Kokio – Korean „BBQ“ im Prenzlauer Berg

11. November 2022
3 Minuten gelesen

Es wird zum Glück nie langweilig, was das kulinarische Angebot und seine Trends betrifft. Seit einigen Jahren schwappt eine Korean BBQ (Barbecue) Welle über Berlin. Man erkennt einen steigenden Einfluss asiatischer Küche auch in den Supermärkten. Immer häufiger kann man ein auf mehrere Regale gewachsenes „asiatische Küche“ Sortiment finden, wo vorher nur einige wenige Ebenen in einer unliebsamen Ecke vorhanden waren. Ebenso wird die Diversität der asiatischen Küche immer größer. Es gibt nicht mehr „den Chinesen“ oder „den Inder“. Die Feinheiten lokaler kulinarischer Nuancen etablieren sich in eigenständigen und mitunter sehr erfolgreichen Restaurants oder Imbissen. Eine dieser Nuancen findet sich im Prenzlauer Berg in Berlin. Das „Kokio“ verkörpert die südkoreanische Imbisskultur CHI-MAEK, eine Kombination aus Hähnchen (Chi) und Bier (Maek). Ich wurde eingeladen und durfte eine kleine Bandbreite der angebotenen Gerichte probieren.

Der Ursprung des koreanischen Barbecue

Der Begriff Barbecue ruft seit ungefähr 80 Jahren ein vornehmlich US-amerikanisches Kulturgut ins Bewusstsein. Doch wer hätte es gedacht? Das Grillen von Fleisch über Kohle oder offenem Feuer ist kein exklusiv amerikanisches. Diese Zubereitung hat in Korea eine lange Tradition und ist ein so großer Teil der Esskultur, dass einige Restaurants Tischgrills anbieten, worauf sich jeder Gast sein eigenes Lebensmittel (vornehmlich Fleisch) grillen kann. Mittlerweile lassen sich auch portable koreanische Grills finden, die ein Mittagessen im Park oder anderen festlichen Gelegenheiten ermöglichen.

Das Chimaek hingegen ist eine Entwicklung der Esskultur, die noch nicht sehr alt ist. Erst seit dem 15. Jahrhundert lassen Belege in Rezeptbüchern über das Frittieren von Hähnchenfleisch die Annahme zu, dass dies eine kulinarische Relevanz inne hatte. Zu dieser Zeit wuchs die Wirtschaft Koreas massiv und Hähnchen war eines der meist produzierten tierischen Lebensmittel. Weitere 5 Jahrhunderte später, genauer gesagt in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts, entwickelte sich die heute in Korea sehr beliebte Kombination aus frittiertem Hähnchen und alkoholischen Getränken. Das frittierte Hähnchen fand den Start seines weltweiten Siegeszugs in den 1960er Jahren, als auch große internationale Fast-Food-Ketten begannen weltweit zu expandieren. Die in Südkorea nahezu gleichzeitige Entwicklung eines Craft-Beers, das sich großer Beliebtheit erfreute, schien dahingehend das optimale Begleitgetränk.

Als 2002 die FIFA ihre Weltmeisterschaft in Japan und Korea abhielt, schien dieser aufkommende Trend seinen Nationen überspannenden Triumph zu feiern. Ob zum Public Viewing, als neuer Food-Trend oder einfach für zu Hause, überall fand man Chimaek. Innerhalb kurzer Zeit nach der WM sollen sich die Restaurants für dieses Gericht mehr als verdoppelt haben. So verwundert es also nicht, dass diese Kombination, diese Art Hühnchen und Bier zu sich zu nehmen, auch irgendwann nach Deutschland und Berlin schwappt.

Minimalistisch und effizient

Das Kokio in der Hagenauer Straße 9, 10435 Berlin, ist ein kleiner unscheinbarer Laden. Man würde die unaufgeregte Außenwerbung wahrscheinlich nicht wahrnehmen, stünden nicht zu jeder Zeit Menschen in der Warteschlange, um sich eine Portion Hühnchen zu besorgen.

