Comic Invasion Berlin 2023 

21. Mai 2023
2 Minuten gelesen

Bereits zum sechsten Mal fand am ersten Maiwochenende die „Comic Invasion“ in Berlin statt. Der Ort des Geschehens war das Museum für Kommunikation in der Leipziger Straße in Berlin-Mitte. Bereits auf dem Weg dorthin sah man einige Fans in Kostümen und „bewaffnet“ mit Speer und Schild. Nur ein Banner neben dem Eingang wies auf das Festival hin. Doch konnte man dort nebst eines großen Angebots unabhängiger Künstler:innen auch ein volles Programm an Lesungen, Werkvorstellungen und Workshops besuchen. Das diesjährige Gastland war Italien, woher einige namenhafte Zeichner und Autoren auf der Hauptbühne zu sehen waren.

Eine gute Größe

Zu Beginn glaubte ich das Festival schnell durchlaufen zu haben und alles sehen zu können. Allerdings rechnete ich dort nicht damit, dass die kleine Größe zu einer sehr persönlichen Atmosphäre führe. So geschah es häufig, dass ich mit den Austeller:innen und Künstler:innen ins Gespräch kam. Einige Eindrücke dieser Unterhaltungen möchte ich nun schildern. 

Die Künstler:innen sind häufig alles in einem: Autor:in, Zeichner:in, Lektor:in und Verleger:in. Diese enorme Belastung, neben dem „ganz normalen Leben“, führte nun eben dazu, dass einige Exemplare von vielleicht 50 Seiten Umfang bis zu vier Jahre Bearbeitungszeit brauchen. Im Extremen, wie aus der Schilderung Matthias Lehmanns („Parallel“ und „Zur Sonne“) zu entnehmen, dauert der gesamte Schaffensprozess bis zu 8 Jahre. Dies beinhaltet den Beginn der Recherche bis zur Fertigstellung der Panels. Die Künstler:innen mit den ich reden konnte, schilderten unterschiedliche Schwierigkeiten beim Dasein als Comic-Schaffenden. Die größte Schwierigkeit scheint dabei tatsächlich das Finden eines Verlags zu sein. Daher verlegen die meisten der dort ansässigen ihre Werke selbst, im Print on Demand Verfahren. 

Rund 90 ausstellende Künstler:innen und Independent-Verlage konnte man sich zu Gemüte führen. Darunter waren auch einige größere Berliner Verlage, deren Programm auf gesellschaftliche und politische Themen eingeht. Die mitunter größten Stände waren dabei der Avant-Verlag und Reprodukt. Beide in Berlin ansässig, haben unter dem Druck der Mainstream-Superhelden und Manga-Flut der letzten Jahre einen harten Kampf in der Verlagswelt zu bestehen. Zugpferde wie Liv Strömquists Essays im Comic bei Avant oder Mawils Comics und Manga-Klassiker wie Kitaro sind bei Reprodukt zu finden. Natürlich findet sich noch eine riesige Auswahl weiterer spannender Titel in deren Programm. Kaufen konnte man auf diesem Festival unter anderem beim Stand des Berliner Comicladens Modern Graphics alles. Von gezeichneten Einzelstücken kleiner Illustrationen, Stickern, Comics, Graphic-Novels bis zu Merchandising fand man dort nahezu alles. Ich konnte nicht mit leeren Händen gehen, doch dazu bald in einer Rezension mehr.

Angenehm familiär 

Wer schon einmal auf einer großen Messe war, weiß wie anstrengend und übervoll, unpersönlich und stressig dies sein kann. Läuft man über eine große Messe und hat keine Kopfhörer dabei, um sich vom Lärm abzuschotten, so ist das Nervenkostüm nach wenigen Minuten angerissen. Nun war das Gelände beziehungsweise die Räumlichkeit, also das Foyer eines Museums, keines Wegs zu groß oder zu voll. Man konnte genüsslich und mit Ruhe an jeden Stand gehen und das Gespräch suchen. Die Akustik hingegen lässt sich mit noch so viel Wille und guten Ideen nicht groß verändern und dies führt über kurz oder lang zu einer klanglichen Empfindung einer Bahnhofshalle bei Volllast. Daher war ich froh darüber nach 3 Stunden Aufenthalt den Ort wieder zu verlassen, mit einer handsignierten Ausgabe, einigen Kontakten zu Verlagen und Künstlern, einem neuen bald zu besprechenden Rezensionsexemplar und Lust noch mehr in die Independent-Szene einzutauchen. 

Dieses einladende Gefühl ist hauptsächlich den engagierten und motivierten Akteuren und Organisatoren des Festivals zuzuschreiben. Ihrem Engagement zu Dank konnte Berlin am 06. und 07. Mai die Comic-Indy-Szene gelungen repräsentieren. 

Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris.

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