Play – Billig-Airline ausprobiert – Teil 1

Schon lange war geplant, dass ich mit den Kindern in den Sommerferien nach Deutschland fliege, die Familie besuchen. Da wir dem Hund wenn möglich nie wieder einen Flug aufzwingen möchten und das alles auch recht teuer war, wie ich schon mal hier erzählt habe, haben wir uns entschieden, dass Nils mit dem Hund zu Hause bleibt und ich mit den Kindern alleine fliege. Geplant war eigentlich, mit United Airlines zu fliegen, da diese in den Ferien als einzige Airline einen Non-Stop Flug von Washington nach Berlin anbieten. Immerhin war alleine fliegen mit zwei Kindern noch neu für mich und ich wollte es mir so einfach machen wie nur möglich. Nun hätten uns die Flüge aber etwas über $5000 gekostet, einen Preis den wir nicht zahlen wollten. Grund für den Preis sind sowohl Ferien in Deutschland als auch überall in den Staaten und wer weiß was noch. Also nach langem hin- und her überlegen haben wir uns für eine uns bis dahin unbekannte Airline namens Play entschieden. Viel anderes blieb uns auch nicht übrig, Lufthansa war nicht bedeutend günstiger als United und meine letzten Erfahrungen leider auch so schlecht, dass ich diese Airline nicht mehr nutzen möchte. Also wurde es die „Billig-Airline“ Play, wobei man bei einem Preis von über $1000 pro Person wohl kaum von billig sprechen kann.

Noch nie von Play gehört? Ich auch nicht.

Wie schon gesagt, bis zu dem Moment, als ich nach Flügen geschaut habe, kannte ich die Airline noch nicht. Play gibt es seit 2019, kommt aus Island und hat es sich zur Aufgabe gemacht, günstige Flüge anzubieten und die USA billig mit Europa zu verbinden. Eine tolle Idee, sind die Preise ja besonders im Sommer unverschämt hoch. Die Airline Play ist aus einer früheren Airline namens WOW entstanden, welche im Jahr 2019 nach zwei Jahren Verlust in den Zuwächsen aufgelöst wurde. Also wurden 2019 ein paar Airbus A321 geleast und die Operation Play gestartet. Überraschenderweise hat es die junge Airline über die Corona-Pandemie hinweg geschafft, zu überleben und fliegt seit dem Sommer 2022 nicht nur innerhalb Europas sondern auch nach Nordamerika. Billigairlines legen ihren Fokus auf den reinen Transport von Personen von A nach B, so kann ein vergleichsweise günstiger Preis angeboten werden. Das bedeutet, das alles nicht essenzielle wegfällt oder gegen einen gewissen Wert zugebucht werden kann. Das fängt mit den offensichtlichen Sachen an wie Bordverpflegung oder Koffer, alles kann gegen Geld dazu gebucht werden. Wer also billig fliegen möchte, sollte leicht fliegen und sich das Essen selber mitbringen. Außerdem arbeiten diese Fluggesellschaften mit sehr wenig eigenem Personal. Ein paar Flugbegleiter/innen und Pilot/innen und das war es auch schon. Am internationalen Flughafen Baltimore/Washington hat die Airline sich eine Unterfirma gebucht, die alles von der Kofferabgabe bis zum Check-in übernimmt. Wer sich also schon mal gefragt hat was eigentlich für Flüge vom letzten Gate abfliegen und wer in der letzten Ecke des Flughafens an den Kofferbändern sitzt, es sind die Billig-Airlines, die sich sozusagen ihren einen Platz gemietet haben.