Im Restaurant selbst herrscht eine stylish-moderne Atmosphäre. Holztische stehen bereit mit Ketchup- und Mayoflaschen, einfache Stühle mit hölzerner Lehne und Sitz drumherum, beleuchtet von einer sternförmigen Lampe aus blank liegenden Glühbirnen in warmem orange-gelbem Ton. Die Wände in dunklem Anthrazit geben die angenehm laute Jazz-Hip-Hop Musik zurück. Hinter der Bar herrscht geschäftiges Treiben, denn die Bestellungen fliegen nur so ein. Am Eingang gibt es eine Warteliste, auf der man sich als Gast einträgt, um vor Ort zu essen. Dies taten wir und warteten eine kleine Weile. Der Laden öffnet unter der Woche erst um 16:00, an Sonntagen schon um 15:30.

Das Essen

Die Qual der Wahl ist in Restaurants eh meist zu überfordernd und dauert grundlos länger als nötig. Die Karten sind häufig übervoll mit Optionen und Auswahl. Nicht so im Kokio, denn die aufs wesentliche reduzierte Auswahl von Hühnchen in mehreren Variationen, einigen Beilagen und kleinen Salaten, sowie einer kleinen Auswahl an alternativen Hauptgerichten macht die Suche sehr kurzweilig. Da wir zu zweit dort aßen, ich wurde gewarnt ob der großen Portionen, teilten wir uns eine Portion knochenloses Hühnchen, eine Portion Kimchi und ein paar gebratene Dumplings (erinnern an japanische Gyoza). Alles kam zügig aus der Küche und sah fantastisch aus.

Der Kimchi scheint hausgemacht zu sein, was fantastisch ist. Die zum Hühnchen hinzukommenden Pommes sind genau richtig, dünn, knusprig, gut gewürzt und nicht all zu fettig. Eine kleine Überraschung waren die mit würzigem Hackfleisch gefüllten Dumplings, ziemlich gute Vorspeise! Doch nun zum Hauptdarsteller, dem frittierten Hähnchen. Ich habe es mir knuspriger, knackiger vorgestellt, doch man muss eines wissen. Die heiß frittierten und großzügig panierten Hühnchenteile werden in einer aus vier frei zu wählenden Sauce gewälzt. Die Auswahl dabei ist: Soja-Knoblauch, Sweet-Chili, Super Spicy und Soja Wasabi. Wir entschieden uns für Soja-Knoblauch und es war super lecker. Die überall klebende Sauce (sicherlich wegen eines leicht erhöhten Zuckergehalts) war vollmundig und würzig und macht sich selbst als Pommesdip ganz exzellent. Ich leckte mir die Finger wegen der Sauce ab. Den Knoblauch hingegen merkte ich erst im weiteren Tagesverlauf immer Mal wieder, während des Essens schien dieser nicht so prominent. Vielleicht das nächste Mal doch Sweet Chili wählen.

Sie bieten natürlich auch vegetarische und vegane Optionen an, welche auch sehr verlockend aussahen. Riesige frittierte Tofublöcke in leckerer Sauce mit Pommes, klingen für mich ebenso reizvoll.

Fazit

Mit einer Gesamtsumme von rund 40€ für zwei Personen (1 Portion Hühnchen, 1 Dumpling, 1 Kimchi, 1 eingelegten Rettich, 1 Ramyun und zwei Getränke) ist dies ein absolut fairer Preis. Die Gerichte waren bis auf die scheinbar Instant-Ramyun (Nudelsuppe) alle supergut, was den Geschmack betrifft. Das Ambiente, die Bedienung und auch das dort hinströmende Klientel war angenehm. Sollte man also mal extrem Lust auf eine stabile Portion Pommes haben, die Frittiertes mit einer leckeren Sauce kombiniert, ist Kokio eine gute Adresse im Prenzlauer Berg.

Über Hünerfürst.de

Einer der bekanntesten deutschen Netzkultur Blogs seit 2009. Nils Hünerfürst und seine Familie schreiben hier auf Hünerfürst.de über Technik, Kultur, Essen und Videospiele.

Über den Autor

Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris.

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