Eine Rucksackreise durch Japan – Neunzehnter Teil – Die Suche nach Tee und das Nachtleben

27. April 2024
9 Minuten gelesen
  1. Eine Rucksackreise durch Japan – Erster Teil – Die Ausfahrt „Nichtraucher“
  2. Eine Rucksackreise durch Japan – Zweiter Teil – die ersten Schritte
  3. Eine Rucksackreise durch Japan – Dritter Teil – auf die inneren Werte kommt es an
  4. Eine Rucksackreise durch Japan – Vierter Teil – Sprachbarrieren
  5. Eine Rucksackreise durch Japan – Fünfter Teil – Zu Gast bei Familie Takahashi
  6. Eine Rucksackreise durch Japan – Sechster Teil – Heiß, Heißer, Onsen
  7. Eine Rucksackreise durch Japan – Siebter Teil – It’s a Long Way From Home
  8. Eine Rucksackreise durch Japan – Achter Teil – Kontraste
  9. Eine Rucksackreise durch Japan – Neunter Teil – Allein unter Tausenden
  10. Eine Rucksackreise durch Japan – Zehnter Teil – Yukatas, Trommeln und eine Erkenntnis
  11. Eine Rucksackreise durch Japan – Elfter Teil – Ein langes Gespräch und wenig Bewegung
  12. Eine Rucksackreise durch Japan – Zwölfter Teil – Mitten im Nirgendwo
  13. Eine Rucksackreise durch Japan – Dreizehnter Teil – Die Magie der Zeit
  14. Eine Rucksackreise durch Japan – Vierzehnter Teil – Klima, Verkehr und ein Paar auf Hochzeitsreise
  15. Eine Rucksackreise durch Japan – Fünfzehnter Teil – Die Stadt des Tons
  16. Eine Rucksackreise durch Japan – Sechzehnter Teil – Eine Zeitreise
  17. Eine Rucksackreise durch Japan – Siebzehnter Teil – Kyoto, die Stadt der Reizüberflutung
  18. Eine Rucksackreise durch Japan – Achtzehnter Teil – Ein Tag in der Mall und eine Massage
  19. Eine Rucksackreise durch Japan – Neunzehnter Teil – Die Suche nach Tee und das Nachtleben
  20. Eine Rucksackreise durch Japan – Zwanzigster Teil – Körperlich ausgelaugt
  21. Eine Rucksackreise durch Japan – Einundzwanzigster Teil – Ein Tag im Nebel

Die Nacht war kurz, sehr kurz sogar. Ich spazierte bis morgens um vier durch den kleinen Vorort von Fukuoka (福岡市), kaufte mir in den noch immer geöffneten Konbinis Mitternachts-Snacks, sowie Proviant und Getränke für den nächsten Tag. Selbst mitten in der Nacht war die Luft warm und feucht, umso erholsamer wirkten daraufhin die knapp sechs übrig gebliebenen Stunden Schlaf. Das im Hotel angebotene Frühstück kam mir extrem gelegen und ich erfreute mich mal wieder an den vielfältigen Geschmacksnuancen, Konsistenzen und teils kräftigen und sehr aromatischen Bestandteilen des Frühstücks. Der zum Frühstück gereichte grüne Tee mundete mir ganz besonders, woraufhin ich fragte welchem Anbaugebiet dieser entstammte. Man versicherte mir die Lokalität des Tees und verwies mich zum hauseigenen Souvenir-Shop, in dem sich Tees und lokale Süßigkeiten finden ließen.

In der Gewissheit nur noch einige wenige Tage täglich den Standort wechseln zu können, ließ ich mich nun doch hinreißen des Öfteren die eine oder andere Teesorte zu kaufen.
Nachdem ich die Einkäufe, die Bezahlung meines Zimmers und die Verabschiedung an der Rezeption bewältigt hatte, schulterte ich mein blauen Rucksack und schleppte mich zur Bahn. Die Massage und tiefe Entspannung des Vorabends wurde von den knapp 20 Kilogramm Inhalt des Rucksacks in Kürze in den nicht mehr spürbaren Hintergrund gedrängt. Meine Beine liefen zwar leichter und weniger angespannt und krampfig. Der allgemeine Zustand war jedoch weit weg von meiner besten Form.

