Miles Morales: Spider-Man 5

3. November 2021
3 Minuten gelesen

Spider-Menschen und Klone haben eine lange Geschichte. Bereits in den 70ern wurden erste Ausflüge in die Welt der kopierten Identitäten unternommen. Nun hat auch Miles Morales in der Reihe „Miles Morales: Spider-Man“ bei Panini Comics seine ersten eigenen Erlebnisse mit Klonen. Der Stammautor Saladin Ahmed wird dieses Mal von Carmen Carnero in den Heften 23-28 unterstützt. Das Heft 22 und die 25. Jubiläumsausgabe wurde von Natacha Bustos illustriert.

Die Handlung

Der Start in dieses Paperback ist typisch für die Reihe „Miles Morales“. Er hilft seinem Vater einiges im Haushalt zu erledigen und sie geraten dabei ins Gespräch. Sie verarbeiten den vorzeitigen Tod seines Bruders und Miles‘ Onkel Aaron. Zum „Dampf ablassen“ begibt er sich hinaus und schwingt mit seiner neu gewonnenen Freundin Starling durch die Stadt. Ein bekannter Bösewicht tritt in neuem Gewand auf den Plan, doch stellt dieser gemeinsam kein Problem dar. Zum Ende verraten sie sich ihre Namen, woraufhin Tiana alias Starling Miles küsst. Zeitgleich entsteht etwas Romantisches zwischen Ganke, Miles bestem Freund, und Miles Ex-Freundin Barbara. Unvermittelt erscheint ein in Rage geratener Drache und wir springen ins zweite Heft.

Nun geht die eigentliche Handlung erst los. Der redaktionelle Text am Anfang des Paperbacks erklärt, woher der Drache stammt, denn es tobt das Event „Black King“ mit dem Tyrannen Knull durch die Marvel-Welt. Miles gelingt es, den Drachen von Symbionten zu befreien. Ein Notruf von Mrs. Marvel führt ihn in den nächsten Symbiontenkonflikt.

Nach Beendigung dieses Kampfes genießen die zwei Teenager etwas private Zeit und spazieren durch die von Drachen zerstörte Innenstadt. Die Ruhe, das gemeinsame Eisessen, ist dennoch nur von kurzer Dauer. Sie eilen einer unter einem eingestürzten Haus eingesperrten Gruppe von Menschen zur Hilfe. Die Ursache ist ein Vermieter, dessen fahrlässige Vernachlässigung der Mietshäuser zu maroder Bausubstanz führte. Diese Tatsche bringt Miles an den Rand der Beherrschung und er schüchtert diesen mit seinen Fähigkeiten ein. Zu Hause angekommen überrascht ihn schon sein bester Freund Ganke. Dieser möchte ihm die anbahnende Romanze mit seiner Ex gestehen, doch so weit kommt es nicht. Die Nachrichten berichten von einem Spider-Man, der durch die Stadt schwingt und Verbrechen begeht. Es sieht alles nach Identitätsdiebstahl aus, doch was muss Miles feststellen? Der andere Spider-Man ist eine boshafte, gequälte und auf Zerstörung getrimmte Version seiner selbst.

Im Folgenden versucht Miles seine geklonten Versionen davon zu überzeugen, dass die Gewalt und das Verbrechen keine Wege sind. Es werden alle Register gezogen beim Erzählen dieses Handlungsbogens: Geiselnahme, Gewissensbisse und Verrat. Dieses Paperback ist geladen mit Spidey-Action und weiß, wie die Fähigkeiten des Miles Morales effektvoll einzusetzen sind.

Ganz anders ist das 25. Sonderheft. Es springt mitten in den bereits aufgebauten Spannungsbogen der Klon-Affäre und zeigt Miles dabei, wie er einem angehenden Schurken die Karriere ausredet. Denn eigentlich will Miles nur einen Kuchen zu einer Geburtstagsparty bringen und hat in diesem Moment keine Zeit für solche Umwege und Kämpfe.

Der Stil

Die Hauptreihe, gezeichnet von Carmen Carnero, zeigt fantastische Bilder. Wir bekommen einen Miles Morales, dessen äußere Erscheinung mehr und mehr einem jungen Erwachsenen gleicht. Seine starken Emotionen auszudrücken, gelingt der Zeichnerin exzellent. Ihre Zeichnungen der Symbionten und der Version von Mrs. Marvel sind zudem ziemlich nah am Venom-Vibe der letzten Jahre. Der digitale Look ihrer Zeichnungen wird gekonnt mit atmosphärischem Farb- und Lichtspiel ausgefüllt. Die Szenerie kann bedrohlich und düster wirken, wenn es in den Kampf gegen die Klone geht, sowie leicht und naiv, als Mrs. Marvel und er Eis essen gehen wollen.

