Dorohedoro 4

Magier, Masken, Mord und Monster sind an der Tagesordnung, wenn man in die Welt von „Dorohedoro“ eintauchen will.

Die bereits 2000 von der Künstlerin Q-Hayashida erschaffene Geschichte um Caiman und Nikaido nimmt einen auf eine skurrile Reise mit. In 23 Bänden erschien der bis 2018 laufende Manga, der mittlerweile auch in einer Anime-Adaption auf Netflix zu sehen ist. Der Verlag Manga Cult (Cross Cult) hat sich dieser Reihe angenommen und veröffentlicht das Werk in dicken, mehrere Einzelbände beinhaltenden Deluxe Editionen. Die Mangas sind zudem mit Zusatzmaterial bestückt.

Die Handlung

Gerade ist Dr. Kakusabe in ein Lager der Kreuzaugen eingedrungen, da treffen Shin und Noi ein, um ihren menschlichen Freunden zu helfen. Die Kreuzaugen sind eine den Magiern feindlich gesinnte Untergrundorganisation, die seit Jahren versucht, En und seine Schergen zu ermorden. In besagtem Lager treffen sie wie immer auf abartige Wesen, verlieren mehrfach fast ihr Leben und Dr. Kakusabe macht eine überraschende Entdeckung. Er erspäht das Gesicht einer angebeteten Figur, die den Anführer der Kreuzaugen darstellt. Ihm kommt die Person vermeintlich bekannt vor und sie folgen gemeinsam einer neuen Brotkrumenspur, die zur Lösung des Mysteriums um die Kreuzaugen, Caiman und Risu beitragen soll.

Risu ist derweil unfreiwillig ein Gefangener der Kreuzaugen in Berith geworden. Er versuchte ebenso Informationen zu ergattern und wurde ertappt. Die Gruppe der Berith-Kreuzaugen hat mit ganz eigenen weltlichen Problemen wie der Besorgung von Geldern für die Miete zu kämpfen. Nun hängt er inmitten der chaotischen Truppe halb hungernder und planloser Krimineller, während diese versucht, vor der nächsten Zusammenkunft mit dem Anführer einige Erfolge zu erringen.

Caiman und Nikaido sind derzeitig in der Welt der Magier unterwegs, weiterhin auf der Suche nach Antworten. Caiman knöpfte sich erst kürzlich Nikaido vor, wie er es sonst nur mit anderen Magiern tat, woraufhin sie feststellte, dass sich ein Mann in Nikaido befindet, der Risu sehr ähnlich sieht. Sie sind immer noch Fliehende, da der Teufelspakt zwischen Nikaido und En nur über große Distanz aufgehoben werden kann. Dabei half ihnen der Teufel Asu, der nun seinen Teufelsstatus verlieren soll und wieder „nur“ Magier wird. Im Zuge dessen erfahren wir, in welcher Beziehung dieser Teufel zu Nikaido stand und steht.

Auf dem Zwischenstopp in Zagan, der aus Erinnerungen aus Risus Handlungsstrang bereits eingeleitet wird, erlebt Caiman einen Flashback aus Erinnerungsfetzen. Als Nikaido und die Kreuzaugennovizin Natsuki Caiman nach langer Abwesenheit in der Magierschule auffinden, ist dieser bewusstlos. Er hat sich in unerklärlichem Schmerz das eigene Gesicht stark zerkratzt und seine Kreuze über den Augen sind verschwunden. Noch gelingt es den dreien nicht, sich daraus einen Reim zu machen, doch es wird klar, dass bald eine Auflösung und Gegenüberstellung folgen wird. Das Finale ist in greifbarer Nähe und es spitzen sich die Handlungsstränge zu.

Der Stil

Auch in dieser vierten Ausgabe zeigt Q-Hayashida ihren detailreichen und düsteren Stil.

Die Kämpfe sind gnadenlos brutal, die gezeigten weiblichen Körper werden häufig opulent kurvig gezeigt und sind zudem nicht selten halbnackt. Die Wesen, die sich in dieser Welt tummeln, könnten oft nicht weniger gruselig oder abstoßend gezeichnet sein.

Ihre Zeichnungen der Figuren zeigen außerdem häufig einen Slapstick artigen Witz, der sich im Hintergrund abspielt. Zusätzlich dazu scheut sie sich nicht mit vielen Schattierungen und Tusche zu arbeiten, um die permanent dunkle und bedrohliche Atmosphäre dieser schonungslosen Welt darzustellen. Dies kontrastiert sehr gut mit den teilweise dümmlichen Handlungen der Hauptfiguren, die trotz der respekteinflößenden Darstellung mit ihrer Mimik und Gestik den so typischen Humor in dieser Reihe gekonnt verkörpern.

Allgemein zeugt der Stil in „Dorohedoro“ von viel Atmosphäre und Liebe zum Detail. Viele der Figuren haben darstellerisch mehrere Seiten an sich, was sie umso interessanter macht. Sie sind extrem gefährlich und gewaltvoll, zugleich komisch und tollpatschig.

Fazit
Auch der vierte Band dieser mystisch magischen Suche nach Antworten zeigt sich von seiner besten Seite. Die über viele Kapitel hinweg gelegten Handlungsstränge finden an einigen Stellen einen Abschluss. Figuren und ihre Motive werden teilweise sogar als abgeschlossen behandelt und werden wohl in zukünftigen Kapiteln keine Rolle mehr spielen. Dies auch ganz ohne zu sterben. Die parallel erzählte Annäherung an das Rätsel der Kreuzaugen, Caiman und die große Frage nach Nikaidos Fähigkeiten werden wieder mal gekonnt ausgestaltet. Der Erzählfluss fließt ideal mit den ausladenden Bildern zu einem großen Finale, das spürbar näher rückt und große Erwartungen schürt. Wiederum ist dies ein verquer witziger und brutaler Band aus der Welt der Magie, Menschen und Teufel.
Pro
Fesselnde Handlung, detaillierter und düsterer künstlerischer Stil, intensive Kämpfe, facettenreiche Charaktere, die Gefahr, Gewalt und Humor vereinen, geschickte Verflechtung der Handlungsstränge und eine vielversprechende Vorbereitung auf ein bedeutendes Finale.
Kontra
Kontroverse Darstellung weiblicher Charaktere, beunruhigende Darstellungen grotesker Wesen, komplizierte Erzählung mit mehreren Handlungssträngen und Charakteren und eine düstere Atmosphäre, die möglicherweise nicht allen Lesern gefällt.
9.8

Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris.

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