Moon Knight: Schwarz, Weiß & Blut

4. September 2022
2 Minuten gelesen

Eine ganz besondere Ausgabe erwartet einen mit diesem Exemplar. Wie schon in den vorigen „Schwarz, Weiß & Rot“-Editionen haben sich zwölf Künstler-Teams zusammengefunden, um jeweils 10-seitige Kurzgeschichten zu entwerfen. Dieses Mal dreht sich alles um „Moon Knight: Schwarz, Weiß & Blut“. Obwohl die Wortwahl nicht immer ganz zutreffend ist mit „Blut“, zeigt dieses mit Spotlack bedruckte, schmucke Hardcover-Album, wie man Moon Knight interpretieren kann.

Die Auswahl der Autor:innen ist vielfältig, wie man anhand der Liste erkennen kann. Mit dabei sind: Jonathan Hickman, Murewa Ayodele, Marc Guggenheim, Benjamin Percy, David Pepose, Patch Zircher, Erica Schultz, Jim Zub, Ann Nocenti, Chrisopther Cantwell, Nadia Shammas und Paul Azaceta.
Jeweils dazugehörige Zeichner:innen sind solch große Namen wie: Chris Bachalo, Dotun Akande, Jorge Fornés, Vanesa R. Del Rey, Leonardo Romero, Patch Zircher, David López, Djibril Morissette-Phan, Stefano Raffaele, Alex Lins, Dante Bastianoni und Paul Azaceta.

Auch diese schön gestaltete und übergroße Anthologie-Ausgabe erhält man beim Panini Verlag. Im Anhang finden sich reichhaltige Inhalte zu den Künstler:innen, was den Überblick vereinfacht. Außerdem lohnt es sich, wie immer bei aktuellen Anthologien, einige mentale Notizen zu hinterlegen, welche Künstler:innen man in Zukunft weiter beobachten möchte.

Introspektiv und Repräsentativ

Da die Figur Moon Knight alias Marc Spector alias Mr. Knight alias Steven Grant alias Jake Lockley alias die Faust Konshus ein breites Spektrum an „Persönlichkeit“ mitbringt, bietet diese Figur immense Möglichkeiten der Gestaltung. Sich dies zu Nutze machend, haben die zwölf Künstler:innen dieser Anthologie alles rausgeholt, was man von dieser Figur erwarten könnte.

Die Kurzgeschichten beleuchten viele Facetten der nunmehr 33 Jahre alten/jungen Figur. Sie bewegen sich zwischen nach Innen gerichteten, psychologischen Reisen durch Traumwelten. Die Kreativen zeigen dabei den stetigen Kampf mit sich und seiner dissoziativen Persönlichkeit. Allerdings in einer Schwere, die neben den häufig erheiternden Geschichten jedoch auch auf die dunkle Seite der Gedankenwelt zielt. Man könnte fast sagen, einige dieser Kurzgeschichten haben einen melancholischen, ja fast depressiven Charakter an sich. Natürlich entspricht dies der komplexen und nicht gerade gesunden Psyche der Figur, macht es allerdings auch nicht unbedingt leichter verdaulich.

Einige andere Geschichten bewegen sich weg von der Erde und hin zu einem wahnwitzigen Plan, den Mond zu zerstören. Wiederum andere bleiben sehr „Street-Level“, haben Spider-Man zu Gast und beziehen sich auf sehr weltliche Probleme, die häufig auch mit Glaube und Gerechtigkeit zusammenhängen. Ein verlorener Glaube, ein gerechter Gott und auch die Frage nach dem Ende allen Seins wird zu Teilen in diesen Geschichten gestellt. Thematiken, die nicht nur der Figur Moon Knight beziehungsweise Marc Spector wegen dessen religiöser Erziehung inhärent sind, sondern auch eine gewisse Kritik an der Zeit offenbaren.

So ziemlich jeder Aspekt der unter Umständen sehr komplexen Figur wird also in dieser Anthologie zumindest einmal festgehalten. Die Tiefe und erzählerische Klasse, also die aufgebaute emotionale Nähe oder philosophisch-kritische Komplexität, variieren stark.

Der weisse Ritter

Das Konzept der schwarz-weißen Illustrationen, die nur partiell mit roten Highlights aufgewertet und verstärkt werden, ist ein per se sehr gut funktionierendes. Auch in dieser Anthologie nutzen die Künstler-Teams dieses „Farbspiel“ maximal aus und holen das Machbare heraus. Da die Figur jedoch schon Weiß trägt, man mag meinen, dies sei in dieser Ausgabe zum Vorteil, müssen die Hintergründe entweder sehr dunkel gehalten oder mit viel Rot angereichert werden. Es bleibt der sonst so großartig funktionierende Kontrast aus, den man aus Moon Knight Comics als hervorstechend grell gewöhnt ist.

Natürlich sind die Stile unterschiedlichster Natur und es ist für nahezu jede Vorliebe etwas darin zu finden. Vom kritzeligen und detailreichen Stil des Chris Bachalo, über Retro-Stile, überzeichnete Versionen mit endlosem Cape bis hin zu Jorge Fornes wundervollen Designs, kann man hierin einfach alles finden, was das Auge wünscht.

Fazit
„Moon Knight: Schwarz, Weiß & Blut“ ist eine hochwertige Anthologie aufstrebender und etablierter Künstler:innen. Ihre Geschichten bilden ein überaus starkes Bild, das zudem einige interessante Aspekte der Figur hervorhebt und ausbaut. Man hat mit besagten 12 Heften wegen der 10 Seiten Begrenzung zwar nur kurze Zeit Lesespaß, dieser ist aber auch wegen der Vielfältigkeit der Optik ein überaus unterhaltsamer und auch spannender Einblick in die Welt des Moon Knights. Ein Problem dieser Ausgabe sollte man jedoch festhalten: Die Geschichten bleiben nicht sehr lange im Gedächtnis, da sie schlichtweg häufig zu kurz sind, um eine emotionale Verbindung zu den Lesenden zu ermöglichen.
Pro
Vielfältige künstlerische Interpretationen, tiefe Charaktererkundung, künstlerische Innovation mit Schwarz-Weiß-Illustrationen, thematische Vielfalt.
Kontra
Einschränkungen der Kurzgeschichte wirken sich auf die emotionale Tiefe aus, einige Geschichten haben einen melancholischen Ton, Herausforderungen mit Kontrast aufgrund des Kostüms von Moon Knight, begrenzte Einprägsamkeit.
8

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