Shang-Chi

Nur knapp zwei Wochen vor Erscheinen des aktuellen MCU Films „Shang-Chi“ hat Panini Comics ein kleinformatiges Paperback mit gesammelten einzelnen Kapiteln des Helden mit den schnellen Händen veröffentlicht.

In diesem Sammelsurium ist der Meister des Kung-Fu mal nur eine Randfigur, mal ist er die Hauptfigur und sogar Auftakt der aktuellen Reihe von 2021.

Jedes der fünf Kapitel ist von einem anderen Team Autor*innen und Künstler*innen umgesetzt worden. Daher lassen sich die Themen und Stile auch ausschließlich als Sammlung verstehen und ergeben kein einheitliches Konzept.

Die Handlung

Das erste Kapitel aus „Wolverine: First Class #9“ aus dem Jahr 2008, geschrieben von Fred van Lente, zeigt Shang-Chi als philosophischen Großmeister. Wolverine hat in Madripoor ein privates Anliegen und sucht Hilfe beim Kung-Fu-Meister. Dieser unterstützt ihn, seinen Weg der Erkenntnis zu betreten. Das Gespann Wolverine und Shang-Chi entwickelt nebst der Illustration durch Francis Portela ein recht nostalgisches Gefühl, das an Karate Kid erinnern mag.

„Marvel Adventures Spider-Man #2“ erschien zwei Jahre später und wurde unter der inhaltlichen Leitung von Paul Tobin mit Matteo Lolli Zeichnungen konzipiert. Dieses zweite Kapitel des Sammelbandes zieht uns in die Schulsituation des kürzlich zum Spider-Man gewordenen Peter Parker. An einem Tag soll eine Kampfkunst-Show in der Sporthalle stattfinden, woraufhin Spider-Man und Shang-Chi spontan ein Team-Up einlegen müssen.

Mit dem „Free Comic Book Day“ aus dem Jahr 2011 hatte Shang-Chi einen weiteren Gastauftritt in einer Spider-Man Reihe. Geschrieben von Dan Slott und gezeichnet von Humberto Ramos, erleben wir Shang-Chi nur als Randfigur. Madame Web, die ihren Blick in die Zukunft schweifen lassen kann, führt den Leser in den damaligen Status quo der Spider-Man Reihe. Hauptsächlich sehen wir in diesem Kapitel allerdings Spider-Woman und Spider-Man in Kampfszenen.

2017 erschien „Master of Kung Fu #126“, welches von CM Punk geschrieben und Dalibor Talajić gezeichnet wurde. Dieses Kapitel zeigt Shang-Chi und seinen animalischen Sidekick Chee, den Affen, an ihrem freien Tag. Doch wird den beiden der Tag von einer ominösen Organisation schnell madig gemacht. Sie kämpfen gemeinsam gegen das Team eines größenwahnsinnigen Veterinärmediziners.

Das letzte Kapitel markiert mit dem Titel „The Legend of Shang-Chi #1“ den Start der 2021 begonnenen Solo-Reihe des Kung-Fu-Meisters. Geschrieben hat diesen Comic Alyssa Wong und gezeichnet hat Andie Yong. Der mittlerweile für das MI6 arbeitende Shang-Chi wird auf die inoffizielle Mission geschickt, ein mystisches Katana aus einem Museum zu entwenden. Dort trifft er auf Lady Deathstrike, die sich des seelenverschlingenden Schwertes bemächtigte und sich einen Kampf quer durch das Museum liefert.

Der Stile

Unterschiedlicher können die gezeigten Stile gar nicht sein. Das erste und vierte Kapitel, gezeichnet von Francis Portela und Dalibor Talajić, stechen wohl am meisten heraus.

Der erstgenannte Zeichner präsentiert einen Stil, der sehr untypisch Superhelden-Comic ausstrahlt. Einige der gezeigten Gesichter geben den Figuren einen karikaturesken Humor, der etwas für sich hat, jedoch keine großen Lacher produziert. Shang-Chi sieht einem Häuptling eines Stammes der amerikanischen indigenen Bevölkerung ähnlicher als seinem wahrscheinlichen „Vorbild“ Bruce Lee. Die Farben sind zudem so strahlend, als hätte man einen Soap-Opera-Filter der 90er aufgelegt und alles strahlt golden.

Das letztgenannte Kapitel von 2017, welches von Dalibor Talajić („Deadpool killt schon wieder das Marvel-Universum“) gezeichnet wurde, präsentiert etwas gänzlich Gegensätzliches. Gedeckte, fast schon matte Farben schmücken dieses Kapitel, die durch Zeichnungen mit sehr viel „Bruce Lee“-Charme wunderbar zur Geltung kommen. Ein etwas „dreckigerer“ Stil mit mehr Schraffuren und einem manchmal nach Skizze aussehenden Design. Sehr ansehnlich und sehr passend für dieses Kapitel. Die anderen Stile sind klar nach Vorliebe des jeweiligen Lesers ansehnlich oder gewöhnlich. Die Zeichner Lolli, Ramos und Yong präsentieren alle sehr solide Zeichnungen mit schönen Panels, ansehnlichen kleinen Details und machen Lust auf mehr Comics, in denen sie die Stifte sprechen lassen.

Fazit
Es ist ein Comic, der Lust auf mehr machen soll. Der gerade bestehende Fokus auf die „neue“ Figur Shang-Chi erklärt, warum dieser Comic so vorliegt, wie es nun der Fall ist. Es sind zusammenhangslose, aber nette kleine Geschichten, die den Kung-Fu-Großmeister Shang-Chi facettenreich beleuchten und ihm ein gewisses Profil geben. Man sollte in diesem Sammelband keine Tiefe erwarten, denn dies ist mit nur jeweils einem Kapitel meist schwer zu erreichen. Die Figur Shang-Chi ist dadurch leider nicht viel interessanter geworden. Es fehlt ein Antrieb, eine Motivation, ein Ziel der Figur. Sicherlich werden diese in den anderen kürzlich erschienenen Comics zu lesen sein. Diese Ausgabe jedoch kann man, wenn man nicht unbedingter Fan ist, missachten und lieber auf Shang-Chis eigene Reihe warten. Das Kleinformat Paperback kommt 12€, was ok ist für das, was es ist. Es ist ein Bahnlesecomic, ein Comic für einen Wartesaal oder eine lange Autofahrt sowie für Fans von Kung-Fu und einen mit dem Auge zwinkernden Humor.
Pro
Abwechslungsreiche Kurzgeschichten, unterschiedliche Zeichenstile, facettenreiche Darstellung des Titelhelden.
Kontra
Unklares thematisches Konzept; keine rote Linie.
6

Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris.

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