Usagi Yojimbo 07 – Gen

24. April 2022
2 Minuten gelesen

Und der siebte Streich, der folgt sogleich!

Man könnte meinen, dass eine Reihe wie „Usagi Yojimbo“ ab einem Punkt an Qualität, Unterhaltungswert oder Spannung verlieren mag. Dem ist jedoch nicht so, denn dem Erschaffer Stan Sakai gelingt jedes Mal eine weitere Figur, einen Hintergrund oder kleine Geschichten des Alltags so zu verflechten, dass man einfach weiterlesen muss.

„Usagi Yojimbo 7 – Gen“ ist – wie auch alle vorigen Ausgaben – beim Dantes Verlag als Softcover Paperback erschienen und außerdem mit einem besonderen Crossover als Abschluss versehen.

Genosuke

Wie man es von Sakai gewöhnt ist, beginnt diese Ausgabe mit einer auf den ersten Blick losen Sammlung verschiedenster Kurzgeschichten aus dem Leben des Usagi Yojimbo. Der Samurai-Hase, mittlerweile Ronin (herrenloser Samurai), streift durchs Land und begegnet anderen tierischen Wesen, die ihrem Alltag und Überleben nachkommen. Dabei werden wir Teil einer Erzählung über die Ehre und den Kodex seines einstigen Herren, bestaunen die Hilfe zur Befriedung einer verlorenen Seele und lernen die Füchsin Kitsune kennen. Diese wird im weiteren Verlauf der Handlung noch von größerer Bedeutung sein. Außerdem erhält man einen weiteren Einblick in die Ausbildung und den Usagi beigebrachten Wertekanon durch seinen Meister.

Im größten Teil dieses überdurchschnittlich umfangreichen Paperbacks befasst sich Sakai mit der Vorgeschichte und dem Characterbuilding des Genosuke. Das Nashorn, ebenfalls ein Ronin, ist Usagi bereits mehrere Male über den Weg gelaufen und es verbindet sie eine Freundschaft. Zwar sind sie sich nicht immer einig oder teilen denselben Kodex, doch gerade diese Spannung bietet viel Fläche für das ungleiche Gespann. Der sonst eher egoistische Kopfgeldjäger wird von einer anderen Seite beleuchtet, erhält Motivation, erfährt Wandel und darf sogar Schwäche beweisen in einem seiner besten Momente. Zusammen gehen Gen und Usagi in mehrere Konflikte und Situationen hinein, aus denen sie des Öfteren nur knapp mit dem Leben entkommen können. Ganz beiläufig und ohne mit dem ganzen Zaun zu winken, lässt Sakai Humor, die traditionelle japanische Lebensweise des 16. Jahrhunderts und spannende Dialoge einfließen.

Der Stil

Unverkennbar und in seinem Stil einzigartig beweist Stan Sakai ein ums andere Mal, wie reduziert und dennoch reich ein Bild sein kann und muss.

Die schwarz-weißen Bilder, häufig sehr hell und nur durch Schattierungen und kleine Details belebt, kontrastieren mit schweren Szenen bei Nacht, die durch Flächen aus schwarzer Tusche gefüllt scheinen.

Immer wieder lässt Sakai seine Protagonisten in wenigen Panels Gefühle zeigen, fein und dennoch schwerwiegend. Der Tod des Tokage (Echse) Spot in einem vorigen Band, von dem Usagi nun erfährt, ist sichtlich ein emotionaler Moment, den Leser:innen und Samurai zugleich empfinden können.

Ebenso sinnlich und fühlbar ist die scheinbar authentische Kulisse, in die Sakai seine Protagonisten hineinschreibt. Die Gebäude, Kochutensilien und Kleidung wirken ganz so, als könnten sie tatsächlich aus der Historie in diese alternative Welt übertragen worden sein.

Sakais Stil kommt zudem ohne überschwängliche Gewalt- oder Horrorzeichnungen aus, obwohl seine Geschichte viele Kämpfe und auch gruselige Figuren japanischer Mythologie beherbergen.

Fazit
Wieder einmal liefert Stan Sakai gnadenlos gut ab! „Usagi Yojimbo“ ist auch in Band 7 ein absolut überzeugendes Werk, das wegen der komplexer werdenden Figuren einfach immer besser wird. Die Zeichnungen sind charmant und liebevoll gestaltet, der Humor ist subtil eingeflochten und sitzt auch in der Übersetzung durch Jens R. Nielsen einfach fantastisch. Wer bisher noch nicht von Usagi-Euphorie gepackt ist, wird es vielleicht mit diesem Band. Ganz große Unterhaltung, die viele Überraschungen bereithält und extrem viel Spaß macht.
Pro
Umfangreiches Storytelling mit gut gewebten Kurzgeschichten, Charaktertiefe für Genosuke, einzigartiger Kunststil, der Emotionen und historisches Setting einfängt.
Kontra
Keine.
9.6

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