Ein einsamer Wolf, Samurai, Auftragsmörder und sein Kind streifen durch das Land. Er ist gefürchtet und berühmt berüchtigt. Die von Kazuo Koike geschriebene und mit meisterlichen Bildern des Gôseki Kojima versehene Geschichte um „Lone Wolf & Cub“ ist in ihrem Kern ein Epos von Weltruhm. Das Motiv des einsamen Kriegers, der sich einem unschuldigen und hilflosen Menschen annimmt, findet sich häufig in Kunst und Kultur. „Léon – Der Profi“, „Road to Perdition“, „Terminator 2“, „Biaoren – Die Klingen der Wächter“, „Batman“ und seine häufig jungen Sidekicks und auch „Blade of the Immortal“ sind nur einige Beispiele für Adaptionen des gleichen Prinzips.
Die Geschichte um den einsamen Wolf und sein Junges erschien erstmalig 1970 im japanischen „Manga Action Comics“. Über einen Zeitraum von sechs Jahren bildete dieses Epos, bestehend aus lose zusammenhängenden Kurzgeschichten, eine der eindrucksvollsten und erfolgreichsten Reihen. Der Stuttgarter Ableger des Verlags Panini hat dieses als historisch eingestufte Meisterwerk in einer großformatigen, über 1,7 Kilogramm schweren und Hardcover gebundenen Master Edition in deutscher Übersetzung von John-Schmitt Weigand auf den Markt gebracht.
Ein einsamer Wolf und sein Wolfsjunges
Itto Ogami und sein Sohn Daigoro streifen durch das Land. Der nach Erleuchtung sehnende Samurai, mittlerweile herrenloser Ronin, schiebt in stoischer Ruhe den Karren durchs Land. Er ist dabei immer auf dem Weg, einen weiteren hoch dotierten Auftrag zu erfüllen. Seine Profession ist nun die des Kopfgeldjägers und seine Kundschaft reicht von Amtsträgern bis hin zu Prostituierten, die nach Rache sehnen. So geraten die zwei in extrem bedrohliche, psychisch fordernde und spirituelle Situationen. Ogami, der versucht, die sechs Pfade des Buddhismus zu meistern, durchläuft eine spirituelle und soziale Wandlung innerhalb dieses Werks. Obwohl man der Figur keine große Entwicklung zusprechen möchte, da er von Anfang bis Ende der ewig harte Krieger ist, der seine Konflikte schnell und emotional kalt mit dem Schwert löst, so verändert sich doch die Art und Weise, mit nach seinem Leben trachtenden Kopfgeldjägern umzugehen.
In wenigen Kapiteln erhält der Sohn Daigoro einen aktiveren und wichtigen Handlungsbogen. Man erfährt nur wenig über seine Herkunft oder mag gar erahnen, welche Zukunft diesem Jungen zustehen würde. Eines wird durch die Erzählung in verschiedenen Episoden klar, er ist ein Samurai, also eisenhart, zeigt keinen Schmerz und weiß sich zu kontrollieren. Die seltene Kommunikation der beiden, zumeist Monologe des Vaters, zeigen viel vom Kodex der Samurai, dem Selbstverständnis und dem Weg ein gutes Leben zu führen. Laut Kazuo Koikes eigenen Aussagen seien die Figuren nach dem Vorbild der Nibelungensage entstanden. In diesem speziellen Fall ist der Sohn Daigoro die einzig verletzbare Stelle des Protagonisten.
Innerhalb der 692 Seiten Handlung wird immens viel Atmosphäre, Lebensart und Kultur des Japans zur Edo-Zeit ganz beiläufig vor einem ausgebreitet. Dies und die teilweise sehr reduzierten Dialoge machen dieses Werk zu einem Manga höchster Qualität. In einigen Geschichten wird ganz direkt mit Schaubildern und Off-Sprecher-Texten in eine Situation eingeführt und die machtpolitischen Strukturen erläutert.
Gemalt und gezeichnet
Schon beim Durchblättern dieses massiven Hardcovers erblickt man unterschiedlich aufwendige Bilder. Ein großer Teil der Bilder in diesem Manga sind sehr vielschichtig gemalt. Rasterfolie ist scheinbar noch nicht verwendet worden, da die Schattierungen und die gesamte Tonalität auf wasserfarbenen Grautönen basiert. Dadurch erhalten sie Seite für Seite einen sehr hohen künstlerischen Wert. Die Malereien zeigen zudem starke Konturen, Outlines, die komplementiert von detaillierten Umgebungen eine wahnsinnig große Dimensionalität und Tiefe erzeugen. Immer wieder kommt es aber auch vor, dass manchmal sogar innerhalb eines Kapitels gänzlich ohne Schattierung gezeichnet wurde. Dann kann man lediglich die getuschten Outlines bewundern, die jedoch auch so genügend Strahlkraft besitzen.
Innerhalb der Geschichte geht es sehr häufig sehr rau zu. Es wird geköpft, amputiert und auch sonstige Arten jemanden zu töten werden nicht selten direkt inszeniert. Doch dient dies nicht dem reinen Spektakel, denn wenn beispielsweise ein ritueller Selbstmord durchgeführt wird, bleibt der letzte Schlag ins Genick ungezeigt.
Eine intelligente Umsetzung, die den Leser:innen viel Freiraum gibt, im Kopf zu komplementieren und weiter zu spinnen. Es ist also keine Gewalt des Selbstzwecks wegen.
Eines der klischeehaftesten Dinge lässt sich auch hierin finden. Die Rede ist vom Katana, das so schnell geschwungen und wieder in die Scheide gesteckt wird, bevor die Getöteten zu Boden fallen können.
Sicherlich ist dies eines der ikonischsten Aktionen, die einen Samurai in der westlichen Wahrnehmung ausmachen; ein blitzschnelles Schwert und eisenharte Gesichtszüge.
[…] dieser fünften Ausgabe lässt es sich Stan Sakai nicht nehmen, eine sehr direkte Anspielung auf „Lone Wolf and Cub“ zu machen. Nur ist es in diesem Fall „der einsame Bock und sein Junges“. Dieser Samurai […]
[…] eines harten Killers. Nicht erst seit „Léon – Der Profi“ ist dieses Motiv bekannt, auch „Lone Wolf & Cub“ beweist dies. Es ist allerdings immer wieder spannend, diese so fabelhaft funktionierende […]
[…] Itto, der ehemalige Sekundant (ritueller Scharfrichter) des Shoguns, fiel durch einen Komplott des Yagyu-Clans in Ungnade. Sie entehrten den dem Bushido (Weg des Samurai) treuen Mann, töteten seine Frau und […]
[…] Lone Wolf & Cub – Master-Edition 1 […]