dem Leser deutlich gemacht, dass Peter eine Schwester hat, die beim Geheimdienst arbeitet und ihn kurzfristig zu einem Job entführen muss. Peter steht wie so oft zwischen den Stühlen. Mary Jane verlässt ihn für zwei Monate (für einen Job als Schauspielerin), er fürchtet sie zu verlieren, etwas falsch zu machen und wollte sie zum Flughafen bringen. Sein anderer „Job“ kam jedoch dazwischen und so befindet er sich in seiner ihm typischen Position aus Verantwortungsgefühl und unstabilen zwischenmenschlichen Beziehungen.
Im Folgenden tauchen wir in die bisher aufgebaute Handlung ein. Kindred, der mumifizierte und Tausendfüßler kontrollierende Bösewicht, bekommt seine eigenen sehr interessanten Panels. Er sucht Norman Osborn in einer psychiatrischen Sicherheitsverwahrung auf. Dieser ist durch seine im späteren Verlauf dieses Paperbacks beleuchteten Phase als Red Goblin mental gebrochen. Die Symbiose mit dem einst Cletus Kasady gehörenden rötlichen Symbionten ließ ihn im Glauben, selber Kasady zu sein, zurück. Spencer erzählt in diesem Kapitel eine extrem interessante und auf vielerlei Ebenen verwobene Geschichte, die sogar einige Andeutungen zum Ursprung und der wahren Identität des Kindred andeutet. Leider deutet auch dieser Comic nur an und wir als Leser:innen müssen uns weiterhin geduldig zeigen, was die Identität, die Motive und Pläne Kindreds angeht.
Der letzte Teil schildert den moralischen Verfall des Norman Osborn und die Entstehung des Red Goblins. Neben der exzessiven Gewalt und der Mordlust des Symbionten lernen wir, welches Ziel der Symbiont verfolgt. Diesen Teil kann man mehr als Rückblick und Nachtrag zum vorher angedeuteten Red Goblin verstehen. Es fügt dem eigentlichen Handlungsstrang nichts hinzu.
Der Stil
Das erste Kapitel zeigt sich in einem frischen Zeichenstil, der seine Anlehnung an Ryan Ottleys Zeichnungen nicht versteckt. Jedoch bringt Francesco Manna mit seinem sehr bodenständigen und klaren Zeichenstil die nötige Ruhe in das Kapitel, das sich ja fast ausschließlich um die Empfindungen des Helden Spider-Man dreht.
Der darauffolgende, von Ryan Ottley gezeichnete Teil führt den geneigten Spider-Man Leser wieder zurück in bekannte Gewässer. Liest man die Reihe „Invincible“, kommt man nicht umhin, krasse Parallelen zu entdecken. Leider sind die Gesichter, vor allem Gesichtsformen und Mimik, teilweise so ähnlich, dass man die Figuren der beiden unterschiedlichen Serien fast in einen Kosmos werfen könnte oder gar vertauscht. Am deutlichsten wird dies auf einem Panel, in dem Spider-Man ein Kind rettet, das nahezu seines sein könnte oder einfach Peter Parker in klein. Trotz dieses Kritikpunkts sind die Zeichnungen sehr ansehnlich, die Action ist brachial und wirkt fühlbar schmerzhaft und die Mimik der Figuren spricht eine Sprache ohne betätigte Worte.
Der letzte Teil, illustriert von Height und Woods, wirkt zu den vorherigen Stilen eher dunkel, ein wenig retro und legt vor allem ganz klar einen anderen Fokus. Die dargestellten Kinder ähneln in ihren dunkelsten Momenten an „Chucky die Mörderpuppe“ und der Red Goblin ist eine wahrlich angsteinflößende Gestalt. Auch die Koloration und das Benutzen von Schatten stehen im großen Kontrast zu den vorherigen Kapiteln.