Dorohedoro 1

7. April 2021
3 Minuten gelesen
dorohedoro 1 cover

Bereits 2000 begann die von Q-Hayashida erschaffene Geschichte um Caiman und Nikaido. In 23 Bänden erschien der bis 2018 laufende Manga, der mittlerweile auch in einer Anime-Adaption auf Netflix zu sehen ist.

Ganz klar kann „Dorohedoro“ dem Genre Fantasy und Sci-Fi zugeordnet werden, denn es spielt in einer Welt der Magie und der diabolischen Wesen vor dem Hintergrund einer Mad-Max ähnlichen verrohten Gesellschaft.

Cross Cult hat unter ihrem Label Manga Cult diesen Manga in dicken Bänden mit gleich mehreren Kapiteln neu aufgelegt.

Die Handlung

Man wird direkt in die Welt hineingeworfen, die man sich erst umfänglich im Verlauf der nächsten vier Kapitel (im Buch werden sie Flüche genannt) erschließen kann.

Caiman und Nikaido bewohnen das „Loch“, einen Stadtteil einer riesigen Metropole im Japan einer alternativen Realität, denn sie beide sind Magier-Jäger. Sie versuchen beide das Geheimnis des Caiman zu lösen. Dieser wurde selber verflucht und trägt seitdem den Kopf eines Alligators, eines Kaimans. Allerdings lebt wohl eine magische Entität in seinem Inneren, da er seine Opfer im Verhör jedes Mal nahezu verschluckt, sodass diese den im inneren lebenden Mann zu Gesicht bekommen. Dieser sagt ihnen dann meistens, dass sie nicht der richtige Magier seien. Die zwei Jäger suchen schließlich den, der Caimans Fluch zu verantworten hat und auflösen könnte.
Hinzukommt, dass Caiman keinerlei Erinnerungen an sein altes Leben hat, nicht einmal seinen richtigen Namen kennt. Doch eines ist klar, er liebt die Gyoza der hauptberuflichen Bistrobesitzerin Nikaido, die seine einzige und wichtigste Freundin ist.

Nikaido ist, wie man im Verlauf dieses Buches erfährt, wohl auch magisch talentiert. Allerdings schwor sie einst, diese Fähigkeiten nicht mehr einzusetzen. Das Geheimnis wahrt sie besonders vor Caiman, dessen Urteil sie fürchtet.

Die Bande und ihre Akteure

Ziemlich schnell geraten die zwei Protagonisten dieser Geschichte des Archetypen „Suche“ an ihren Gegenspieler, den Bandenführer und gefährlichen Magier „En“. Seine magischen Schergen, der mit Hammer bewaffnete Shin und die extrem kräftige Noi, suchen zeitgleich nach Caiman, dessen Präsenz ein Dorn im Auge des En darstellt. Schon zu viele Magier töteten er und seine enge Freundin Nikaido auf ihrer Suche. Die für En erstellte Puppe, eine sprachlose und dumme Nachbildung der menschlichen Version Caimans, führt die Gruppe um Shin und Noi zu seinem abgetrennten Kopf. Sie erhoffen sich so, Caiman zu finden, da die Puppen automatisch zu ihrem realen Ebenbild laufen. En ermöglicht es mit weiteren magischen Tricks und mithilfe von anderen Magiern, den gefundenen Kopf wiederzubeleben, um so mögliche Informationen aus diesem zu quetschen.

Nebst der als einfältig dargestellten Nebenfigur Fujita und der ständig schwerstverletzten Ebisu, die durch ihre vielen Verletzungen mentales Gemüse ist und nahezu ausschließlich Ein-Wort-Sätze zustande bringt, bleibt der Kanon an Figuren überschaubar.

Die verschiedensten Versuche, mehr Informationen zu Caimans Fluch herauszuholen, führt das Team der Jäger in der letzten Hälfte dieses ersten Bandes sogar in die Welt der Magier.

