Guardians of the Galaxy Vol. 3 – ist das MCU am Ende?

Die Trailer des neuen „Guardians of the Galaxy Vol. 3“ aus dem Hause Disney versprachen große Konsequenzen für einige Figuren. Harte Schicksalsschläge, große Kampfszenen und eine gehörige Menge Weltraum-Wahnsinn erwartet man schließlich auch bei diesem Team. Das MCU musste mit den letzten drei Filmen (Thor: Love and Thunder, Black Panther: Wakanda Forever, Ant-Man and the Wasp: Quantumania) schwere Verluste an den Kinokassen verbuchen. Die Zahlen deuten auf ein jähes Ende der Marvel-Ära hin. Nun hat James Gunn (Autor und Regisseur), der mit diesem 150 Minuten langen Film seinen Abschluss im MCU setzt, einen überraschenden dritten Teil produziert. Dennoch bleibt der Erfolg an den Kassen aus. Bisher hat der 250 Millionen US-Dollar kostende Film nur rund 390 Millionen eingespielt (stand 12.05.2023). Dies gilt auch noch als Flop an den Kassen.

Der Cast des Teams der Guardians blieb wie bisher bekannt. Im Vorfeld verbreiteten sich einige Gerüchte und Spekulationen über das Ende einiger Figuren, welche durch die Trailer und den Regisseur Gunn doppeldeutig bestätigt wurden. Denn viele Darsteller kündigten ein Ende ihrer Zusammenarbeit mit MCU-Disney an. Wie der Film das gelöst hat, welche Themen dieses Mal angesprochen werden und ob dieser Film relevant für den Marvel-Kosmos wird, soll im Folgenden geklärt werden.

Was geschieht im Film?

Der Film beginnt mit einer Atmosphäre, die sich zuletzt in Black Panther: Wakanda Forever finden ließ. Das Intro ist nicht vom MCU-Thema musikalisch unterlegt, viel eher von düsteren Klängen eines Streichorchesters. Dem Zuschauer wird sofort eine emotionale Regung abverlangt, denn es geht um die Geschichte des Rocket Raccoon (gesprochen von Bradley Cooper). Diese ist grausig. Rocket ist ein „Produkt“ einer Reihe von Experimenten in einem bis dato nicht näher genannten Wissenschaftlers. Dies ändert sich in diesem Film, denn wir erfahren nun die Origin des wohl beliebtesten sprechenden Waschbären seit „Ab durch die Hecke“.

Mit dieser rührseligen und bereits einige emotionale Türen beim Zuschauer öffnenden Exposition sehen wir den Status Quo der Guardians. Der Captain Peter Quill alias Star-Lord (Chris Pratt) trauert um seine verlorene Beziehung und die nun einseitige Liebe zu Gamora (Zoe Saldana). Seine Teamkollegin, die kybernetisch veränderte Nebula (Karen Gillen), trägt den vom Alkohol betäubten Captain ins Bett, während Groot (gesprochen von Vin-Diesel) ein wachendes Auge auf sie wirft. Fehlen nur noch Drax der Zerstörer (Dave Bautista) und Mantis (Pom Klementieff), die beim Aufbau des neu gegründeten Hauptquartiers der Guardians helfen. Sie leben nun alle zusammen, inklusive des Nachfolgers Yondus also Kraglin (Sean Gunn) auf Knowhere, dem motorisierten Schädel eines Celestials.

Abgesehen von Quills Alkoholproblem und dem dadurch kompensierten Verlust einer Beziehung scheint die Welt der Guardians in bester Ordnung. Plötzlich jedoch taucht der in Guardians of the Galaxy Vol. 2 in einer Post-Credit-Scene gezeigte Adam Warlock (Will Poulter) auf. Nahezu unbesiegbar und übermächtig zerlegt er die vorher gezeigte Szenerie beim Versuch den in seinen Erinnerungen an die Folter der Experimente gefangenen Rocket Raccoon zu entführen. Dabei wird dieser schwer verletzt und die eigentliche Handlung beginnt.

Emotionen, Emotionen, Emotionen

Die Guardians machen sich bepackt mit viel Musik auf die Reise, um Rocket Raccoon zu retten und wir als Zuschauer werden auf dem Weg auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle mitgenommen. Es ist ein Team, das ihre zwischenmenschlichen Konflikte mit teils grobem Humor und lauten Dialogen löst. Hinzu kommt ein viel zu naiver Adam Warlock, der unter der Fuchtel seiner dominanten „Mutter“ steht. Der von Trauer zerfressene Captin, der in rührseligen Monologen an das Gewissen und eine nicht vorhandene Erinnerung in Gamora (in Avengers: Endgame durch Zeitreise „wiederbelebt“) appelliert.

