Catwoman von Ed Brubaker 3

2. Juli 2022
2 Minuten gelesen

Mit diesem dritten massiven Paperback endet die schreibende Tätigkeit des Meisters der Kriminalgeschichten Ed Brubaker. Damit schuf dieser eine denkwürdige Neuausrichtung der Selina Kyle alias Catwoman im DC-Kosmos. Sie schien geerdeter, mehr ein Street-Level Superheld. Dieser dritte Teil wird zu einem Großteil vom Zeichner Paul Gulacy illustriert und erscheint wie gewohnt bei Panini Comics.

Die Patin des East Ends

In den vorigen Bänden hat sich Catwoman als die Patronin, die Beschützerin, die gute Seele des East Ends von Gotham City herausgestellt. Sie schützt die, die sonst niemand schützen will. Waisenkinder, Arme, Minderheiten und vor allem die ganz gewöhnlichen Bewohner, die unter kriminellen Organisationen leiden müssen. So startet diese Ausgabe auch mit einem Deal zwischen dem Pinguin und einem Mafia-Boss. Um Catwoman als störende Variable aus dieser Gleichung zu entfernen, planen sie, einen Spezialisten nach Gotham City zu holen. Die Rede ist von Zeiss, einem kybernetisch erweiterten Menschen mit extrem schneller visueller Wahrnehmung. Dadurch kann er viele Bewegungen nahezu in Zeitlupe sehen, was die große Stärke Catwomans gekonnt aushebelt.

Catwoman engagiert die Alleytown-Kids, eine Bande von Ausreißern, und macht sie zu ihren Augen und Ohren auf der Straße. Doch gerät einer der Jungen in Geiselhaft des brutalen Zeiss und es kommt zu einem bedrohlich gefährlichen Kampf bei dem Catwoman zu sterben droht. Kurz vor ihrem Ableben tritt der in den vorigen Bänden eingeführte ägyptische Kult Beti-Ma auf den Plan und rettet sie. Für einen Monat wird sie an einem mysteriösen Ort versteckt und gefangen gehalten. Selina Kyle wird von ihnen vergöttert, da sie anscheinend die Kräfte ihrer Katzengöttin angenommen habe. Dies macht sie zu einem übermenschlichen Wesen, was ihre neugewonnene Geschwindigkeit und Stärke erklären ließe.

Nach ihrer Rückkehr überschlagen sich die Ereignisse – im Privaten wie auch im „Beruf“. Ein fehlgeschlagener Plan der noch neuen „Robin“ Stephanie Brown löst einen stadtweiten Bandenkrieg aus und stürzt ganz Gotham in Chaos. Catwoman gelingt es plötzlich, den einst so bedrohlichen Zeiss zu besiegen. Der verschwunden geglaubte Black Mask nutzt diese Gelegenheit und ergreift die Macht des Überwachungssystems Oracle. Doch hier endet die Geschichte auch so abrupt, wie sie anfängt. Schade.

Der Stil

Der Zeichner Paul Gulacy war in den 1970ern eine Ikone, als dieser der Figur Shang-Chi einen frischen und prägenden Stil verpasste. Doch es trägt sich leider nicht mehr in den 2020ern. Schon beim Durchblättern fällt auf, dass sehr viele übertrieben große Augen in Form von spitzen zulaufenden Ovalen, gepaart mit scharfkantigen Gesichtern und Posen, die an die 80er Jahre erinnern, einfach nicht wirklich ziehen. Die Inszenierung der Kämpfe und Dialoge wirkt außerdem recht zweidimensional.

Es ist für Fans der Stilistik der 70er und 80er Jahre vielleicht eine große Freude, eine Kriminalgeschichte im Gewand der Catwoman sehen zu können. Für mich hat es leider gar nicht funktioniert.

Ein kleiner, erfrischender Lichtblick inmitten dieses Bandes war ein Heft, welches von Sean Philipps gezeichnet wurde. Es erinnert einen daran, warum Philipps einfach immer noch gut mit Brubaker an aktuellen Projekten als Team arbeitet. Form und Inhalt fühlen sich harmonisch und aufeinander abgestimmt an. Einfach, klar und sehr erfrischend.

Fazit
„Catwoman von Ed Brubaker 3“ endet leider ernüchternd. Nach zwei Bänden umfangreicher Charakterentwicklung bleibt leider vieles liegen. Das Gefühl für die Straße, ihre Freunde und die sozialen Dilemmata scheinen einfach auserzählt. Obwohl dieser Band auch auf viele Fragen eingeht, gelingt es nicht, einen positiven und bleibenden Nachgeschmack zu hinterlassen, wie es den vorigen Ausgaben geglückt ist.
Pro
Fesselnde Fortsetzung von Catwomans Rolle als Beschützerin von Gothams East End, fesselnde Handlung mit Einführung der Figur Zeiss, Erkundung von Catwomans mythischem Status, erfrischende Zusammenarbeit mit dem Künstler Sean Phillips in einer Ausgabe.
Kontra
Das abrupte Ende lässt einige Handlungsstränge ungelöst, der Kunststil von Paul Gulacy spricht möglicherweise nicht alle Leser an, die Darstellung von Problemen auf der Straße wird als mangelnde Tiefe empfunden, die Stilisierung der 1970er- und 80er-Jahre könnte für das moderne Publikum veraltet wirken.
7

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Lars Hünerfürst

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