Mein Erfahrungsbereicht

Wenn ich mir eine pro- und kontra Liste über meine Erfahrung mit Play mache, überwiegt leider die negative Seite. Angefangen hat alles damit, das unser Flug von Baltimore nach Keflavik an einem Montag Abend plötzlich Verspätung haben sollte. Bei dem Gedanken daran, dass wir in Keflavik nur eine Stunde Umstiegszeit haben sollten, wurde ich schon wieder nervös. Oft holen große Maschinen aber doch die Zeit wieder auf, meine Recherche über Flightradar hat mir gezeigt, dass der Flieger in der Vergangenheit des Öfteren mit Verspätungen gestartet ist und trotzdem pünktlich ankam. Als der Flieger aber eine halbe Stunde nach geplanter Abflugzeit noch immer nicht da war, wusste ich, das wird nichts mit dem Anschluss. Also habe ich schon mal recherchiert, wann der nächste Flug von Keflavik nach Berlin geht um einzuschätzen, ob es mit den Kindern alles machbar ist. Leider fliegt Play nur alle zwei Tage von KEF nach BER, also musste eine andere Lösung her. Zeitgleich kam auch schon eine Mail von PLAY, dass der Anschluss nicht machbar ist und ich vier Optionen zur Verfügung habe. Alles stornieren, nur den betroffenen Flug nach KEF stornieren, trotzdem fliegen und den nächstmöglichen Flug nach BER nehmen (Hotel wird bis zu 150€ übernommen) oder in zwei Tagen nochmal den Versuch starten. Da ich aber nun nicht wusste, ob alle Optionen möglich sind und es überall noch drei Plätze nebeneinander gibt, habe ich mich am Gate an die lange Schlange gestellt um diese Frage eben mit dem Bodenpersonal zu klären. Nach einer Stunde war ich dann auch schon dran und durfte meine Bedenken äußern um anschließend unhöflich gesagt zu bekommen, die Person selber hätte auch keine Ahnung über irgendwas, ich soll der Anleitung in der Mail folgen, sie arbeitet nicht bei der Airline. Hier hat sich das erste Mal für mich der größte Nachteil offenbart, es ist nirgendwo Hilfe zu finden, die Airline hat keine Hotline, kein Bodenpersonal, niemanden, der einem auch nur eine Frage beantworten kann. Ich habe dann über die Website (eine App gibt es nicht) alles auf den nächsten Flug in zwei Tagen gebucht, mit der Hoffnung, noch meine kostenpflichtige Sitzplatzreservierung beizubehalten. Denn leider kann man sich nicht darauf verlassen, zu dritt nebeneinander zu sitzen, auch wenn es sich um zwei kleine Kinder handelt. Das Risiko wollte ich gar nicht erst eingehen, weshalb ich für insgesamt $250 Sitzplätze reserviert habe (die billigsten, die es gibt, $20 pro Sitz pro Flug, 3 Personen à 4 Flüge). Zum Glück waren noch genug Plätze frei und wir konnten unsere Reservierung direkt übernehmen.

Das nächste Problem gab es dann, als ich unsere Koffer zurück holen wollte. Immerhin hatten wir noch zwei weitere Tage zu Hause zu verbringen. Das war die bis dahin für mich schwierigste Aufgabe. Der Person am Gate wollte ich nicht noch Mal gegenübertreten, zunmal die Schlange mittlerweile nach guten zwei Stunden anstehen aussah. Also bin ich Richtung Gepäckausgabe um bei den verloren gegangenen Koffern nach zu fragen. In der Zwischenzeit hat Nils für uns raus gefunden, dass unser Flieger aus Keflavik nach New York umgeleitet wurde also wusste ich, dass die Koffer noch da sein mussten. An der Information hat man mir nur eine Telefonnummer der Unterfirma vom Baltimore Flughafen gegeben, die würden sich um alle Belange am Boden der Billig-Airlines ohne Bodenpersonal kümmern. Da es Sonntag Abend war, konnte ich niemanden erreichen. An der nächsten Info hat man mich zum Office für verlorenegegangene Fundstücke geschickt. Das Office hatte aber nur die üblichen Arbeitstage von 9-5 auf. Mittlerweile war es schon sehr spät und die Kinder vom vielen Rumlaufen müde und weinerlich. Trotzdem wollte ich nicht aufgeben, denn ich wusste nicht, was sonst mit den Koffern passieren würde. Mein letzter Versuch war dann der Schalter, an dem wir unsere Koffer abgegeben haben. Natürlich waren alle Schalter schon geschlossen und leer, es lief aber eine Frau noch rum, der ich wahrscheinlich verzweifelt genug aussah, die sich unserer angenommen hat und per Funk den Leuten in den Kofferkatakomben unsere Koffernummer durchgegeben hat. Sie hat uns dann zu einem bestimmten Band geschickt und gesagt, die Koffer kommen gleich. Und tatsächlich, so war es dann auch. Kurz nachdem wir angekommen sind, sprang das Band an und unsere Koffer kamen raus. Fix und fertig ging es dann mit einem Uber nach Hause. Ein bisschen habe ich mich geärgert, nicht einfach alles storniert zu haben. Zwei Tage später haben wir uns also auf den Weg zum Flughafen gemacht und es erneut probiert.

Annegret Hünerfürst

Geboren in der selben Woche, in der die erste Website online kam - gelernte Diätassistentin und Mutter von zwei Kindern

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Über Hünerfürst.de

Einer der bekanntesten deutschen Netzkultur Blogs seit 2009. Nils Hünerfürst und seine Familie schreiben hier auf Hünerfürst.de über Technik, Kultur, Essen und Videospiele.

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