Die Cousinen Mariko und Jillian Tamaki haben mit „Ein Sommer am See“ eine Graphic Novel kreiert, die ihresgleichen sucht.
Der Reprodukt Verlag veröffentlichte dieses Werk, welches vom deutschen Literaturpreis für das beste Jugendbuch nominiert wurde.
Es ist eine Graphic Novel, die einem mit einfühlsamen Bildern, sehr aussagekräftigen und authentischen Dialogen und einer gehörigen Menge „Coming of Age“-Atmosphäre den Abend versüßt. Trotz der knapp 320 Seiten langen Geschichte verschlingt man dieses Werk tatsächlich allzu schnell.
Die Handlung
Rose und ihre Familie fahren jedes Jahr an denselben Ort zum Urlaub machen. Dort treffen sie die langjährigen Freunde, zu denen auch das Mädchen Windy gehört. Gemeinsam haben sie seit Jahren jeden Sommer miteinander verbracht. Doch die Zeit hält auch für die beiden Ferien-Freundinnen nicht an. Sie beschäftigen sich mit Themen, die unter Anbetracht dessen, dass sie wohl mitten in der Pubertät sind, erwachsener werden.
Windy ist eine aufgedrehte Person, die oft überzuckert energisch durch die Gegend springt. Ihre Frohnatur ist ansteckend und lebhaft. Die sie beschäftigenden Themen reichen von Körbchengrößen ihrer Mitschülerinnen bis zu Sexismus gegenüber anderen Mädchen. Windy ist eine spannende Figur, die sich auch in der zeichnerischen Gestaltung komplementär zu Rose liest.
Rose hingegen steckt in einer komplizierten Situation. Ihre Eltern kultivieren einen schon jahrelang anhaltenden Streit und sie steckt mittendrin. Daher sucht sie sich des Öfteren Ablenkung mit ihrer Ferien-Freundin Windy und entwickelt zeitgleich eine Schwärmerei für den Jungen im örtlichen Mini-Markt.
Die häusliche Situation belastet die Stimmung des Urlaubs immens. Jedoch hat sie Windy, die sie auf andere Gedanken bringen kann und mit der sie Horror-Film-Klassiker ansieht.
Währenddessen geht das Leben weiter seinen Weg. Der Verwandtenbesuch der Schwester von Rose Mutter lässt den subtilen Konflikt explodieren. Rose Vater fährt für ein paar Tage zurück in die Stadt, um dort „zu arbeiten“. Es entsteht zudem ein Konflikt zwischen der Schwärmerei von Rose und seiner Freundin Jenny, den die zwei Mädchen mitbekommen.
All diese auf den ersten Blick „kleinen“ Ereignisse werden von Mariko Tamaki so lebendig und einfühlsam erzählt, dass man sich den Figuren annähert und mit ihnen diesen Weg bestreitet.
Der Stil
Jillian Tamakis Stil ist fantastisch frisch, jugendlich und gleichzeitig sehr fein. Die ganze Graphic Novel ist monochromatisch, also in Abstufungen eines blaugrauen Tons. Die Figuren haben kräftige Outlines und präsentieren ganz klare, schön gestaltete Gesichtszüge. Die Dynamik einiger Szenen, wie zum Beispiel Windys Tanz oder ein auf das Bett Fallenlassen von Rose, sind spielerisch und leicht.
Die Umgebungen haben etwas Fotografisches. Sie wirken sehr realistisch und gleichzeitig stilisiert. Die Darstellung von Pflanzen ist ein gutes Beispiel. In einigen Panels scheint der Hintergrund durch den Wechsel des Zeichenwerkzeugs, mehrere Ebenen zu haben. Pinselstriche, ausgewaschene Schattierungen und kräftige Akzente finden sich manchmal auf einer Seite und es wirkt unglaublich harmonisch.
Da sich die Geschichte häufiger im Dunkeln oder im und am Wasser abspielt, sollte auch dort ein Augenmerk auf die fantastische Arbeit Jillian Tamakis gelegt werden. Ihre Darstellungen der Wellen oder der Bewegungen von Haaren im Wasser sind fabelhaft dezente Zeichnungen, die dem Ganzen schöne Kontraste anfügen. Die Dunkelheit stellt sie kräftig, einnehmend und trotzdem nicht einfach dar. Detaillierte Natur und unachtsam weggeworfene Objekte finden genauso eine Beachtung wie das Lichtspiel bei Nacht.
[…] Ein Sommer am See […]
[…] auch schon in „Ein Sommer am See“ zeigt sich Jillian Tamakis einzigartiger und von hohem Wiedererkennungswert geprägter Stil. In […]