#Comictober Laura – Einblicke in das Schaffen des Künstlers

Laura Cover Cross Cult

Laura“ ist das Erstlingswerk des durch „Karmen“ zu Berühmtheit gelangten Künstlers Guillem March. Der auf Mallorca lebende und arbeitende Künstler hat mit diesem ersten Vorstoß in die Welt der Graphic Novels sein Leben maßgeblich geändert. In den redaktionellen Texten des Künstlers, beschreibt dieser den Weg, seine Motivation und die Methode seiner Arbeit. Dies, eine weitere Kurzgeschichte und zusätzliche Skizzen finden sich in dieser bei Cross Cult erscheinenden Hardcover Ausgabe als Zusatzinformationen abgedruckt. Das großformatige Buch kann aber täuschen, da die Länge der namensgebenden Geschichte Laura nicht viel Platz nimmt.

Mitte Zwanzig und Liebeskummer

Copyright: Cross Cult

In der „Blüte ihres Lebens“ stehend hat Laura nur eines im Sinn, ihren Ex-Freund. Sie plagt die Trennung, ihr Gefühl der Überforderung mit der Situation und vor allem ihre beste Freundin. Diese versucht Laura ständig dazu zu überreden ihre Höhle des Selbstmitleids und der Trauer zu verlassen, auszugehen und sich mit einem neuen Mann abzulenken. Wie uns Laura als Erzählerin nah gebracht wird, wird den Lesenden jedoch schnell klar, dass sie nichts weniger gern machen würde, als sich mit ihrer Freundin im Club zu räkeln. Sie knickt irgendwann ein und macht es trotzdem. Dort lernt sie schnell jemanden kennen und es entwickelt sich eine Geschichte, wie man sie aus Soap-Operas kennt.

Tatsächlich birgt diese Geschichte, im Gegensatz zum unbedingt zu empfehlenden zweiten Werk „Karmen“, nicht sehr viel Handlung. Selbst die Charaktere, allen voran die Protagonisten Laura durchlebt eine geringe bis kaum existente Entwicklung. Daher bleibt dieses Werk nur ein Einblick in das Leben der jungen Frau, das sich durch jedoch durch einige fein ausformulierte Monologe und liebevolle Panels auszeichnet.

Die Form, der Inhalt und die Frauen

Als sehr zu empfehlen ist der Blick in den Anhang dieses Werks. Dort finden sich viele Konzeptseiten, die die Arbeitsweise des Guillem March exemplarisch zeigen. Es motiviert ungemein zu sehen, dass jedes noch so komplexe Werk mit einfachen Strichen und groben Figuren beginnt. Die Art und Weise der Kolorierung und der Ausgestaltung seiner Panels, beschreibt der Künstler im Nachwort. Zur Zeit des Entstehens dieses Werks war er fasziniert davon Texturen aus Fotografien in seine Bilder einzubauen. Dies führt dazu, dass einige Oberflächenstrukturen eine manchmal eigensinnige Mischung aus digitaler Farbgebung und auf einer weiteren Ebene bilden. Die hinzugefügten Texturen von Palmen oder Stränden kreieren so einen einzigartigen, wenn auch nicht immer überzeugenden Look.

Copyright: Cross Cult

Zur Frage warum dieses, wie auch Marchs großer Erfolg „Karmen“ hauptsächlich von weiblichen Figuren geprägt ist, wird in ebenfalls vom Künstler erläutert. Seine spannende Antwort auf diese ihm häufig gestellte Frage lässt sich als Methode der künstlerischen Abstraktion zusammenfassen. Ihm gelingt es so seine eigenen häufig emotionalen Thematiken zu verarbeiten und dabei nicht der Gefahr zu laufen eine Biographie oder in den Modus eines Tagebuchs zu verfallen. Außerdem hat sich seine Karriere auf merkwürdige Weise schon immer um die Darstellung von Frauen gedreht. Seine vorige Anstellung verlangte von ihm regelmäßig Zeichnungen von Frauen anzufertigen und da March, nach eigenen Angaben, gefallen daran fand. Blieb er in seinen Werken, die einer Erzählung folgten, einfach dabei. Dass er sich gut darin versteht anatomisch akkurate und ästhetisch ansprechende Körper zu malen, wird er auch in diesem Werk beweisen.

Laura Cover Cross Cult
Alleinstehend ok, im Kontext sehr interessant
„Laura“ ist eine Graphic-Novel, die essentiell ist, um sich das Schaffen des Guillem March zu erschließen. Die vielen darin vorhandenen Texte des Künstlers, die Skizzen und Entwurfzeichnungen, sowie die leider eher schmale Geschichte, bilden ein interessantes Ganzes. Dieses, wie auch das nun schon häufig genannte zweite Werk Guillem Marchs, lassen sich eben durch jene Erläuterungen erheblich besser kontextualisieren und interpretieren. Alleinstehend ist die Geschichte um Laura kein großer Wurf, kann aber durch den angebotenen Umfang dieser Ausgabe als Empfehlung für angehende March-Fans empfohlen werden.
Pro
Konzeptseiten
Hintergründe und Begleittexte des Künstlers
interessante Stilmischung
Kontra
keine innovative Geschichte
recht oberflächliche Figuren
6

Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris.

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