Die Anthologie-Serie „Batman – One Bad Day“ startete 2022 und sorgte mit Veröffentlichung der ersten dieser insgesamt 8 abgeschlossenen One-Shots für einen regelrechten Ansturm auf die Comicläden. Mit immer wechselnden Künstler-Teams werden die denkwürdigsten Gegenspieler, Komplizen und Erzfeinde Batmans beleuchtet. In dieser Ausgabe widmen sich Autorin Gwendolyn Willow Wilson und Jamie McKelvie als alleiniger Künstler der berühmten „Catwoman“. Dass sich die Autorin Wilson mit weiblichen Figuren auskennt, die fernab jedweder Rollenklischees oder Gender-Swap Merkwürdigkeiten liegen, zeigt ihre mehrfach preisgekrönte Serie Mrs. Marvel. Jene wie auch diese „Batman – One Bad Day: Catwoman“ Hardcover Ausgabe sind bei Panini erschienen.
Die Vergangenheit holt uns stets ein
In dieser Episode der „One Bad Day“ Reihe begeben wir uns auf die leisen Pfoten in das Leben der Selina Kyle alias Catwoman. Als Meisterdiebin ist sie immer auf der Suche nach dem nächsten großen Job. Ein glücklicher Umstand, dass eine Auktion stattfindet in der ein Schmuckstück verkauft werden soll, das mehr als materiellen Wert hat. Bei der Sondierung des Geländes trifft sie auf eine redegewandte Kuratorin, die anscheinend alle wunden Punkte bei Selina mit einem Schlag trifft. Sie wird auffallend schnell sentimental und man beginnt sich zu fragen, welche Geschichte hinter dem Objekt der Begierde stehen mag.
Der dem Titel enthaltene „One Bad Day“ liegt in der Kindheit der nie greifenden Catwoman. Nicht das Gesetz noch die starke Zuneigung zu Batman selbst konnten sie bisher fesseln. Sie schaffte es immer früh genug der Situation zu entfliehen, ihre Verbindung so nah wie nötig und so fern wie möglich zu erhalten. Doch nicht an diesem einen Tag, an dem Selinas Mutter aus Verzweiflung das Familienerbstück verkaufen musste. Als Alleinerziehende von zwei Töchtern und wenig Perspektive in einer Stadt wie Gotham City, blieb ihr kein anderer Weg.
Vergangenheit zurück stehlen
Nun sieht Catwoman es als ihre Pflicht die mittlerweile als hoch dotierte Rarität deutscher Schmiedekunst des frühen 20. Jahrhunderts in ihren Besitz zu bringen. Ihr Versuch die verlorene Vergangenheit zurück zu stehlen, führt sie in die Arme einer unerwarteten Gegenwehr und konfrontiert sie mit der Beziehung zu ihrer Schwester und Bruce „Batman“ Wayne.
Die vermeintliche Vielfalt der hierin behandelten Themen mag verlockend oder interessant wirken. Leider gelingt es der Erzählung nicht so recht eine größere Fallhöhe zu etablieren, den „One Bad Day“ Trademark also komplett auszuspielen. Es tänzelt daher ein wenig auf der Oberfläche herum und geht nur pointiert in etwas Tiefgang. Allerdings niemals so intensiv, als dass man sich dabei emphatisch mitgenommen oder angesprochen fühlt. Es entspricht dann wiederum auf gewisser Weise dem Naturell Catwomans, nie zu nah oder zu fern. Leider führt diese Distanz nun dazu, dass diese Geschichte nicht zwingend als leuchtend oder besonders aus der Fülle an Comics zur Meisterdiebin im Katzenkostüm heraussticht.
Stilistische Mischung
Die stilistische Umsetzung dieses One-Shots durch Jamie McKelvie ist solide. Viele Perspektiven sind überzeugend, das Spiel mit Licht und Schatten sind tadellos umgesetzt und auch der Rückgriff auf den Rasterpunktfolien-Look an ausgewählten Stellen gibt dem Ganzen einen sehr individuellen Charme. Dem Thema adäquat wirkt die Umsetzung dann leider noch nicht. Allgemein ist der Look sehr glatt, im Design und den Entwürfen der Figuren, ob nun Nebenfigur oder Protagonist, leider recht plakativ und flach. Jene Panels in denen die Gestik und Mimik als einzige Form der Kommunikation zu sehen sind, stechen daher umso mehr heraus. Sicherlich nicht unbedingt zuträglich diesbezüglich ist die Art zu kolorieren. Es wirkt „überbelichtet“, ganz so als wäre zu viel Weiß in die Farbpalette gerutscht. Ob diese kreative Entscheidung auf Grund der neuen Leichtigkeit der Figur vorgenommen wurde oder sich der familiären Thematiken wegen auf diesem Wege annehmbarer und zugewandter zu zeigen, kann man nicht eindeutig herauslesen.
So verwundert es auch nicht, dass rein Formal ein eher konventionelles Layout gewählt wurde. Bis auf einige wenige Ausnahmen bleibt das Geschehen in gerahmten, deutlich voneinander abgesetzten Panels verhaftet. Da kann der eine De-Lucca-Effekt beim Einbruch ins Auktionshaus auch nicht retten, was der Rest dieser Ausgabe mit solider Konvention etabliert.