Blood on the Tracks 2

20. August 2022

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Die Manga-Reihe „Blood on the Tracks“ begibt sich mit dem zweiten Band weiter in die Untiefen der verstörenden Mutter-Kind-Beziehung.

Der Künstler Shuzo Oshimi hat mit seinem bereits 15 Bände umfassenden Werk eine Nominierung für den besten Manga bei den Harvey Awards 2022 erhalten. Das Imprint Manga Cult des Ludwigsburger Verlags Cross Cult veröffentlicht die Reihe in Softcover-Ausgaben, die einige farbige Seiten als Schmankerl anbieten.

Gemische Gefühle

Nahtlos schließt der zweite Band an den Cliffhanger vom Vorgänger an. Der Cousin des Protagonisten Seiichi ist „von der Klippe gefallen“. Die Mutter stammelte kurz vorher noch verwirrt und fast manisch irgendwelche unzusammenhängenden Worte. Die Eltern des „gestürzten“ Cousins Shigeru suchen panisch den Wald am Fuß des Bergs ab und finden ihn. Die Mutter Seiko des jugendlichen Protagonisten bleibt gefasst und beugt sich fast fürsorglich mitleidend über den schwerverletzten Jungen. Es ist abschreckend, wie weit sie über alle Grenzen einer antisozialen Persönlichkeitsstörung (Psychopathie) ragt. Nicht nur hat sie ihren Neffen selbst die Klippe hinabgestoßen und so den vermeintlichen „Unfall“ erzeugt, auch ihre massive emotionale und seelische Manipulation ihres Sohnes lässt einen erschaudern.

Als die Polizei den Angehörigen im Krankenhaus ein paar Fragen stellt, zeigt sich, wie sie die Kontrolle über ihren Sohn Seiichi behält. Sie droht ihm wiederholt auf nonverbaler Ebene, ihn zu verlassen. Die Schwere der psychischen Belastung und Störungen, die dieser nun ertragen muss, wird in einer Szene verdeutlicht. Die Eltern werden den möglicherweise nie wieder zu Sprache und einem „normalen“ Leben befähigten Shigeru besuchen. Das erste Mal also, dass Seiichi sich allein im Haus befindet und seiner emotionalen Überforderung Luft machen kann. Er beginnt zu schreien, so laut und von so viel Angst gequält, dass es einem kalt den Rücken runterläuft. Doch plötzlich klingelt es.

Seine Verehrerin, die Klassenkameradin Yuko Fukiishi, steht vor der Tür, mit Schamesröte im Gesicht. Schüchtern erinnert sie ihn daran, dass er sich melden wollte und fragt, ob sie eintreten könnte. Nach einigen ungelenken Annäherungsversuchen übergibt sie ihm einen Liebesbrief. Urplötzlich geht die Tür seines Zimmers auf und die Mutter des Hauses Seiko steht mit prüfendem Blick im Zimmer. Sie würde sich freuen, Yuko kennenzulernen. Sich dieser Situation entziehend verschwindet Yuko schnellstmöglich. Prompt fordert Seiko von ihrem Sohn Seiichi, dass er ihr den Brief, den er versteckt hielt, geben soll. Sie liest diesen vor und macht deutlich, dass niemand außer ihr in Seiichis Leben stehen soll. Dieser Band endet wiederum auf einem Höhepunkt der nervlichen Anspannung und man möchte sofort weiterlesen.

Nah und noch näher

Wie sich bereits in der vorigen Ausgabe zeigte, nutzt der Künstler Shuzo Oshimi die Vergrößerung, also einen Super-Close-up, um Spannung zu erzeugen. So erzeugen die Bilder nicht nur eine unglaubliche Nähe zu den Figuren, auch lässt die schiere Häufigkeit der groß gezeigten Augen und Gesichter, die zudem häufig nicht in Freude strahlen, einen surrealen Horror durchs Mark fahren. Die fragmentierten Expressionen der Figuren werden so in den absoluten Fokus gestellt und zeigen eine Wucht an schockierenden Gefühlen in den Figuren. Diese färben natürlich auch auf die Leser:innen ab.

Des Weiteren nutzt der Künstler gerade zu Beginn dieses Bandes, als sie kurz nach dem „Unfall“ noch in den Bergen sind, die Präsenz vieler Schmetterlinge. Sie umfliegen die Mutter Seiko fast spielerisch und lassen sie damit in einem Licht der Leichtigkeit und Sorglosigkeit erscheinen. Dass der Schmetterling in Japan allerdings eine ganz andere Bedeutung hat, lässt sich nicht sofort erahnen, ergibt jedoch ein schlüssiges Bild. Der Schmetterling steht für die sich verändernde Seele eines Menschen nach dem Tod und ist gleichsam Begleiter auf dem Weg zur „anderen Seite“ des Lebens. Dies ergibt in näherer Betrachtung (ebenso wie die erneute Anspielung auf die tote Katze aus der Exposition des ersten Bandes) ein furchtbares Bild, das den anstehenden Weg der Figuren geradezu zementiert.

Die Zeichnungen und Strukturen der Panels sind wie im ersten Band sehr hochwertig. Ihr Fokus liegt auf den Expressionen, also Gesichtern und Gefühlen. Einige die konventionelle Form der Panelstruktur sprengende Seiten fügen sich grandios in den Verlauf des Geschehens.

Fazit
„Blood on the Tracks 2“ ist verstörend, beängstigend und furchtbar fesselnd. Es gibt wohl wenige Manga-Reihen, die auf einem so hohen Spannungsniveau agieren, ohne dabei in Stolperfallen des abschlaffenden Erzählens zu treten. Die Entwicklung der Figuren geht schrittweise voran, was bei der Betrachtung – und eben wegen der angeregten Imagination der Leser:innen – umso größere Anspannung erzeugt. Dieser Manga weiß zwischen Psycho-Thriller und Familiendrama zu balancieren. Die Abscheulichkeit der Taten und die psychische Manipulation durch die krankhafte Mutter bringen den Leser:innen den Protagonisten Seiichi immer näher. Man möchte ihm helfen, ihn befreien. Leider liest sich dieser Band viel zu schnell durch, denn man kann vor Spannung einfach nicht aufhören umzublättern.
Pro
Intensiv fesselnder Psychothriller mit ausgereiftem Artwork, starker Charakterentwicklung und spannender Erzählung.
Kontra
Enthält potenziell verstörende und beunruhigende Inhalte, nicht für sensible Leser geeignet.
9.4

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