An der Bahn angekommen, freute ich mich auf dem Weg nach Kagoshima-Stadt (鹿児島市), endlich dem nahe zu sein, worauf ich mich schon seit Tagen freute: die Teekultur und Teeplantagen. Ich malte mir aus ohne größere Schwierigkeiten in den Kontakt mit Teebauern zu treten, zumindest einen Hinweis zu erhalten, wo ich hinfahren musste, um jenen zu begegnen. Ich wollte schließlich mal eine Plantage besuchen und mir etwas über die Produktion anhören und sehen.

Mich verwunderte es grundsätzlich, dass die für mich so idealisierte und romantisierte Teekultur Japans kaum sichtbar stattfand. Viele tranken zwar Tee, dann aber kalt und aus Plastikflaschen aus dem Automaten. Dies mochte auch an der Jahreszeit liegen, denn wenige Menschen genossen warmen Tee an heißen Tagen. Etwas, das ich nicht teile, aber nachvollziehen kann.

Dennoch konnte beispielsweise kaum jemand etwas mit dem Ort Tokoname und den aus dem dort geschöpften Ton und seinen weltweit unter Tee-Nerds geschätzten Kyusu-Teekannen anfangen. Dies bestätigte sich direkt innerhalb der ersten Minuten in Japan, als sich mir ein TV-Team näherte, um ein Interview für die Lokalnachrichten mit mir zu führen. Sie fragten mich, was meine Gründe des Japanbesuchs waren.
Noch viel überraschender war die fast nicht existente Anzahl an Tee-Cafés oder Salonen, in denen man sich der eigenen Kultur frönend niederließ. Vielleicht suchte ich nach den falschen Begriffen im Internet und fand daher nichts auf GoogleMaps.

In Kagoshima angekommen nahm ich mir ein Taxi zum Hotel, das wiedermal im Rotlichtviertel lag. Dieses Hotel jedoch hatte einen erheblich höheren Wohlfühlcharakter, als jenes in Sapporo, das mir bis dahin als Verdachtsmoment herhielt, um die fortschreitend juckenden Stellen an meinen Beinen zu rechtfertigen. Nachdem ich den Check-In mit den überaus hilfsbereiten Rezeptionistinnen erledigte, bediente ich mich an der Auslage zur Selbstbedienung. Ich nahm jenes Prinzip schon an anderer Stelle wahr, wusste aber nicht, ob es wirklich für die Gäste oder die Mitarbeiterinnen gedacht war. In der Lobby war eine Art Station aufgebaut, auf der alle wichtigen sanitären Kleinigkeiten kostenlos auslagen. Damit waren Dinge wie Cremes, Lotionen, Einwegzahnbürsten, Ersatzhandtücher, Einwegkämme und kleine Portionen Zahnpasta inbegriffen. Ich nahm mir also eine gute Menge Körperlotion mit und hoffte so den immer wieder auftretenden Juckreiz kurzzeitig zu lindern.

Kurz nach meiner Ankunft verließ ich das Hotel wieder, um mir einen ersten Eindruck der Stadt zu machen. Wie schon häufiger miterlebt, fand auch an diesem Tag ein Festival in der Stadt statt. Es war wieder ein Yukata-Festival, eines von vielen, das ich auf meiner Reise miterlebte. An diesen Tagen packten die Japanerinnen, egal ob alt oder jung, wieder ihre besten Kimonos aus und schlenderten in traditioneller Kleidung durch die Straßen. Ich empfand es als so unglaublich warm, dass ich mich schwer darüber wunderte, wie es die Trachten tragenden Menschen in ihren drei bis fünf Schichten aus Stoff nur überlebten. Doch jeder, der einen Kimono oder Yukata trug, erhielt in einem lokalen Teeladen eine Portion dieser typischen geschabten Eis. So überlebten sie also die Hitze.

