Spider-Man 6: Blutrote Symbiose

28. Februar 2021
2 Minuten gelesen
spider-man 6 cover

„Blutrote Symbiose“ heißt das sechste Paperback des Spider-Man Neustarts unter der inhaltlichen Leitung von Nick Spencer.

Der am häufigsten vertretene Zeichner ist Ryan Ottley, der durch die Serie „Invincible“ bekannt sein dürfte.
In dieser Ausgabe finden sich zudem auch noch Ray-Anthony Height und Pete Woods, die in Zusammenarbeit die letzten Kapitel illustrieren, sowie Francesco Manna, der das erste Kapitel zeichnet.

Das bei Marvel kürzlich beendete Event um den mörderischen Symbionten „Absolute Carnage“ zeigt seine Nachwirkungen in dieser Ausgabe. Man muss aber für das Verständnis dieses Comics keine der „Venom“ oder „Carnage“ Ausgaben gelesen haben, denn der einführende Text der Panini-Redaktion füllt glücklicherweise die nötigen Lücken.

Die Handlung

Im ersten von Manna illustrierten Kapitel bekommen wir das komplizierte Beziehungsleben des Peter Parkers und seiner ewigen Liebe Mary Jane präsentiert. Zudem wird dem Leser deutlich gemacht, dass Peter eine Schwester hat, die beim Geheimdienst arbeitet und ihn kurzfristig zu einem Job entführen muss. Peter steht wie so oft zwischen den Stühlen. Mary Jane verlässt ihn für zwei Monate (für einen Job als Schauspielerin), er fürchtet sie zu verlieren, etwas falsch zu machen und wollte sie zum Flughafen bringen. Sein anderer „Job“ kam jedoch dazwischen und so befindet er sich in seiner ihm typischen Position aus Verantwortungsgefühl und unstabilen zwischenmenschlichen Beziehungen.

Im Folgenden tauchen wir in die bisher aufgebaute Handlung ein. Kindred, der mumifizierte und Tausendfüßler kontrollierende Bösewicht, bekommt seine eigenen sehr interessanten Panels. Er sucht Norman Osborn in einer psychiatrischen Sicherheitsverwahrung auf. Dieser ist durch seine im späteren Verlauf dieses Paperbacks beleuchteten Phase als Red Goblin mental gebrochen. Die Symbiose mit dem einst Cletus Kasady gehörenden rötlichen Symbionten ließ ihn im Glauben, selber Kasady zu sein, zurück. Spencer erzählt in diesem Kapitel eine extrem interessante und auf vielerlei Ebenen verwobene Geschichte, die sogar einige Andeutungen zum Ursprung und der wahren Identität des Kindred andeutet. Leider deutet auch dieser Comic nur an und wir als Leser:innen müssen uns weiterhin geduldig zeigen, was die Identität, die Motive und Pläne Kindreds angeht.

Der letzte Teil schildert den moralischen Verfall des Norman Osborn und die Entstehung des Red Goblins. Neben der exzessiven Gewalt und der Mordlust des Symbionten lernen wir, welches Ziel der Symbiont verfolgt. Diesen Teil kann man mehr als Rückblick und Nachtrag zum vorher angedeuteten Red Goblin verstehen. Es fügt dem eigentlichen Handlungsstrang nichts hinzu.

Der Stil

Das erste Kapitel zeigt sich in einem frischen Zeichenstil, der seine Anlehnung an Ryan Ottleys Zeichnungen nicht versteckt. Jedoch bringt Francesco Manna mit seinem sehr bodenständigen und klaren Zeichenstil die nötige Ruhe in das Kapitel, das sich ja fast ausschließlich um die Empfindungen des Helden Spider-Man dreht.

