7.300 Kilometer, 85 Stunden reine Autofahrt, 13 Bundesstaaten, 26 Nächte in 13 Hotels und 3 AirBnB’s und 3 Zeitzonen. Unser diesjähriger Trip führte uns durch die westlichen Bundesstaaten, viel Hitze aber auch kühlere Orte, Wüsten und Wälder, National Parks und Strände. Ich habe nach diesem Trip 35 der 50 Staaten gesehen, Nils hat sogar seine 50 Staaten voll gemacht. Auch dieser Urlaub hat uns wahnsinnig gut gefallen und mir vor allem sehr viel Neues gezeigt, aufgeräumt mit Vorurteilen und Überbewertungen. Colorado, Utah, Arizona, Nevada, Kalifornien und Oregon liegen hinter uns, wir haben unseren ersten Tag in Washington auf der Olympic Halbinsel verbracht, nun soll Seattle erkundet werden und Atticus Geburtstag gebührend gefeiert werden.
Seattle
Unser Morgen begann mit einer Runde mit dem Hund, wobei wir natürlich auf einem Spielplatz angehalten haben. Es war recht kühl am Morgen, deshalb hat sich der Aufenthalt kurz gehalten, vor allem weil alle Geräte auf dem Spielplatz von Tau nass waren. Anschließend gab es für die Kids ein kleines Frühstück und dann ging es zur Busstation. Mit dem Bus sind wir dann für ca. 40 Minuten in die Stadt gefahren und direkt an unserem Ziel ausgestiegen. Schon bei der Busfahrt sind mir zwei Dinge aufgefallen, zum einen schien es ein Pride-Festival zu geben, viele Leute waren ganz wie zum Chritopher Street Day bunt und leicht gekleidet, zum anderen habe ich auch hier wieder den Zustand von Obdachlosigkeit gemerkt. An den Busstationen haben sich Einkaufswagen mit Habseligkeiten versammelt, ab und zu sind auch sehr oll aussehende Leute in den Bus gestiegen. Es wurde leider im Stadtzentrum nicht besser, ganz wie in den Städten in Oregon war auch hier die Obdachlosigkeit und vor allem das Drogenproblem sehr offensichtlich. Auch der Uringeruch in der Stadt hing an jeder Ecke.
Zum Frühstück hat sich Nils ein sehr angesagtes Restaurant ausgesucht, was Ube-Pancakes serviert. Ludi’s Restaurant liegt in der Nähe des Pike Place Markets und bietet gutes Frühstück und wie schon gesagt Ube-Pancakes an. Diese dunkel-lila Pancackes mit dunkel-lila Soße werden aus Wasseryams hersgestellt und haben einen kokosartigen Geschmack. Die Schlange um im Lokal zu essen war lang, Florentine und ich sind in der Zeit zu einer Apotheke gegangen, da uns die Zahnpasta ausgegangen ist. Zurück im Restaurant waren wir dann auch schon dran. Nach dem Frühstück sind wir zum Pike Place Market gelaufen. Dieser Markt ist der größte Markt von unabhängigen kleinen Unternehmern in Seattle. Es gibt alle Möglichen Stände mit Obst, Gemüse, Käse, Fleich, Fisch aber auch Süßigkeiten. Am bekanntesten ist wohl der Fischmarkt, hier kommen Leute her um vor allem zuzusehen, wie der Fisch geworfen wird. Da wir es mal wieder geschafft haben, an einem Sonntag hier zu landen, war es extrem voll. Wir haben uns also nicht allzu viel angeschaut, zumal es mir dort überhaupt nicht gefallen hat. An diesem Marktplatz befindet sich das erste und demnach älteste Starbucks der USA. Die Schlange um hier rein zu kommen ist lang, üblicherweiese wartet man 30 Minuten, also sind wir nach einem kurzen Blick durchs Schaufenster weiter gezogen um die berühmte Gum-Wall zu sehen. Die Kaugummi wand hat in den frühen 90ern seinen Ursprung gefunden, wo leute beim Warten um Tickets zu kaufen ihren Kaugummi an die Wand geklebt haben. Bis heute noch besteht und wächst die Masse an benutzten, alten Kaugummis. Da mich persönlich dieses Spektakel extrem anekelt, habe ich ums Eck gewartet und Nils ist mit den Kids allein gucken gegangen.
