Frau Suzuki wollte doch nur ein ruhiges Leben 2

Ein empfindlicher und gejagter Protagonist gerät unter den Schutz eines harten Killers. Nicht erst seit „Léon – Der Profi“ ist dieses Motiv bekannt, auch „Lone Wolf & Cub“ beweist dies. Es ist allerdings immer wieder spannend, diese so fabelhaft funktionierende Figurenkonstellation neu zu denken. Dies hat Hirohisa Sato in „Frau Suzuki wollte doch nur ein ruhiges Leben“ unternommen.

Der Dreiakter erscheint beim Carlsen Imprint Hayabusa und ist nicht nur deshalb mit der Altersempfehlung ab 16 als Manga für ältere Leser:innen zu empfehlen.

Ein ruhiges Leben also

Frau Suzuki geriet weniger freiwillig in die Rolle des Beschützers. Der Junge Jinsuke verlor seine Eltern, da diese eher zufällig Polizisten begegneten, die einen Millionenraub zu verantworten hatten. Dieses Aufeinandertreffen sowie die Vorgeschichte Frau Suzukis (ihr erster Mord war ihr eigener Vater, der sie schrecklich behandelte) werden auf den ersten Seiten dieses zweiten Bandes erzählt.

Der noch naive Jinsuke ist von den rasanten Entwicklungen um ihn und Frau Suzuki überwältigt. Er beginnt sich darin zu versteifen, sich und seine Retterin verteidigen zu können und möchte ebenso Killer werden. Die Rache am Mörder seiner Eltern und beobachtetem Bankräuber, dem Polizisten Kusu, soll seine allein sein. Schneller als erwartet wird der einfältige Junge mit Kusu konfrontiert und zu einem Treffpunkt gelockt. Jinsuke hingegen zückt die gestohlene Waffe seiner Patronin und schießt.

Nur knapp können Frau Suzuki und Jinsuke entkommen und sie schließen einen Deal: Nie wieder töten. Sie versucht so mit aller Kraft ein Leben zu verhindern, das sie jeden Tag ertragen muss. Ein Leben voller Erinnerungsfetzen toter Menschen, Assoziationen zu erledigten Jobs und dem Verlust ihrer eigenen Kindheit. Sie müssen wieder umziehen, finden zwar schnell eine Wohnung, doch haben einen unerwarteten Nachbarn.

Häufig blitzen diese Fetzen in den Dialogen der zwei Figuren auf, werden in wenigen Panels angedeutet und vergehen wieder. Der Nachgeschmack und das zurückbleibende Gefühl in Frau Suzuki klingen dann nur langsam ab.

Ein schönes Storyboard

Die Art und Weise, die Geschichte zu illustrieren, erinnert gelegentlich an Western-Filme der 60er Jahre.

Viele Close-ups wechseln sich mit Stand-off artigen Bildern, wo sich befeindete Figuren mit gezückten Waffen gegenüberstehen. Jedoch nutzt Hirohisa das Close-up auch, um eine Emotion zu verstärken, die Figuren zu beleuchten und ihnen mehr Relevanz zu geben.

Allgemein ist dieser Manga für sein Sujet sehr freundlich gehalten. Die Schattierungen und Schraffuren werden reduziert verwendet, was besonders bei Benutzung einen umso kräftigeren Effekt erzielt.

Das Design der Figuren und insbesondere das der Gesichter ist eher von polygonalen Formen geprägt als große runde oder dreieckig zulaufende Augen zu zeigen. Dies lässt die Geschichte etwas mehr in der Realität ankommen, auch wenn so mancher Plottwist irgendwie konstruiert und willkürlich scheint.

In jedem Fall großartig zu sehen ist Frau Suzuki, wenn sie ihren Mörder-Modus annimmt. Die ausgestrahlte Kälte und ihre raubtierartige Aura lassen einem beim Lesen die „Action-Filmmusik“ in den Ohren erklingen.

Fazit
„Frau Suzuki wollte doch nur ein ruhiges Leben 2“ ist eine gelungene und konsequente Fortsetzung der Figuren- und Handlungsentwicklung aus Band 1. Die Protagonisten erhalten mehr Geschichte, ihnen werden Dilemmata und Überzeugungen zuteil und spannend ist es auch noch. Als Kritik an diesem Werk muss gesagt werden, dass die Figuren leider irgendwie beliebig sind. Ihnen fehlt die Einzigartigkeit, die sie vor allem nicht dadurch gewinnen, indem sie ihre eigene filmische Vorlage („Léon“) immer wieder direkt referenzieren. Zwar nimmt diese Geschichte um Suzuki und Jinsuke ein paar andere Wendungen, doch bleibt es im Kern eben eine Manga-Version des Films. Nichtsdestotrotz macht es Spaß zu lesen, sodass man sich flüssig und neugierig durch diesen Manga blättert.
Pro
Fesselnde Charakterentwicklung, emotionales Storytelling, filmische Illustrationen.
Kontra
Den Charakteren mangelt es an Einzigartigkeit, es gibt direkte Bezüge zu „Léon“, die Erzählung ist etwas vorhersehbar.
9.2

Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris.

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