Blade Runner 2029: 3 – Erlösung

Das Finale des Dreiakters vom Autor Mike Johnson und Zeichner Andrés Guinaldo ist erreicht.

Der Aufstieg und Fall des Revolutionären Yotun und seine Heerschar aus Replikanten hat in den vorigen zwei Ausgaben die soziale Ordnung durch Gewalt wachgerüttelt. Nun finden die Figuren ihren erzählerischen Abschluss in diesem bei Panini Comics erscheinenden Paperback.

Wie bereits in den vorangegangenen Ausgaben finden sich auch hier eine große Anzahl an Skizzen, Charakterstudien und weiteren Extras im Anhang dieses Paperbacks.

Ein Traum wird zur Illusion

Die Anschläge des Untergrundführers Yotun haben für Furore gesorgt. Immer noch jagt die gesamte Polizei und ihre Blade Runner den Terroristen und Kult-Führer. Während jüngster Entwicklungen hat die Blade Runnerin Ashina ein doppeltes Spiel laufen. Sie sympathisiert mit dem Replikanten-Untergrund, dem ihre Partnerin Freysa angehört. So bewegt sie sich also auf schmaler Schneide im Kampf gegen Terrorismus, die absolute Deutungshoheit über alle Replikanten durch die Menschheit und ihren eigenen Gefühlen.

Da Freysa im Kampf mit Yotun ein Auge verlor, müssen sie sich nun als Zielscheibe der Polizei bedeckt halten und sind ständig auf der Hut. Sei dies nicht schon genug, setzt nun auch Ashinas Vorgesetzter und Polizei-Chef einen Blade Runner auf die Protagonistin zur Beschattung an. Während eines Aufeinandertreffens mit einer Anhängerin Yotuns und einer Besichtigung eines Tatorts wird eines klar: Yotuns Verjüngungskur zeigt irreparable Schäden.

Niemand weiß, wo sich der Drahtzieher aufhält, doch wäre Ashina nicht die beste Blade Runnerin, fände sie dies nicht auch heraus. Ihre Begegnung ist für beide eine große Überraschung, denn es werden Motive offengelegt, Wünsche beschrieben, die die Figuren in ihren gesamten Intentionen drehen und auf einmal in einem anderen Licht erscheinen lassen.

Es ist ein unerwartetes Ende, das vieles unbeantwortet lässt. Allerdings ist auch ersichtlich, dass diese Geschichte wohl noch kein Ende gefunden hat und in einer Fortsetzung mit dem Titel „Blade Runner 2039“ münden wird.

Der Stil

Wie bisher gewohnt zeigt Andrés Guinaldo wie sehr dieser in seinen Zeichnungen mit dem Setting szenisch zu spielen vermag. So manche cineastische Anspielung, seien es Perspektiven, ganze Szenen oder gar Panelaufteilungen, wecken Erinnerungen an andere Filme. Nichtsdestotrotz sind die Zeichnungen – abgesehen von den Hintergründen und Vehikeln – teilweise recht roh.

Ganz besonders fällt dies auf, wenn die Figuren feinere Emotionen zeigen sollen. Diese kommen nicht ganz so überzeugend heraus wie die eher großen Gesten und expressiven Ausdrücke des Kampfeswillen oder Schocks. Dafür ist die Bildkomposition überaus ansehnlich und lässt sich auch in den Skizzen im Anhang genauer studieren. Dieses Extra ist eine wirklich großartige Zugabe für Menschen mit einer Affinität zum gezeichneten Bild.

Die von Marco Lesko gesetzten Farben komplementieren den Eindruck und hauchen der futuristischen Welt erst ihr Leben ein. Gedeckte Töne werden von kalten Farben und dem immer wieder auftretenden Neon-Licht-Look gebrochen. Eine der letzten Szenen mit Yotun wirkt ganz besonders wegen der Farbgebung und Szenerie umso eindrücklicher und kathartisch.

Fazit
Mit „Blade Runner 2029 – Band 3: Erlösung“ ist ein gelungener Abschluss dieser Reihe gelungen. Sicherlich ist dies eine wahre Freude für hartgesottene Fans des Franchise „Blade Runner“. Für die gelegentlichen Leser:innen bietet dieses Finale – wie auch die gesamte Reihe – jedoch nur wenig Handfestes und nachhaltig Kritisches. Die Gesellschaftsordnung ist trotz Revolution nahezu unverändert, die Protagonisten befinden sich fast alle wieder am selben Punkt wie zu Handlungsbeginn und die Konsequenzen für die Welt sind so gering, dass es eine weitere Fortsetzung benötigt, um Liegengebliebenes zu Ende zu erzählen.
Pro
Faszinierende Handlungsauflösung mit unerwarteten Wendungen und visuellem Kinoreiz in „Blade Runner 2029 – Band 3: Erlösung“.
Kontra
Begrenzte gesellschaftliche Auswirkungen, Rohheit in den Emotionen der Charaktere und das Bedürfnis nach Vertrautheit mit dem Franchise können sich auf das Gesamterlebnis in „Blade Runner 2029 – Band 3: Erlösung“ auswirken.
9.8

Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris.

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