Blade of the Immortal 5

Mit dem fünften Band der Reihe „Blade of the Immortal“ wird die Geschichte persönlicher. Die bisher begleiteten Hauptfiguren Rin und Manji rücken ein wenig in den Hintergrund. Andere bereits in den vorigen Bänden eingeführte Charaktere bekommen mehr Raum, sogar ganze Handlungsbögen.

Geschrieben und gezeichnet wurde dieser bei Manga Cult erschienene Manga von Hiroaki Samura. Es ist ein Re-Print in einer dicken Deluxe-Edition mit abnehmbaren Kunststoff Umschlag.

Die Handlung

Rin und Manjis Wege trennten sich in der vorigen Ausgabe. Sie werden beide per Steckbrief mit hohem Kopfgeld gesucht und versprachen sich dadurch größere Erfolge beim Überqueren der Kontrollposten. Rins Ziel ist unverändert: Die Rache an Anotsu Kagehisa, dem Anführer der Itto-Ryu Schwertschule, die für den Tod ihrer Familie zu verantworten ist. Zusammen haben sie bisher schon viele Anhänger dieser Schule zur Strecke gebracht. Auch mithilfe von Hyakurin, der Leiterin einer kleinen Einheit seltsamster Kämpfer, gelangten sie einige Male an wichtige Informationen. Doch führte diese Kooperation Manji auch in einen Kampf, den er verlor und daher das erste Viertel dieser Ausgabe heilend verbringt. Sein Fluch ermöglicht es ihm, abgeschlagene Körperteile wieder anwachsen zu lassen, er ist also scheinbar unsterblich. Nun muss er sich mit einem ehemaligen Mitglied der Itto-Ryu gegen eine gemeinsame Bedrohung verbünden.

Rin schlägt sich unterdessen durchs Hinterland der unter nervenaufreibenden Umständen erreichten Provinz, nahe des Ortes, an dem sich ihr Ziel Anotsu aufhalten soll. Sie hält sich zwar wacker, ihre unerfahrene und leichtgläubige Art drängt sie jedoch in eine prekäre Situation nach der anderen.

Von Beginn dieser Ausgabe an ist der Anführer der Itto-Ryu in einem Dojo, das er versucht, für seine Schule und Organisation zu gewinnen. Ihm wird das Dojo mit allen Schülern angeboten, doch muss er die Tochter des Meisters zur Frau nehmen. Daraufhin wird die Figur Anotsu in seinen Motiven, dem Ziel für seine Schule und in seinen Handlungen erheblich menschlicher, sogar respektvoll gezeigt.

Ein großer Teil dieses Bandes befasst sich mit den Auswirkungen des schadhaften Bündnisses mit einem der Männer Hyakurins. Er verlor einen Arm und schwor Rache an Manji, die er mit dreckigsten Mitteln erreichen will. Dafür veranlasst er die Entführung und Folter seiner ehemaligen Vorgesetzten, Hyakurin. Im Zuge dessen wird ihre Geschichte beleuchtet, ihre nicht lineare Reise bis zu diesem Zeitpunkt geschildert und auch gezeigt, in welchen Beziehungen die von ihr geleitete Organisation zu „denen da oben“ steht.

Politische Machtspiele, äußerste Gewalt, Folter, Vergewaltigung und einiges mehr zeigt dieser fünfte Band und hat damit eine nächste Eskalationsstufe erreicht. Bis zu diesem Band belief es sich hauptsächlich auf physische Gewalt unter Männern. Nun überschreitet Hiroaki Samura einige Grenzen, die einen beim Lesen vor schierer Abscheu zusammenzucken lassen.

Der Stil

Wie bereits in den vorigen Rezensionen beschrieben, zeichnet sich der Stil Samuras durch eine Fülle an Texturen, Schraffuren und immer wieder auftretenden Kohlezeichnungen aus. Die klaren Linien, die er für seine Figuren nutzt, setzen die Protagonisten sauber vom Hintergrund ab. Dieser kann zuweilen sehr voll an Details sein. Prägend für seine Bilder sind die vielen mit Tusche geführten Linien, die Schattenschläge darstellen. Dadurch gewinnen die Panels an Lebendigkeit, wenn auch etwas an Unruhe.

Auch die Benutzung von Rasterfolie und ganzflächig eingefärbten Teilen ist kein Tabu in diesem Manga. Trotz der hohen Dichte an Linien gelingt es dem Künstler, auch ein helles und freundliches Umfeld zu kreieren, das vornehmlich in persönlichen und handlungstragenden Dialogen genutzt wird.

In den ganz frühen Ausgaben hatte man manchmal den Eindruck, dass nur der Künstler genau wisse, was er da gerade in einem Panel zeigt. Dies ist der Nachteil eines Bildes, das angereichert mit Linien und Schraffuren als Zwischenschnitt zu einem Dialog gezeigt wird. Es lässt sich teilweise schwer erkennen, welcher Bildausschnitt gezeigt wird. Allgemein gesprochen sind besonders die Dialoge mit interessanten Bildern unterlegt. Doch auch in diesem Band passiert es manchmal, ganz besonders in dynamischen Kämpfen, dass man nicht genau weiß, was dort eigentlich zu sehen sein soll. Es ist sehr, sehr viel seltener geworden über die mittlerweile fünf Ausgaben, jedoch verwunderlich, dass dies noch passiert.

Fazit

Dieser fünfte Band von „Blade of the Immortal“ macht aus vielerlei Hinsicht großen Eindruck. Zwar ist die zunehmende Gewalt aller Formen etwas, das einen schwer schlucken lässt, jedoch beginnt die gezeigte Welt die lange angedeutete Komplexität zu erlangen. Die immer weiter an Dimension gewinnenden Hauptfiguren, seien sie vermeintlich böse oder gut, wachsen in diesem Band ein großes Stück. Mit der nun erreichten politisch verschwörerischen Dimension gelangt die Geschichte zudem an einen Punkt der größeren Zusammenhänge und Akteure als nur Manji und Rin. Es wird definitiv sehr aufregend in den folgenden Ausgaben werden, denn viele Entscheidungen unterschiedlichster Figuren sind offengeblieben und fordern einen Schritt in eine Richtung.

Pro

Blade of the Immortal 5 bietet komplexes Storytelling, detaillierte Illustrationen und vermenschlicht den Antagonisten Anotsu.

Kontra

Die grafische Gewalt und die gelegentlich unklare visuelle Erzählweise könnten für einige Leser in Blade of the Immortal 5 abschreckend sein.

9.6