Das wohl chaotischste Superhelden-Team des Marvel-Kosmos ist nun seit Jahren in aller Munde. In dieser Ausgabe, dem „Marvel Must-Have: Guardians of the Galaxy – Krieger des Alls“ beweisen sie, warum schräger Humor und wildes Geballer so gut miteinander harmonieren. Das Autoren-Duo Andy Lanning und Dan Abnett arbeitete bereits am Crossover „Annihilation“ zusammen und schufen mit diesem 2008 erstveröffentlichten Abenteuer einen neuen Status-Quo des schrägsten Teams intergalaktischer Helden. Der Zeichner Paul Pelletier arbeitet schon seit Jahrzehnten für die größten Verleger von Superheldengeschichten. Dieses Must-Have erscheint beim Verlag Panini in gewohnter Ausführung der Must-Haves, also im Hardcover und einer großen Sammlung zusätzlicher Informationen zu den Künstlern, den Guardians und einzelnen Figuren.
Aller Anfang ist schwer
In dieser Ausgabe dürfen wir Zeuge sein, wie sich das sagenumwobene und durchgedrehte Team erneut gründet. Peter Quill alias Starlord versucht nur selten mit sofortigem Erfolg eine Gruppe von Helden um sich zu scharen. Ins Team sollen Gamora, Drax, Mantis, Psy-Vell (früher Captain Marvel), Adam Warlock, Rocket und natürlich Groot rekrutiert werden. In Dialogen voller Wortwitze und überbordendem Sarkasmus müssen sie dem Universum einen Dienst leisten. Das sich vorher ertragene Event „Annihilation“ hat dafür gesorgt, dass sich Risse im Universum auftun. Nur die (noch nicht) Guardians sind gemeinsam in der Lage diese zu schließen und somit eine etwaige Katastrophe abzuwenden. Sich nicht als Team verstehend, funktioniert natürlich absolut gar nichts. Sie reiben sich verbal aneinander, reizen sich und stehen sich öfter als nötig im Weg. Der für dieses Team typische Humor lässt sich in dieser Ausgabe schon herauslesen.
Als dann noch zu allem Überfluss eine ultrareligiöse Organisation ihre „Kardinäle“ aussendet, um die Tätigkeiten der Guardians zu unterbrechen, gerät so manche Sympathie der Mitglieder in Dissonanz. Unter dem Lärm der Laserpistolen, Power-Schübe und krachenden Explosionen versucht die Gemeinschaft um Peter Quill einen Namen für das Team zu finden. Man sieht also, dass eine gemeinsame Identität einen erheblichen Effekt auf die Effizienz und Wahrnehmung einer Gruppen von Individuen hat.
Die Konfrontation mit den religiösen Ultras gerät ausser Kontrolle, als sie feststellen, dass diese ein Wesen auszubrüten scheinen. Ein damit verbundener Sabotageakt im Hauptquartier der Guardians, was von den Formwandlern Skrulls durchgeführt wurde, lässt das Vertrauen und somit fast das ganze Unterfangen der Teambildung scheitern. Der Rat von Knowhere tagt und lässt eine Untersuchung der Ereignisse durchführen. Es beginnt eine Art Hexenjagd unter den Mitgliedern, die den Saboteur aufspüren soll. Außerdem spielt der Comic mit einem unerwarteten Ende auf eine anstehende Skrull-Invasion an. Man merkt, dass in dieser Ausgabe sehr viel lost ist. Es ist laut, schrill, bunt und wild, also genau das, was man von den Guardians erwartet.
Düster und erwachsen
Im Kontrast zum wilden Durcheinander der Handlung und den sarkastischen Dialogen stehen die Zeichnungen Paul Pelletiers. Sie zeigen eine dunkle, kräftig kolorierte, kantige Figuren, die ein ums andere Mal die Erzählform brechen. In alleinstehenden Panels redet nahezu jedes Teammitglied einmal allein, vor einer grauen Wand wie bei einem Verhör, und berichtet über die Ereignisse auf dem Rest der Action geladenen Seite. Die Designs der Figuren zeigen kräftige Formen, seien es wie leider gewöhnlich die weiblichen Figuren oder die kräftig, wulstigen Kinnpartien der starken Männer. Aus aktueller Lesegewohnheit, mit Blick auf so manchen Hochglanz-Stil aktueller Marvel-Reihen, kommt dieser Stil etwas antiquiert daher. In seinem zeitlichen Kontext betrachtet, machen aber Farben, sowohl Szenerie und die Entwürfe der Figuren einen schlüssigen Eindruck.
Auffällig ist, dass trotz des hohen Anteils an Kämpfen und kämpferischer Auseinandersetzung, die Sprechanteile sehr hoch sind. Diese sechs Hefte leben von ihren Dialogen, ob sie nun Anfeindungen sind oder schlichtweg provokanter Sarkasmus. Eben diesen Stil schätzen viele Fans am Team rund um Peter Quill und man wird hier reichlich bedient.