Carnero nutzt wenige Splashpages. Allerdings sind die, die sie zeigt, umso aussagekräftiger. Eine sehr tolle ist die, als sich Miles mal wieder seinem Tagebuch zuwendet und seine Entscheidungen und das bisherige Dasein reflektiert. Weitere schöne Splashpages, die zudem eine kleine Hommage an vorige Spider-Man liefern, finden sich außerdem in diesem Band.

Gänzlich unterschiedlich ist der Stil von Natacha Bustos. Ihre Zeichnungen reihen sich eher in die der Panini-Ink Titel für jüngere Leser ein. Einfachere Farbflächen, glatte Oberflächen, weichere Formen und fast kindliche Darstellungen der Figuren sind nur einige offensichtliche Qualitäten dieses Stils. Die Nutzung von Licht und Schatten ist zudem nicht ganz so ausgefeilt wie bei den anderen Heften dieses Paperbacks. Es reißt einen tatsächlich etwas heraus, vorher mit einem Cliffhanger geendet, einen Stilwechsel und Handlungswechsel für das 25. Heft einzuführen. Feste sollte man jedoch feiern, wie sie fallen.

Fazit
Mit der Reihe „Miles Morales: Spider-Man“ kann man derzeit nicht viel falsch machen. Miles ist sympathisch geschrieben, zeigt in vielen Momenten, wie menschlich und fehlbar er ist und reflektiert diesen Umstand auch. Die sich durchziehenden Motive von Familie, Loyalität, Freundschaft und der aufkommenden Liebe im Teenageralter bilden zudem einen schönen Kontrast zu Drachen und Klonen. Die bodenständigen Taten und Augenblicke dieser Figur haben den größten Reiz, präsentieren die Qualitäten des Miles und schaffen so einen jungen Helden voller Ambivalenzen mit komplizierter Vergangenheit. Saladin Ahmeds Fähigkeiten wurden erkannt und honoriert, sodass er bald zum rotierenden Autorenteam des „Amazing Spider-Man“ gehören soll, so gut ist dieser Entwickler eines Spinnenmanns. Dieses Paperback empfiehlt sich nach Lektüre der vorangegangenen Ausgaben als Pflichtprogramm.
Pro
Mit der Reihe "Miles Morales: Spider-Man" kann man derzeit nicht viel falsch machen. Spidey-Action in fantastischen Bildern. Dieses Paperback empfiehlt sich nach Lektüre der vorangegangenen Ausgaben als Pflichtprogramm.
Kontra
Der Zeichenstil von Natacha Bustos kann mit Carmen Carneros Zeichnungen nicht ganz mithalten.
9

Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris.

2 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Über Hünerfürst.de

Einer der bekanntesten deutschen Netzkultur Blogs seit 2009. Nils Hünerfürst und seine Familie schreiben hier auf Hünerfürst.de über Technik, Kultur, Essen und Videospiele.

Über den Autor

Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris.

Sportwetten Tipps von Overlyzer

Das Neueste von Comics

Burlesque Noir 2

Mit dem Abschluss der Mini-Serie „Noir Burlesque“ landet Enrico Marini stilsicher auf beiden Beinen des Genres Noir. Diese bei Carlsen verlegte Hardcover Ausgabe beendet
Die-kleine-Zikade-und-der-alte-Ochs-Cover.jpg

Die kleine Zikade und der alte Ochs

Comics sind häufig verschrien als Bilderbücher für Kinder, die Lust auf Actionhelden haben. Dass dies nicht mehr stimmt, sollte Jedem klar sein, der sich
Batman One Bad Day Clayface Panini Cover

Batman – One Bad Day – Clayface

Zu den großen und bekanntesten Schurken des Batman-Kosmos entstehen nun seit Sommer 2022 einzelne Kurzgeschichten. Dieser von Collin Kelly und Jackson Lanzing geschriebene, durch

Roaming – Fünf Tage in New York

Das Leben als adoleszenter Mensch ist kein unkompliziertes. Vor allem dann nicht, wenn Freundschaft, Liebe und Karriere in einem bunten Gemengelage zusammenkommen. In ihrer

Crossover 1 – Kinder Lieben Ketten

Wer Comics mag, wird mit „Crossover“ voll auf seine Kosten kommen. Die von Donny Cates geschriebene Mini-Serie und von Geoff Shaw gezeichnete Reihe spielt