Blade of the Immortal 6

31. März 2022
2 Minuten gelesen

Wie viele Menschen wünschten sich die Unsterblichkeit und vergessen dabei, dass dies wohl eher Fluch als Segen sein würde. In „Blade of the Immortal“ ist genau dies der Fall. Der verfluchte Protagonist muss seine Fähigkeiten einsetzen, um seine Gräueltaten zu sühnen. Doch in dieser Reihe steckt viel mehr als die reine Suche nach Vergeltung und Überkommen des Fluchs. Die von Hiroaki Samura geschaffene Welt spielt mit vielerlei zwischenmenschlichen Dramen, Tragödien und schweren Schicksalen, die mehr als häufig mit dem Schwert besiegelt werden.

Das Imprint Manga Cult des Ludwigsburger Verlags Cross Cult bringt diese bereits 1993 gestartete Reihe in einer kräftigen neun Bände umfassenden Perfect Edition mit Kunststoff Umschlag neu heraus. Zusätzliche Covers und unveröffentlichte Kapitel finden sich auch häufiger in dieser Reihe. Dieser sechste Band präsentiert einige der schönsten Cover der Originalveröffentlichungen.

Freund oder Feind

Im vorigen Band trafen sich der Swastika (buddhistisches Symbol des Glücks) tragende Protagonist Manji und der ehemalige Anhänger der Itto-Ryo-Schwertschule Taito Magatsu. Dieser ist auf der Suche nach einem vorigen Gegner Manjis. Der durch den zur Unsterblichkeit verfluchten Manji abgetrennte Arm wurde von dem psychopathischen Shira eigenhändig zur Waffe umfunktioniert. Sich die Reste seiner Oberarmknochen angespitzt und das Fleisch davon abgeschält, hetzte dieser Männer auf Manji und Taito. Taito möchte Rache für seine verstorbene Geliebte an Shira nehmen und sie geraten heftig aneinander. Wie in manchen vorigen Ausgaben dieser Reihe gerät hier in der Hektik des Gefechts in einigen Panels die Übersichtlichkeit schwer in Probleme. Es fällt dann häufiger schwer zu erkennen, was gerade passiert, aus welchem Winkel kurz zuvor Geschehenes betrachtet wird.

Rin, die junge Frau und Erbin eines Dojos, ist seit Beginn dieser Reihe auf der Suche nach dem Mörder ihrer Eltern: Kagehisa Anotsu. Er ist der wohl stärkste und fähigste Kämpfer, den es gibt. Zudem führt er die vom Shogunat geduldete Itto-Ryo-Schwertschule, die sich rasant ausbreitet und die stärksten und brutalsten Kämpfer versammelt. Anotsu ist in diesem Moment dabei, ein weiteres Dojo an seine Schule anzugliedern. In die vom Meister gestellte Bedingung, seine langsam erblindende Tochter zu heiraten, willigt er ein. Innere Konflikte unter den Schülern des Dojos bauen sich allmählich auf, denn Anotsu wird von Anfang an als Eindringling betrachtet.

Die tapfere Rin hingegen kämpfte sich seit der Trennung von Manji allein durch die Berge und Wälder Japans, wurde überfallen und ist nun mittellos und dem Verhungern nahe. Doch plötzlich liest sie Anotsu auf, der selber auf der Reise nach Edo ist, um dort Gerüchten über die Beziehung zum Shogunat nachzugehen. Die zwei helfen sich und es entstehen wundervolle Dialoge über Verantwortung, Rache, den Sinn des Lebens und die Suche nach dem Richtigen. Doch nichts wäre leichter, als den wohl stärksten Kämpfer des Landes ohne Handicap durch die Lande streifen zu lassen. Daher müssen die beiden verschiedenste Hindernisse auf ihrem Weg überwinden.

Der Stil

Wie bereits angedeutet geht so mancher Kampf unter der Last der dynamischen Kämpfe zugrunde. Die mit Tuschelinien dynamisierten Bewegungen der kämpfenden Akteure verschwimmen manchmal mit den eh schon rau gezeichneten Figuren.

Diese Art zu Zeichnen entfaltet seine Schönheit andererseits genau dann, wenn die Szene in Ruhe abläuft. Starke Expressionen, viel Detail an den Figuren und der Umgebung und der Einsatz von Rasterfolien machen dieses Werk stilistisch allgemein sehr außergewöhnlich. Es ist rau, hart und schonungslos in seinen Bildern.

Ein für diese Reihe typisches Mittel ist, dass die Sprechblasen häufiger ohne Bezug zur sprechenden Person in den Panels zu finden sind. Dies stellt insofern kein Problem dar, da die Dialoge problemlos den sprechenden Akteuren zuzuordnen sind. Anfangs kann dies jedoch zur Verwirrung beitragen. Einmal mit dieser Art zu Lettern und Dialoge zu platzieren angefreundet, kann man daran sogar etwas Freies und Schönes finden.

Auch in diesem sechsten Band wird mit expliziter Gewalt nicht gespart. Allein das Design des Shira mit seinen offengelegten und angespitzten Knochen kann abstoßend wirken. Hinzukommt, dass innerhalb der teilweise unübersichtlichen Kämpfe mehrere Gliedmaßen durch die Luft fliegen können. Es bleibt seiner Linie treu und schont weder die Figuren noch die Leser:innen.

Fazit
Dieser sechste Band von „Blade of the Immortal“ gewinnt trotz seiner phasenweise schwachen Illustration an Tiefe und lässt seine Figuren weiterhin glaubhaft wachsen. Die Figurenkonstellationen stehen in dieser Ausgabe unter dem Stern der Gegensätzlichkeit, was das Potenzial für interessante Dialoge um ein Vielfaches anhebt. Hiroaki Samura nutzt diese Möglichkeiten gut und lässt die Helden und Antihelden mehr und mehr miteinander verwachsen, misst beiden Parteien Fehlbarkeiten und Menschlichkeit bei. Außerdem wird der bereits angedeutete politische und scheinbar gesellschaftliche Konflikt zusehends präsenter, was die Spannung auf den kommenden Band nur noch größer macht. Dies mag wohl der stärkste Band in puncto Figurenentwicklung sein, auch wenn leider die Illustration an manchen Stellen schwächelt.
Pro
Tiefgreifende Charakterentwicklung und Erforschung bedeutungsvoller Themen.
Kontra
Grafische Gewalt kann für einige Leser verstörend sein.
10

Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris.

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