In einem dieser Schabeeis (Kakigori: かき氷) spendierenden Teegeschäfte befand ich mich nun auch und suchte nach Informationen zu Teebauern. Ich bereitete einen übersetzten Text auf meinem Telefon vor und versuchte mich daran, diesen möglichst verständlich zu rezitieren. Gelang mir dies, erhielt ich meist Gegenfragen, die ich nicht verstand. Stolperten meine Silben nur so aus mir heraus, hielt ich der Person mit mehr als deutlichen Fragezeichen im Gesicht mein Telefon hin und hoffte auch diese Übersetzung würde Sinn ergeben. Häufig stellte ich fest, dass die Übersetzungen doch leider unglaublich schlecht waren. Dies nicht nur bei komplexeren Sätzen, teilweise sogar schon bei einzelnen Worten, die seltsam bis unverständlich übersetzt wurden. Es gehörte an diesem Punkt für mich schon zu den vielen Tücken der technologieunterstützten Kommunikation dazu und ich fragte mich, warum es noch immer keine kompetenteren Übersetzer auf dem unendlichen Markt der Sprachübersetzung gab, als jenes Google-Translate.

Dem glücklichen Umstand zu Dank an jemanden zu geraten, der fließend Englisch sprach, machte es die Suche nach Informationen zu Teebauern erheblich leichter. Die junge Mutter half mir dabei als Dolmetscherin den Verkäuferinnen des Geschäfts verständlich zu machen, was mein Anliegen war. Niemand wusste jedoch mit dieser Frage etwas anzufangen. Seltsam eigentlich, dachte ich, da sie fast alle betonten wie lokal und regional doch ihre Produzenten wären. Unwahrscheinlich war es nunmal trotzdem, dass sie ihre Tees direkt beim Bauern bezogen, somit also auch nicht völlig überraschend. Doch wusste nur eine Person, in den bisher von mir besuchten Läden, mit meiner Frage nach einem Teebauern etwas anzufangen und hatte sogar eine Telefonnummer. Ich freute mich immens, als die Mitarbeiterin mit dem Besitzer dieser Teefarm sprach und mir versicherte, dass ich am nächsten Tag gern willkommen sei die Plantage zu besuchen. Mit großer Vorfreude und auf einer Woge der Aufregung ließ ich es mir nicht nehmen, vor Ort ein paar Sorten Tee zu kaufen. Ich dankte meiner freiwilligen Dolmetscherin, wünschte ihr und ihrer Familie viel Spaß beim Yukata-Festival und verschwand in die vor den Türen stehende Menschenmenge, die darauf wartete ein Kakigori zu erhalten.

Es war die ideale Zeit am Tag, um die Innenstadt belebt zu erleben. Tausende Menschen strömten die großen Straßen, breiten Gehwege, Fußgängerzonen und Einkaufshallen entlang. Nichts desto trotz hatte ich eine gute Zeit, in der von bunten Kimonos und lachenden Familien belebten Innenstadt. Einige Absurditäten sah ich auch. Eine Talentshow für Kinder und Jugendliche neben dem Eingang zu einer Mall, wo leicht gekleidete Kinder sexualisierte Tänze aufführten, Straßenbahnschienen die mit sattem, grünen Rasen bepflanzt waren und einige mit farbenfrohen Blühpflanzen versehene Orte mitten im öffentlichen Raum oder an Häuserwänden. Jene farblichen und kulturellen Sprenkel weckten erneut das Gefühl darüber, dass dieses Land voller gelebter Kontraste war. Das Bild der Familien, gekleidet in ihren Yukatas und Kimonos, im Einkaufscenter zwischen den Automaten, die mit Spielzeug und Plastikmüll gefüllte Kugeln verkauften, blieb mir lange im Gedächtnis. Ein Symbolbild für dieses zwischen Tradition und Innovation steckendes Land. Denn tatsächlich prägt sich die japanische Gesellschaft durch ein weitestgehend konservatives Bild. Dies lässt sich nicht zuletzt an den immer wieder gewählten Parteien erkennen. Mit Ausnahme einiger Jahre stellte eine Partei seit der Mitte der 50er Jahre die Regierung. Jene sich als liberal verkaufende Partei ist unterm Strich jedoch eher konservativ und nationalistisch. Das Überaltern Japans mag ein weiterer Grund dafür sein, warum solch gesellschaftliche Strömungen wie die 68er Bewegung der Studenten mit harter Polizeigewalt und neu geschaffenen Gesetzen kurzerhand unterbunden wurden.

