Dinge, die keinen Sinn machen – USA Edition

9. November 2022
4 Minuten gelesen

Tagtäglich stolpere ich über Dinge, die für mich keinen Sinn machen. Das können Kleinigkeiten sein, Dinge des täglichen Gebrauchs, oder auch Ansichten, die hier völlig normal sind. Ob die Leute, die hier leben und aufgewachsen sind genau so im Umkehrschluss denken? Oder vielleicht sogar in Frage stellen, warum das in Europa gemacht wird, in den USA aber nicht? Darauf habe ich keine Antwort. Ich finde mich einfach mit den vielen kleinen Dingen ab, sonst wäre es Jammern auf sehr hohem Niveau. Andere Ansichten kann ich leider nicht ändern, ich tue aber mein Bestes, meine eigenen Ansichten zu behalten und guter Dinge so weiter zu machen, wie ich es für richtig halte und in Deutschland gelernt habe. Bevor jetzt hier mit meinem Gerede aber Verwirrung entsteht, kommt nun meine Liste an Dingen, die für mich keinen Sinn machen. Und wer weiß, vielleicht lerne ich mit der Zeit auch einen besseren Sinn hinter etwas zu sehen.

Festgeschraubte Duschköpfe

Es gibt Dinge, die habe ich immer als selbstverständlich wahrgenommen. Dazu gehören die Armaturen in der Dusche/Badewanne. Dass es in den Hotels immer nur fest montierte Duschköpfe gibt, ok, ist mir egal. In den AirBnB’s in den wir waren, war es auch so, da hat es mich aber noch nicht so sehr gestört. Erst seit wir in unser Apartment gezogen sind, ist mir bewusst, dass ich bisher noch keine Duschköpfe mit Schlauch irgendwo gesehen habe. Das alles mag zwar belanglos klingen, aber habt ihr schon mal eine Dusche geputzt, ohne den Duschkopf zum Abspülen zu benutzen? Oder mal fix nur die Haare waschen? Oder andersrum mal fix duschen, ohne die Haare nass zu machen? Besonders jetzt im Sommer, wo wir hier doch das ein oder andere Mal am Tag mal fix unter die Dusche hüpfen um uns kalt abzuduschen und mit kalt meine ich kalt, wäre es so viel besser, einen beweglichen Duschkopf zu haben. Naja, kann man nix machen.

Eis, Eiswürfel, Iced Irgendwas

Eiswürfel spielen hier in den USA eine große Rolle. Egal welche Jahreszeit. Die Besessenheit nach Iced Coffee insbesondere ist erstaunlich. Während man in Deutschland eher nach Eiswürfeln im Getränk fragen muss, ist hier in jedem Getränk Eis die Hauptzutat, egal ob im Winter oder Sommer. Und auch der Zugang zu Eis ist irgendwie immer gegeben. Unser Kühlschrank zum Beispiel hat eines Abends Geräusche von sich gegeben, die mir völlig neu waren. Später hat sich rausgestellt, es war die eingebaute Eiswürfelmaschine im Gefrierschrank. Mit der Zeit gewöhnt man sich an den verwässerten Geschmack und die ständig eisgekühlten Drinks. Wir gehen aber eher selten auswärts essen, daher bestimmen wir selber, wie kalt unsere Getränke sind.