Space Needle
Nach der Kaugummi-Wand sind wir zu Fuß durch die Stadt zur Space Needle gegangen. Dabei gab es ein paar Abstecher in Souvenir-Shops. Schon auf dem Weg haben wir dann die Pride Parade gehört und gesehen, konnten aber die extrem vollen Straßen umgehen. Die Space Needle ist das wohl bekannteste Wahrzeichen Seattles. Sie wurde 1962 zur internationalen Weltausstellung gebaut und repräsentiert das amerikanische Streben nach futuristischer Fähigkeit. Die Tickets haben uns Vieren knappe $100 gekostet, was ich recht viel finde, wenn man bedenkt, dass Atticus umsonst war. Da es aber die einzige kostenpflichtige Attraktion auf unserem Plan war, haben wir es trotzdem gemacht. Trotz des Sonntages war es nicht allzu voll und wir waren schnell oben. Der Aufbau erinnert mich sehr an den des Fernsehturms in Berlin. Im Inneren gibt es eine Plattform, die sich dauerhaft langsam dreht, der äußere Ring sozusagen. Man kann aber auch nach draußen gehen, wo es recht eng ist. Wir hatten an diesem Tag sehr schönes Wetter, mit viel Sonne und fluffigen weißen Wolken, daher war die Aussicht sehr schön, was nicht allzu oft passiert in Seattle. Im Fuß der Space Needle gibt es einen riesigen Souvenirshop, durch den ich natürlich noch stöbern musste, danach ging es für uns aber nach Hause. Wir haben uns dieses mal einen Uber gegönnt, haben uns aber erstmal im Kerry Park absetzen lassen, wo wir schon zwei Tage zuvor waren und sind noch zu einem Spielplatz gegangen. Anschließend gab es noch einen Abstecher zum sogenannten Intern-Haus, dem Haus, was man in den Außenaufnahmen bei Grey’s Anatomy sieht. Zum Abschluss des Tages gab es noch einen Frozen Yogurt. Als die Kinder dann im Bett waren, ging es noch an kleine Vorbereitungen. Ich hatte von zu Hause Girlanden, Luftschlangen und Geschenke eingepackt, die ich dann angebracht und aufgebaut habe, damit Atticus am nächsten Tag das übliche morgendliche Geburtstagsspektakel bekommt.
Anacortes
Der Morgen begann mit Geschenken und Torte! Es war der erste Juli, Atticus hat zwar erst am zweiten Juli Geburtstag, aber ich habe beschlossen, ihn dieses Mal am ersten zu feiern, da wir so viel schöner das Ritual mit Girlanden und einer Geburtstagstorte zum Frühstück sowie einem kleinen Geschenketisch beibehalten konnten. Außerdem habe ich mir gewünscht, an seinem Geburtstag was besonderes zu machen und eben nicht 5-6 Stunden im Auto zu verbringen. Nachdem dann alle Geschenke ausgepackt und bespielt waren, der Hund seine Runde gegangen war, sind wir zu unserem Ziel, Anacortes, aufgebrochen. Die Fahrt dort hin betrug nur eine Stunde, nach der Hälfte haben wir einen Spielplatz besucht und uns noch einen Kaffee bei den Dutch Bros geholt. Nach viel rumrennen und spielen ging es weiter. Anacortes ist eine Stadt weit nördlich in Washington kurz vor der kanadischen Grenze. Der Ort ist bekannt für die typischen Ferries, viel Wasser und vor allem Wale. Das war nämlich auch unser Tagesziel, wir haben recht spontan über Groupon Tickets für eine Whale-Watching Tour gebucht. Der Preis lag bei rund $80 pro Person, über den üblichen Weg hätte es das doppelte gekostet. Die Blackfish-Tours by Outer Islands Expeditions bieten verschiedene Touren an, darunter Orca-Touren oder Wal-Touren. Wir haben die günstigere Waltour genommen, letztendlich ist es auch egal, welche man nimmt, die handvoll Boote, die um die Inseln tuckern und nach Walen suchen sind per Funk verbunden und helfen sich gegenseitig, und wer was findet, funkt alle anderen an. Demnach kann man auf der Orcatour andere Wale sehen oder eben andersrum. Was ich wirklich nett aber unpraktisch finde, ist die Garantie, wenn man keine Wale sieht, bekommt man einen Gutschein für eine weitere Tour. Für Tagestouristen eher unpraktisch aber es macht die Anbieter glaubwürdiger.
Orcas live
Das Boot der Blackfish Tour war sehr modern, neu und vor allem sauber. Es war genügend Platz für die rund 40 Leute, die sich dort versammelt haben. Die Crew war recht groß und jeder hatte einiges an Fachwissen zu bieten und es war offensichtlich, dass die Crew dazu angehalten ist, nett mit den Leuten zu schwatzen und sich um alle gut zu kümmern. Nachdem wir aus dem Hafen raus waren hat das Boot dann auch Gas gegeben und ist mit guten 100kmH raus gefahren. Zum Glück kann man sich im Inneren gut aufhalten, denn es war kaum erträglich draußen im Fahrtwind zu stehen. Das Wetter war an diesem Tag wunderbar, klarer, wolkenloser, blauer Himmel, das Wasser war ruhig und es war kein Wellengang. Als erstes hat uns das Boot zu einer Insel voller Seelöwen gebracht. Da wir diese auch schon an vielen Orten an der Küste gesehen haben waren wir erstmal unbeeindruckt. Es ging dann weiter und das Boot ist langsam um die vielen Inseln wie Orca Island und San Juan herumgefahren. Irgendwann sind wir auf zwei Orca Pods gestoßen. Diese waren nämlich grade auf Robbenjagd und sind um die vielen Inseln geschwommen. Allzu nah konnten wir mit dem großen Boot nicht herran, dafür gab es ein kleines Boot was ein ziemlich guten Blick gehabt haben muss. Wenn man ohne Kinder reist, ist es sicherlich empfehlenswert, ein kleines Boot zu nehmen. Wir haben aber trotzdem lange die Orcas beobachten können. Auf der Fahrt zurück zum Hafen haben wir noch Weißkopfadler und einen Otter angetroffen.
Die Tour dauerte ungefähr vier Stunden und hat allen sehr viel Spaß bereitet. Für mich war es definitiv ein großes Highlight, Orcas in freier Wildbahn zu sehen. Zum Abendessen hat sich Atticus Taco Bell gewünscht, was wir auf dem Weg nach Hause noch eingesammelt haben. Es war ein gelungener Geburtstag, der hoffentlich in Erinnerung bleibt.