Coda 3

Es ist eine Welt, die aus den Angeln gerissen wurde und bevölkert ist von Wesen, die nach einem Sinn und einer Bestimmung suchen. Eine Realität, in der althergebrachte Herrschaftsstrukturen und ihre Werkzeuge mit aller Kraft zu erhalten versucht werden. All das und noch viel mehr findet man in „Coda“, dem Fantasy-Spektakel von Simon Spurrier und Matías Bergera.

Die dreiteilige Mini-Serie findet nun ihren Abschluss in einem weiteren hochwertig produzierten und mit zusätzlichen Inhalten bestücktem Hardcoverband im Überformat beim Cross Cult Verlag.

„Ein Neuanfang. Ich lüg mir nichts mehr vor

Von den Ereignissen des vorigen Bandes gebrochen, schleppt sich der desillusionierte und des Lebens überdrüssige Protagonist Hum durch die endlosen Weiten. Er kratzt missmutig den Skeletthintern eines immer noch sprechenden, jedoch längst verstorbenen Drachen. In Trauer und Enttäuschung badend begibt er sich an den einzigen Ort, der ihm einen Neustart ermöglichen könne, den Hof der Murkrone. Sie ist diejenige durchtriebene Meerjungfrau, die ihm bereits zu Anfang unter die Arme griff und ihm so manchen magischen Trank zugänglich machte. Doch nun hat er selbst sein einstiges Ziel aufgegeben, die Rückverwandlung und Lösung des Fluchs seiner Frau Serka. Sie entschied sich für ihre neuen Fähigkeiten und gegen die Erwartungen ihres Mannes und Barden Hum.

Bei Murkrone angekommen stellt sich jedoch schnell heraus, dass er in seinem Selbstmitleid das große Ganze übersieht und in eine Falle tappt. Die diktatorische Herrin und Meerjungfrau plant über viele Jahre die Übernahme der Vormachtstellung im gesamten Reich. Dazu braucht sie nur ein einziges Werkzeug, den Riesen Thundergog der wandernden Stadt. Er untersteht der manipulativen Kontrolle der Murkrone und beschafft ihr das letzte noch lebende magische Wesen dieser Welt. Der Ylbe im Verlies der Stadt Ridgetown dient seit jeher als Quelle für magische Substanzen. Dafür schneiden sie ihm Stücke aus seinem immer regenerierenden Körper und stellen damit Waffen und Tränke her. Hum selbst ist im Besitz eines Kopfes dieses Ylben, der ihn stetig darum anfleht, getötet zu werden, um sein Leid zu beenden.

Überraschende Wendungen, doppeltes Spiel und eine ganze Menge Action erwarten einen in dieser letzten Ausgabe. Hum wird gezwungen, seine Prinzipien zu überdenken, seine Frau Serka kämpft gegen die Diktatorin Murkrone und immer wieder kommentiert das auf dem Cover posierende und stets griesgrämige Pentahorn treffend: „£$%Ƹ“

Eine Explosion der Sinne

Wie schon in den vorigen Rezensionen zum Ausdruck gebracht, ist „Coda“ ein Feuerwerk der Farben und Formen. Matías Bergeras Stil in diesem Werk ist über alle Maße bunt, ja fast schon schrill und expressiv.

Die Formensprache ist kantig, schroff und fühlt sich abgenutzt, gar post-apokalyptisch an. Es spiegelt treffend, in welcher Welt sich Hum bewegen muss, nämlich einer, die ihre besten Tage bereits hinter sich hat.

Die großen Soundwords, die in krassen Farben immer wieder in den Panels zu finden sind, geben dem Werk seinen lauten und teils extrem dynamischen Schwung mit. Trotz der lautstarken und manchmal überfrachteten Bilder funktionieren die tragischen und melancholischen Szenen ebenso überzeugend.

Dies ist definitiv ein Comic, der beim Durchblättern allein einen Eindruck hinterlässt. Sei dieser nun abschreckend, weil bunt, laut und irgendwie drüber oder eben einladend, die Panels zu erkunden. Es macht etwas mit dem Betrachter.

Fazit
Der Abschluss mit dem dritten Band von „Coda“ ist zauberhaft, magisch und definitiv gelungen. Zwar werden klischeehafte Typen der Erzählungen verwendet, um ein wohlgefälliges Ende zu erwirken, dennoch hat der Weg dorthin so viel Momentum, dass man sich dem einfach nicht entziehen kann. Vielleicht funktioniert diese Reihe auch wegen seines erwartungsgemäßen Ausgangs so reibungslos, aber keineswegs langweilig. Mit „Coda“ ist ein Fantasy-Comic der etwas anderen Art entstanden. Es ist nie dunkel, nie mystisch überladen und in keiner Szene nostalgisch. Beeindruckend schrille Designs treffen auf eine romantische Fantasy-Geschichte und es funktioniert einfach fabelhaft.
Pro
Fesselnder Abschluss mit überraschenden Wendungen, lebendigem und ausdrucksstarkem Artwork, erkundet komplexe Themen wie Liebe und Opfer.
Kontra
Einige mögen den visuellen Stil und die Farbpalette als überwältigend empfinden und sich für den Abschluss auf Fantasy-Tropen verlassen.
10

Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris.

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