Auch die Geschlechterrollen sind, wie schon einige Male angedeutet, bis heute recht konservativ. Frauen sind zwar per Gesetz den Männern gleichgestellt, jedoch herrscht noch immer ein starkes Gefälle in Lohn und sozialem Kapital. Laut Studien der Weltbank von 2023 belegt Japan unter den OECD-Ländern den letzten Platz (104 von insgesamt 190 Ländern) was die finanzielle Gleichberechtigung betrifft. Hinzukommt, dass der gesellschaftliche Druck zu heiraten und eine Familie zu gründen sehr hoch ist. Wie Yui mir schon nah brachte, würde auch sie mehrfach von ihren Eltern nachdrücklich nach ihrem Beziehungsstatus gefragt. Denn eine Frau, die mit 30 Jahren noch nicht verheiratet ist, gelte als „Verlierhund“. Wenn dann ein Kind in so eine Familie geboren wird, manchmal auch durch das Vorschlagen eines Schwiegersohns und zukünftigen Ehemanns durch die Eltern, so ist es immer noch Aufgabe der Frau die Erziehung und den Haushalt zu bewältigen. Wegen fehlender Kinderbetreuung kündigen fast zwei drittel alles Frauen ihren Job und bleiben fortan Hausfrau und Mutter. So ergibt sich jenes Gefälle in finanzieller Unabhängigkeit natürlich von selbst. Trotz dieser konservativen Lebensart begibt sich die japanische Wissenschaft überaus häufig in zukunftsträchtige Forschung wie der künstlichen Intelligenz, Mikrobiologie und natürlich der Robotik.

Genug des Schwelgens in langweiligen Fakten und vor allem genug des Shoppings begab ich mich müde zurück zum Hotel. Auf dem Weg genehmigte ich mir eine Ramen in einem kleinen Laden auf der Ecke und schwitzte ganz vorzüglich während des Essens. Im Hotel angekommen, legte ich mich mit frisch geduschtem und eingecremtem Körper erstmal zum Mittagsschlaf hin und schlief genüsslich.
Die zweite Hälfte des Tag etwas später beginnend, erkundete ich die nähere Umgebung. Den kleinen, ehrlich gesagt etwas längeren, Mittagsschlaf reicher erwachte ich wieder zum frühen Abend der Stadt. Die Sonne war bereits im Begriff unter zu gehen. Mit nur wenig Energie, noch etwas zerknittert im Kopf und Gesicht, schleppte ich mich vor die Tür meines Zimmers. Dies war eine gute Gelegenheit etwas mehr in das Nachtleben abzutauchen. Ich hatte bereits einen kleinen Eindruck in Sapporo gewinnen können. Allerdings wandelte ich nicht so erholt und mit solch offenen Kameralinsen durch die Straßen des Viertels auf Hokkaido.

Besagte Region der Stadt Kagoshima umfasste ungefähr drei Straßen in der Länge und Breite. Es konzentrierte sich um nur einige wenige Kreuzungen, die ich im Laufe der nächsten Stunden mehrfach aus verschiedenen Richtungen passieren würde. Die dort vor den Strip-Läden und Escort-Bars stehenden „Promoter“ sahen mich irgendwann mit Argwohn an. Ich war klar als nicht an ihren Angeboten interessiert zu erkennen. Meine ans Handgelenk gebundene Kamera und der damit einhergehende Blick eines Beobachters schaffte umso mehr ein Barriere. Eine größere Distanz, als Menschen in unmittelbarer Nähe fast ausschließlich durch eine Kamera zu betrachten, gäbe es wohl kaum. So huschte ich durch die von Neonlichtern beleuchteten Straßen, in denen sich kleine und größere Gruppen Menschen in Partylaune an Bars, Restaurants, Karaokeläden und natürlich den immer präsenten Konbinis vorbeischoben.