Garbage Disposal und Recycling

Während man in Deutschland seinen Müll in Restmüll, gelber Sack, Altpapier, Biomüll und Glas trennt, kann man in den USA von Fortschritt sprechen, wenn eine Stadt zwischen Rubbish und Recycle trennt. Unsere zwei Reisen haben uns gezeigt, es wird nicht überall Müll getrennt. Und ob der brav getrennte Müll am Ende auch getrennt abgeholt wird, ist auch nicht immer sicher. Schon des Öfteren konnte man beobachten, wie beide Tonnen in das selbe Müllauto abgeladen wurden. Es ist auch nicht davon auszugehen, dass der gesamte Haushalt sich an die Trennungsvorgaben hält. Die meisten Leute sind nunmal so aufgewachsen, ihren Müll nicht trennen zu müssen und kennen die Konsequenzen nicht oder wollen nichts davon wissen. Man sieht vielen Apartments und Häusern an, dass der Müll nach der Haustür nicht mehr das eigene Buissnes ist sondern das der Stadt. Die Sommer sind extrem heiß und trotzdem steht der Müll im Vorgarten in der Sonne. Vor Kurzem erst wurden die Abholzeiten der Müllabfuhr auf 6 Uhr morgens vorgeschoben, um den Gestank zu reduzieren. Das Ratten- und Kakerlakenproblem scheint irgendwie auch nur so hingenommen zu werden und als Problem der Politik betitelt zu werden. Dass aber jeder Haushalt einen sogenannten Garbage Disposal hat, der alles an Essensresten klein schreddert und zusammen mit dem Abwasser in die Kanalisation jagt und den Ungeziefern einen herrlichen Lebensraum bietet, ist kein Teil des Problems. Hey Annegret, stell dir vor du brauchst neue Batterien, wo schaust du nach?

Kurzlebigkeit

Wenn ich von Kurzlebigkeit spreche meine ich die der Gebäude und Straßen. Es ist schnell zu erkennen, das mehr Wert auf einen günstigen Preis gelegt wird als auf Qualität. Besonders bei neugebauten Wohnhäusern, die wie Pilze aus dem Boden schießen, kann man das gut sehen. Unser Apartment ist erst im August 2021 fertiggestellt worden und schon bevor wir im Januar 2022 eingezogen sind waren hier und da ein paar Sachen kaputt. Über die Monate kamen immer mehr dazu, das scheint aber normal zu sein. Eine Rechtfertigung für Erhöhung der Miete gibt es zwar nicht, aber die Leute, die nach uns hier einziehen werden, müssen ganz sicher noch mehr blechen als wir. Auch auf den Straßen ist die Quantität über Qualität sehr zu sehen und zu hören. So etwas wie Flüsterasphalt gibt es hier in Washington nicht. Der Zustand der Straßen und Gehwege ist überwiegend eine Katastrophe was die Autos nochmal extra laut scheinen lässt. Wenn mal was gebaut oder repariert werden muss, wird einfach zum Abschluss Teer rüber gegossen. Verlässt man mal die Stadt, spürt und sieht man deutlich die Grenze zu Maryland oder Virginia. Die Straßen sind schlagartig glatter und besser. Warum in Washington das anders ist, weiß ich leider nicht.

Lichtverschmutzung

Während Deutschland für den Frieden friert, wird hier frisch, froh, fröhlich die Energie verballert. Es ist nun schon eine Weile her, dass ich so einen richtigen Sternenhimmel gesehen habe. Was die Stadt an Energie für Licht verbraucht ist glaube ich niemandem bewusst. Wahrscheinlich interessiert es auch keinen, wird sicherlich billig erzeugt. Das ganze System in Deutschland, wo man sich nach seinen Wünschen einen Stromanbieter aussucht und gern auch mal auf grün setzen kann, gibt es hier nicht. Unser Stromanbieter heißt Pepco und ist konkurrenzlos, es gibt keine Wahl. Auch das Prinzip, wie wir es aus unserer Mitwohnung kannten, wo der Stromverbrauch aus dem Hausflur und Garten über die Betriebskosten vom Vermieter wieder zurückgeholt wird, ist hier nicht vorhanden. Die Mieten sind einfach schon von Anfang an utopisch hoch, Gentrifizierung lässt grüßen, und können somit den Strom abdecken, der verbraucht wird, wenn 24/7 die Flure beleuchtet werden, der Poolfilter läuft, das Fitnesstudio und alles andere klimatisiert wird usw. Auch die Außenanlagen der umliegenden Häuser wie Kirche, Kino und Bar ist mit Flutlichtern versehen um Kriminelle abzuschrecken. Dunkel wird es in unserer Wohnung jedenfalls nie.

Annegret Hünerfürst

Geboren in der selben Woche, in der die erste Website online kam - gelernte Diätassistentin und Mutter von zwei Kindern

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