Q Hayashidas wilde Phantasie ist bei den Fans sehr beliebt, da sie rohe Welten detailreich, liebevoll ausgestaltet und dies mit lebendigen und liebenswürdigen Charakteren füllt. In „Dai Dark“ hat die japanische Künstlerin ihren bisher größten Erfolg („Dorohedoro“) überflügeln können und landete nur kurze Zeit nach Start der Reihe im Jahr 2019 auf Listen wie „Kono Manga Ga Sugoi!“ (Dieser Manga ist super!) und landete in den Top 20 eines hoch dotierten Manga-Preises. Bisher sind in Japan 6 Ausgaben erschienen. Die ersten drei Ausgaben haben es dank der fantastischen Übersetzung von Sascha Mandler schon zum Imprint Manga Cult des Ludwigsburger Verlags Cross Cult nach Deutschland geschafft.
Gefährlich Shopping-Tour
Sanko und sein bester Freund und Beschützer Avakian haben sich kürzlich ein neues Raumschiff organisiert. In diesem nach einem Schneckenhaus tragenden Schweineskelett aussehenden Vehikel lebt der kleine Avatar des Schiffs mit dem Namen Moja. Jenes ebenfalls wie das Skelett eines Schweins aussehende Wesen spricht, keck und frech und wird fortan so etwas wie der Side-Kick Sankos. Das neue Schiff will eingerichtet werden, denn noch schläft Sanko auf dem nackten Boden. So begibt sich dieses merkwürdige Gespann des mit mysteriösen Kräften befähigten Sanko, der wegen besagter Fähigkeiten zu den „Abscheulichen Vier“ gezählt wird, der Skelettrucksack Avakian und das kleine Avata Moja zu einem Ort des Konsums. Sie betreten ein sich für den Fall eines Überfalls mit Selbstzerstörungsmodus ausgerüstetes Marktplatz-Raumschiff. Dort deckt sich Sanko mit feinster Ausrüstung ein, die ganz im Stile Q Hayashidas kreativ und auf gewisse Weise eigenartig ist.
Während ihrer Einkaufstour erscheint Sankos langjährige Freundin Shimada Death, um im Schiff die versklavten Menschenseelen zu verspeisen. Plötzlich will sich das Schiff wegen Manipulation des Systems selbst zerstören und sie müssen im Rennen gegen die Zeit der tickenden Bombe entkommen. Zum Zeitpunkt dieser Handlung trifft der dritte der „Abscheulichen Vier“ Hajime Damemaru auf den Plan. Schwerst verwundet und verfolgt, wendet er sich an einen Arzt, der jedoch unter dem Einfluss der ihn verfolgenden Koryokukai steht. Er wird in einen Hinterhalt gelockt und explodiert. Ja explodiert wie „Translucent“ in The Boys. Wer also gedacht hat, dass man mit diesem Manga einen lustig leichten Zeitvertreib hat, dem sei ebenso versichert, dass härteste Gewalt ein weiterer elementarer Bestandteil dieser Reihe ist.
Einschübe, Ausschweifungen und ein großer Konflikt
Wie so häufig in Werken der Mangaka Q Hayashida gönnt sie sich Auszeiten von der Handlung. In diesem Manga befasst sich fast ein ganzen Kapitel damit, wie Sanko seine Lieblingsmahlzeit zubereitet. Immer dabei ist das kleine Schweine-Skelett-Avatar Moja, das sich um keinen bissigen Kommentar und sarkastischen Witz zu Schade ist. Außerdem erleben wir eine weitere Episode des noch jungen Sanko auf dem Grundschulschiff und dem Kennenlernen der Shimada Death. Auch dort wird nicht an Gewalt gespart, wenn Sanko sich mit seinen dämonischen Waffen die Schädel marodierenden Space-Piratn „organisiert“.
Im Überbau dieses zweiten Teils bringt uns die Künstlerin die Welt noch näher. Sie führt eine weitere Gruppe von Handlangern der Koryokukai ein und lässt uns erahnen in welche Richtung sich diese Geschichte bewegen wird. Da trotz der extrem expliziten Gewalt und den gelegentlich eingeschobenen Expositionsmonologen noch nicht viel über die Welt bekannt ist, bleibt es umso spannender wohin diese Reise wohl gehen mag.
Fest steht, dass Hayashida absolut talentiert, akribisch und fast schon so akkurat wie eine Maschine zeichnen kann. Die teilweise übervollen Panels, reich an Dynamik, Tiefe und Details bieten den Figuren trotz allem noch genügend Raum, um zu agieren und nicht in einem Meer aus Schattierungen und Details zu verschwinden. So kann man auch in ihrem Stil eine Veränderung und Weiterentwicklung erkennen, die immer wieder sehenswert sind. Nicht nur der visuelle Witz, der an sich schon sehr unterhaltsam ist, auch der verbale Humor in den Dialogen trifft häufig ins Schwarze. Da Humor bekanntlich streitbar und eine Frage von Geschmack ist, sollte man sich dies bezüglich wohl einen Blick im Buchladen des Vertrauens genehmigen.