Etwas, das mir schon in Sapporo aufgefallen war, hat mich auch dort wieder verwundert. Es hingen riesige Plakate an Häuserwänden, die die lokalen Stars bewarben und das Angebot eines Clubs bewarben. Wenn man durch die Straßen lief standen jene junge Frauen auf der Straße, sich mit einem Schild ihrer Dienste feilbietend, in Kostümen. Entweder waren es Schulmädchenkostüme, einem Cosplay ähnliche Verkleidungen oder das ganz klassische „Bunny“, wie man es aus MTV-Shows der frühen 2000er mit Playboy-Bezug kennen konnte. Einladende Gesten und liebreizende Worte richteten sie an die zunehmend vom Alkohol hemmungsloser werdenden Kunden. Wer jetzt denken mag, dass hier über Prostitution geredet würde, den muss ich enttäuschen. Eben jene Art des Broterwerbs war nur legal, da es sich nicht um sexuelle Leistungen drehte. Die Frauen waren Begleitungen für den Abend in besagten Bars. Sie hielten Konversation, schenkten einem die Getränke nach, pflegten zu unterhalten oder wurden schlichtweg der visuellen Erregung wegen „gebucht“. Das absurdeste, das ich in diesem Viertel sah, waren zwei Männer die trinkend auf der einen Seite eines großen und schweren Holzschreibtischs saßen, ihnen gegenüber zwei leicht bekleidete „Häschen“, die dort einfach standen. Aus meiner beobachtenden Perspektive sah es so aus, als würden sie tatsächlich nur dort stehen um angesehen zu werden und gelegentlich kokettierend zu lächeln. Marketingwirksam und eigenartig abwesend von Privatsphäre sah ich diese Szene nur, da sie in einem im zweiten Stock befindlichen Glaskasten mit Blick zur Straße hin stattfand.
Ich würde im weiteren Verlauf meiner Reise erfahren, dass es sogar noch einige weitere ritualisierte Eigenheiten dieses Metiers gab. Sollte es nämlich sogar so Weit gehen, dass sich die spontan durch Geld und zunehmenden Alkoholpegel geschlossene Verbindung zu einer „Verliebtheit“ führe, wäre der anschließende Koitus ja auch schließlich kein Geschäft mehr. Es waren nun ja zwei verliebte Menschen, die sich einfach gefunden hätte. Das Geld, das an der Bar und für die Gesellschaft der in Schulmädchenuniform gekleideten Frauen in den Taschen des Betreibers verschwand, schien dann auch eine einfache Fügung des Schicksals zu sein.

Im Verlauf meiner ungefähr zwei Stunden, die ich dort umherlief, war es bemerkenswert, wie schnell sich plötzlich die Straßen leerten. Alle schienen in Karaokebars verschwunden oder damit beschäftigt zu sein sich in ihre Begleitungen zu verlieben.

Das Rotlichtviertel lockte per se ein Publikum offener und lockerer Mentalität an. Als einige der Feiernden mich und die Kamera entdeckten, eröffneten sie von sich aus das Gespräch oder posierten, um mit ihren Freunden fotografiert zu werden. Doch auch hier herrschte immer eine gewisse Ordnung. Man sah innerhalb des Freudenviertels weit und breit keine Polizistinnen, niemand schlug über die Strenge oder wurde gar laut. Die Menschen waren trotz ihrer alkoholisierten Laune in der Lage die Fassung und eine gesellschaftliche Konformität zu bewahren.

Nach knapp zwei Stunden des ziellosen Umherlaufens begann es in dicken Tropfen zu regnen. Die Menschen huschten unter hervorstehende Dächer und in Hauseingänge. Ein weiterer Vorbote des sich nähernden Taifuns, der von Südosten her in Richtung der Südinsel Kyushu unterwegs war. Den kurzen Regenschauer in einem Hauseingang abwartend, peilte ich danach noch ein Konbini an, besorgte mir ein reichhaltiges Abendessen aus Onigiris, Baumkuchen und einer Menge kaltem Tee und verschwand in mein Zimmer. Der Tag war lang und der Folgende sollte allein des Programms und der Fahrtzeiten wegen anstrengend werden.

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