Der darauffolgende, von Ryan Ottley gezeichnete Teil führt den geneigten Spider-Man Leser wieder zurück in bekannte Gewässer. Liest man die Reihe Invincible, kommt man nicht umhin, krasse Parallelen zu entdecken. Leider sind die Gesichter, vor allem Gesichtsformen und Mimik, teilweise so ähnlich, dass man die Figuren der beiden unterschiedlichen Serien fast in einen Kosmos werfen könnte oder gar vertauscht. Am deutlichsten wird dies auf einem Panel, in dem Spider-Man ein Kind rettet, das nahezu seines sein könnte oder einfach Peter Parker in klein. Trotz dieses Kritikpunkts sind die Zeichnungen sehr ansehnlich, die Action ist brachial und wirkt fühlbar schmerzhaft und die Mimik der Figuren spricht eine Sprache ohne betätigte Worte.

Der letzte Teil, illustriert von Height und Woods, wirkt zu den vorherigen Stilen eher dunkel, ein wenig retro und legt vor allem ganz klar einen anderen Fokus. Die dargestellten Kinder ähneln in ihren dunkelsten Momenten an „Chucky die Mörderpuppe“ und der Red Goblin ist eine wahrlich angsteinflößende Gestalt. Auch die Koloration und das Benutzen von Schatten stehen im großen Kontrast zu den vorherigen Kapiteln.

spider-man 6 cover
Fazit
Es ist kein schlechter Comic, aber auch keine wirkliche Erfüllung der Sehnsüchte der Spider-Man-Fans. Die von Spencer angelegte Geschichte zieht sich nun schon seit drei Paperbacks. Warum Panini von nur vier Kapiteln einen „Fremdkörper“ hinzufügt, ist verwunderlich. Wie auch schon in vorigen Paperbacks dieser Reihe kam es vor, dass man wenig von der eigentlichen Geschichte Spencers zu greifen bekam. Man erinnere sich an den vierten Band, der (im Megaband-Format daherkommend) ausschließlich eine alte Kraven-Geschichte neuauflegte, die nur am Rande etwas über Kindred und den „Street-Level“ Spider-Man erzählt hat. Die ersten drei Kapitel sind wirklich sehr stimmig, machen Lust auf mehr und geben einem ein echtes Spidey-Feeling. Vor allem die wirklich tolle Erzählweise und der überraschende Plot-Twist in der Mitte dieses Paperbacks bauen eine Spannung auf, die nun zügig gestillt werden will.
Pro
Spannender Mittelteil, einfühlsames erstes Kapitel.
Kontra
Die Haupthandlung tritt mehr und mehr auf der Stelle.
6

Über Hünerfürst.de

Einer der bekanntesten deutschen Netzkultur Blogs seit 2009. Nils Hünerfürst und seine Familie schreiben hier auf Hünerfürst.de über Technik, Kultur, Essen und Videospiele.

Über den Autor

Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris.

Sportwetten Tipps von Overlyzer

Das Neueste von Comics

Burlesque Noir 2

Mit dem Abschluss der Mini-Serie „Noir Burlesque“ landet Enrico Marini stilsicher auf beiden Beinen des Genres Noir. Diese bei Carlsen verlegte Hardcover Ausgabe beendet
Die-kleine-Zikade-und-der-alte-Ochs-Cover.jpg

Die kleine Zikade und der alte Ochs

Comics sind häufig verschrien als Bilderbücher für Kinder, die Lust auf Actionhelden haben. Dass dies nicht mehr stimmt, sollte Jedem klar sein, der sich
Batman One Bad Day Clayface Panini Cover

Batman – One Bad Day – Clayface

Zu den großen und bekanntesten Schurken des Batman-Kosmos entstehen nun seit Sommer 2022 einzelne Kurzgeschichten. Dieser von Collin Kelly und Jackson Lanzing geschriebene, durch

Roaming – Fünf Tage in New York

Das Leben als adoleszenter Mensch ist kein unkompliziertes. Vor allem dann nicht, wenn Freundschaft, Liebe und Karriere in einem bunten Gemengelage zusammenkommen. In ihrer

Crossover 1 – Kinder Lieben Ketten

Wer Comics mag, wird mit „Crossover“ voll auf seine Kosten kommen. Die von Donny Cates geschriebene Mini-Serie und von Geoff Shaw gezeichnete Reihe spielt