Der Stil

Es ist dreckig, brutal und explizit. Die Darstellung der Gewalt ist schonungslos in Details und ihren Formen. Abgerissene Gliedmaßen, gespaltene Menschen, herausgerissene Herzen und aufs Absurdeste verunstalte Menschen sind in diesem Manga keine Seltenheit.

Die oftmals in Mangas anzutreffende typische Übersexualisierung der weiblichen Figuren trifft man auch in diesem Werk an. Nikaido wird so oft wie möglich in knappster Kleidung gezeigt, um die menschlich unmöglichen Proportionen zu zeigen, die zwischen all den Gewaltexzessen herb deplatziert wirken.

Allgemein gesehen ist der Zeichenstil sehr detailreich, fast schon akribisch und sehr konstant. Die Hauptfiguren sind allesamt ihren Umgebungen adäquat exzellent designed. Die Kleidung und die Metropole, in der die Handlung spielt, schaffen eine düstere und sehr abgenutzte Atmosphäre. Die gezeigte Welt wirkt sehr postapokalyptisch, bedrohlich und lässt die krasse Gewalt schon fast alltäglich erscheinen.

Komik in der Form

Der Zeichner und Autor lässt die auf dem Cover gezeigte Hauptfigur Caiman mit der für Mangas typischen komischen Mimik und Gestik einen kleinen humoristischen Anteil an der Handlung haben. Dieser scheint generell eher einfältig und sogar einfach gestrickt zu sein, was dem Ganzen eine ambivalente Komik zukommen lässt. Auch die bereits genannte Ebisu sorgt mit ihren (mehr oder weniger) hirnlosen Aktionen für den einen oder anderen Schmunzler zwischen all den harten Typen.

Als kleines doch ganz charmantes Extra sind jedem der vier Flüche eine Auflistung der im vorigen behandelten oder auffällig gewordenen Eigenheiten der Figuren ans Ende gestellt. Diese Zusammenfassung lässt einen die für den Autoren wichtigen Punkte des „Characterbuildings“ nochmals revidieren und schafft auch gewisse Schwerpunkte, die man möglicherweise gar nicht als unbedingt relevant einstufen mag, wie den Fakt, dass Caiman gern Gyozas isst.

dorohedoro 1 cover
Fazit
„Dorohedoro“ sollte man als Elternteil nicht auf dem Küchentisch vergessen. Es ist ein Manga, der sich zwischen Brutalität, Sexualisierung und schwarz angehauchtem Humor bewegt. Die Figurenkonstellationen bauen eine weittragende Handlung auf, deren Auflösung sich sicherlich spektakulär entladen wird. Das zu lösende Rätsel um Caiman, die geheimnisvolle Magierin Nikaido und die bösen Magier liefern eine Menge Potenzial für weitere groteske Abenteuer in einer schwer kaputten Welt.
Pro
Ungeschönte Gewalt, sehr detailreiche Zeichnungen, charmantes Figurenensemble und eine Menge Potenzial für weitere groteske Abenteuer in einer schwer kaputten Welt.
Kontra
Verstörende Bilder und recht einfache Charaktere mit wenig Hintergründen.
7

Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris.

2 Kommentare

  1. […] Caiman und Nikaido sind derzeitig in der Welt der Magier unterwegs, weiterhin auf der Suche nach Antworten. Caiman knöpfte sich erst kürzlich Nikaido vor, wie er es sonst nur mit anderen Magiern tat, woraufhin sie feststellte, dass sich ein Mann in Nikaido befindet, der Risu sehr ähnlich sieht. Sie sind immer noch Fliehende, da der Teufelspakt zwischen Nikaido und En nur über große Distanz aufgehoben werden kann. Dabei half ihnen der Teufel Asu, der nun seinen Teufelsstatus verlieren soll und wieder „nur“ Magier wird. Im Zuge dessen erfahren wir, in welcher Beziehung dieser Teufel zu Nikaido stand und steht. […]

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