Spy X Family – James Bond mit Superkräften als Manga

16. Februar 2022
3 Minuten gelesen

Was würde wohl passieren, wenn man James Bond und seine schier übermenschlichen Agentenfähigkeiten in einem Manga adaptieren müsste? Das sehr unterhaltsame Ergebnis lässt sich in „Spy X Family“ lesen. Die bereits sieben Bände starke Serie wurde Dank ihres umwerfenden Erfolgs bei den Lesern der größten Manga-App „Shueisha Manga Plus“ schon mit einer Anime-Adaption für den Frühling 2022 angekündigt. In Deutschland erscheinen die Agentengeschichten der etwas anderen Art bei KAZÉ. Gezeichnet und geschrieben hat diesen genreübergreifenden Manga der Mangaka Tatsuya Endo, der mit dieser Reihe seinen internationalen Durchbruch feiert.

Die Handlung

Die Welt ist in zwei große Machtzentren gespalten: Westalis und Ostania. Zur Wahrung des Weltfriedens werden von beiden Seiten die besten Agenten ausgesandt, um Informationen zu ergattern oder Intrigen aufzudecken. Der Beste Agent von Westalis ist „Twilight“, dessen Spezialität die Mimikry und das Erstellen von Identitäten ist. Diese Fähigkeit nutzend wird er auf einen Langzeitauftrag nach Ostania entsandt. Er soll sich einer der wichtigsten Persönlichkeiten der Führungsriege des Zentralkomitees nähern. Allerdings muss er dafür etwas tun, was ihm ferner nicht liegen könnte. Er muss ein Team aufbauen, eine Familie.

Seine Motivation, die Wahrung des Weltfriedens, immer präsent geht der nun „Loid Forger“ heißende Top-Agent ein bürgerliches Leben als Tarnung ein. Jedoch bedarf es zur Wahrung des Scheins auch einer Frau, sowie einem Kind und so gerät er an zwei sehr besondere Menschen.

Die Figuren

Anya, ein Waisenkind, ist nicht nur sehr naiv und eine der größten Agenten-Cartoon-Fans. Ihre besondere Fähigkeit ist es Gedanken zu lesen. Mit dieser Begabung, dessen Ursprung anfänglich unklar ist, wird ihr schnell der Ernst der Lage klar. Sie liest die Gedanken ihres neuen Vaters und erfährt das eine oder andere pikante Detail über dessen Arbeit und das größere Ziel. In voller Bewunderung zu ihrem neuen Vater, da er ein wirklicher Agent ist, wird sie sich im Laufe der Geschichte in eigene kleine und größere Abenteuer werfen. Dabei nutzt sie ihre Fähigkeit und dient in der Geschichte als das süße Comic-Relief, welches mehr als fantastisch funktioniert.

Doch zur Komplettierung einer Familie braucht es auch eine Frau. Schließlich befinden wir uns zeitlich in den 80er Jahren, dort musste das noch so sein. Und auch dort beweist Loid Forger ein besonderes Gespür. Er sucht sich nicht irgendeine Frau, sondern die wohl weltbeste Profikillerin, die aus Ostania ihre Einsätze führt. Yor Briar ist in ihrem bürgerlichen Leben eine Angestellte im Amt und ist heilfroh, dass sie einen Mann gefunden hat. Ihre Kolleginnen wurden bereits neugierig und argwöhnisch des Beziehungstatus der unbeholfen wirkenden Yor. Natürlich eröffnet sie ihre eigentliche Profession niemandem, außer unfreiwillig der Ziehtochter Anya.

Alle haben ein Geheimnis, das sie voreinander hüten, alle haben ein Ziel, an dem sie gemeinsam arbeiten und ihnen allen ist diese Situation „Familie“ gänzlich unbekannt. Die Geschichte kann aber mit noch mehr aufwarten. Es treten interessante und gut erzählte Nebenfiguren auf, es kommen einige ebenso begabte Figuren zur Familie hinzu, spannende Action trifft auf gut funktionierenden Witz und die ansprechend leichte Art zu Zeichnen vereinen in diesem Manga die besten Eigenschaften einer tollen Geschichte.

Stil

Tatsuya Endo nutzt in seiner Reihe einen sehr hellen Zeichenstil, der mit seinen minimalistischen Details eine sehr klare und übersichtliche Szenerie erschafft. Dadurch, dass die Manga-Reihe einen Bogen zwischen Agentenkrimi und Comedy schlägt, kombiniert der Künstler typische Manga-Klischees und actionreiche Kampfszenen. Zu keiner Zeit wirkt diese Kombination lächerlich, da die entstehenden Kontraste sich durch den leichten Strich und die großen Expressionen der Figuren sehr gut fügen.

Seine Figuren sehen in all ihren Szenen fantastisch aus. Die verschiedenen Verkleidungen des „Twilight“ sind ebenso überzeugend, wie die wirklich aggressive Gestik und Mimik der Killerin Yor bei einem Auftrag. Der wachsende Kanon der Nebenfiguren und wichtigen Handlungsstränge erhält genügend Raum, um sich zu entfalten und bringt oft genug einen kleinen Wink zum Familienleben mit sich.

Interessant an diesem Manga ist, dass sich die erzählerische Perspektive häufig ändert. Die vermeintliche Hauptfigur „Twilight“ spielt gelegentlich in einigen der sieben erschienenen Ausgaben nur eine kleine Rolle. So werden das Innenleben, die Motivation und die Erwartungen dieser Mission auch von Anya und Yor beleuchtet. Dadurch entstehen lustige Momente, interessante Handlungsbögen und auch kleine eher belanglose „Feelgood“ Episoden.

Fazit

Die Reihe „Spy X Family“ ist eine extrem unterhaltsame und spannende Mangareihe, die gerade wegen des leichten Tons und dem hohen Anteil an Witz sehr gut funktioniert. Die Figuren gewinnen von mal zu mal mehr Tiefe, es macht Lust darauf mehr Hintergründe zu erfahren und die alles überspannende Mission der Familie Forger hält spannende und manchmal auch triviale Wendungen bereit. Diese Reihe ist absolut empfehlenswert und funktioniert hoffentlich genau so gut in der bald anstehenden Anime-Adaption.

Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris.

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