Zu guter Letzt konfrontiert der Film den Zuschauer immer wieder mit schamlos das Kindchen-Schema ausnutzenden und gut animierten Tieren, die schmerzschreiend oder klagende Geräusche von sich geben, sowie inkarzerierte Kinder, die als Laborexperimente gezüchtet werden. All das ist eingewoben in den Wunsch Rockets und seiner Zellengenossen, während der ihn erschaffenden Experimente, nach Freiheit, Zuneigung und Selbstbestimmung. Diese technisch erweiterten Tiere sind seine ersten Freunde, mit denen er lacht, von denen er Liebe erfährt und mit denen er träumt. Gemeinsam fantasieren sie vom unendlichen blauen Himmel in den Rocket sie alle eines Tages in seiner von ihm gebauten Rakete mitnehmen möchte. Als bekennender Fan des von Grant Morrison geschriebenen Comics „We3“ hat James Gunn Rockets tierische Freunde als Anlehnung daran entworfen. Eine nette Nerd-Anspielung und ein unvermittelter Schlag in die Magengrube, wenn man den Verlauf dieses Comics kennt.

Auch negative Emotionen bleiben Gefühle

Der Erschaffer, High-Evolutionary (Chukwudi Iwuji) der mit einem schwerwiegenden Gott-Komplex beschriebene wissenschaftliche Leiter, plant eine neue Zukunft. Eine Zukunft mit perfekten Wesen, die leicht anzuführen sind und keinen gesellschaftlichen Verfall wie so viele andere Zivilisationen zeigen. Dabei geht er über Leichen tausender Lebewesen, frei von jeglicher Empathie. Diese Figur wurde von einigen Kritikern bereits als eine Anspielung auf solch reale Charaktere wie Elon Musk aufgefasst. Interpretiere man es, wie man möchte. Fest steht, dass diese Figur nun Rocket Raccoon zurück haben will. Rocket sei sein Eigentum und eine seiner größten Kreationen, da dieser zu eigenständigen und neuen Gedanken befähigt sei.

Nun ist es nicht schwer den Antagonisten nicht zu mögen, dem Zuschauer wird dafür alles an die Hand gegeben. Auf der anderen Seite wird man mit der nahezu überreizten Emotionalität fast schon selber emotional misshandelt. Es geht auf und ab. Ein Witz, eine spannende Szene, ein Flashback in Rockets furchtbare Vergangenheit, ein handlungstragender Dialog und wieder von Vorn.

Ins Besondere Tierfreunde und Tierhalter werden in einigen Szenen mit maximaler Kraft emotional aufgewühlt. Der Film vermittelt einem, dass der Schutz aller Spezies und Lebewesen die oberste Prämisse wäre. Schade, dass dies nur in einem fiktiven Universum spiele.

Die Kurve gekriegt?

Der Film endet mit einer versöhnlichen Note und findet einen den Figuren gerecht werdendes Ende. Für einige endet das Abenteuer in diesem Film tatsächlich. Auf dem Weg dahin zeigen sich einige Lichtblicke, was die Inszenierung und die visuelle Arbeit am Film betrifft. Die CG-Effekte sehen erheblich besser aus, als in so manchen anderen Produktionen des Hauses Disney. Man schaue sich an dieser Stelle den Trailer zum neuen Arielle an, der animationstechnisch einfach furchtbar aussieht. Viele der Kampfszenen haben mit einigen tollen Kameraeinstellungen und spannenden Kniffen im Set-Design gearbeitet. Auch als positiv herauszustellen ist das Product-Design, das wieder exzellente Arbeit leistete. Die Flugschiffe, die sehr Comic-akkuraten Uniformen der Guardians und die gezeigten Wesen wirken als hätte sich das Entwicklerteam Gedanken gemacht und mit Ideen herumgespielt.

Guardians of the Galaxy Vol. 3 new Costumes

Auch etwas, das so manchem MCU-Film vorgeworfen wird, kann man hier wieder kritisieren. Es passiert zu wenig für den gesamten Kontext des überspannenden Handlungsbogens: Multiverse-Saga. Zwar wird in diesem Film, anders als bei den Meisten, ein sinnvoller Bezug zur vorigen Geschichte aufgemacht. Die immer noch anhaltende Verarbeitung des Traumas durch den Blip (Auslöschung der Hälfte des Universums und Wiederkehr 5 Jahre später), ganz speziell die nun veränderte Beziehung zu den einst verstorbenen, wird durch die Beziehung von Star-Lord und Gamora personifiziert. Um tragend zu sein, allerdings zu oberflächlich.

Wohin geht die Reise nun?

Eine übermäßige Emotionalisierung, wie auch schon in Black Panther: Wakanda Forever, muss man leider auch diesem Film attestieren. Glücklicherweise lassen sich hierin keine antiquierten Gesellschaftsformen, wie die Monarchie, als Kern der Geschichte finden. Es ist schließlich ein Film über Freundschaft, gar darüber seinen Platz zu finden und sich von seiner Vergangenheit zu lösen, um ein neues Kapitel aufzuschlagen. Vielleicht nimmt sich das Marvel-Cinematic-Universe diese Lehre zu Herzen und kann fortan die Vergangenheit und all ihre Fehler nicht ständig wiederholen. Wie Groot in einer Szene treffend sagte: I am Groot (Jeder verdient ein zweite Chance).

Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris.

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