X-Men – Neustart 2 – Angriff der Killerpflanzen

4. Juni 2021
2 Minuten gelesen

Die X-Men sind unsterblich. Das nicht nur, weil sie seit 1963 zahlreiche Neuauflagen und Adaptionen erhalten haben, die sie für viele Generationen zu einem der Lieblingsteams des Marvel-Kosmos machen.

Jonathan Hickman startete vor einigen Jahren einen bahnbrechenden Ansatz mit den X-Men. Er gab ihnen mit den Inseln Krakoas ein eigenes Reich, ganz ohne menschliche Einflüsse, gab ihnen Autonomie und er gab den Mutanten die Unsterblichkeit. Dieser zweite bei Panini Comics erschienene Band führt fort, was in „Neue Ufer“ anfänglich verwirrend, gar wirr schien und löst einige offene Fragen auf.

Die Handlung

Dieses Paperback beginnt mit einer großen Frage: „Was ist das Leben wert, wenn man unsterblich ist?“

Kurt Wagner, auch bekannt als Nightcrawler, hält in einem sehr interessanten Dialog mit Cyclops eine Abhandlung über die derzeitigen moralischen und religiösen Gegebenheiten der X-Menschen.
Zeitgleich sehen wir, wie eine ehemalige Mutantin in „der Prüfung“ ihren Mutantenstatus wieder zurückerlangen will. Erst die Katharsis, also die Reinigung durch das Feuer, wird ihr diesen Status wiedergeben.

Dieses erste Kapitel setzt einen Ton, den der Rest des Paperbacks nicht halten kann, bietet aber sehr spannende Gedanken zum Thema Vergänglichkeit und Wertschätzung des Lebens.

Weiter geht es mit einem der Söhne Scott Summers, Cyclops, der lange unbekannt war, dann als verschollen galt.
Gabriel Summers, auch Vulcan genannt, ist nun ein fester Bestandteil des Team-Summers auf der Mondstation. Ein immer wiederkehrender Traum lässt ihn beunruhigt durch die Tage gleiten.
Zeitgleich machen sich die Brood, eine durch Schwarmintelligenz ausgezeichnete tödliche Alienart, auf den Weg zur Erde. Dort befindet sich das „Königsei“, welches ihnen als Heiligstes gilt. Es entstehen große Kampfszenen und ein Gemetzel von xenomorphartigen Wesen. Doch ganz plötzlich ist der Kampf zu Ende; warum, wird hier aus Spoilergründen nicht verraten.

Die im Titel angesprochenen Killerpflanzen, die anthropomorphen Cotari, versuchen, nachdem sie Gabriels verborgene Erinnerungen (seine wiederkehrenden Träume) freilegten, erfolglos die Erde anzugreifen. Sie wollen alles zerstören und sich das Fleisch, wie sie alles nicht Pflanzliche nennen, fressen. Sie rechneten aber nicht mit der Gegenwehr der Mutanten und einem starken Auftritt des perfekt inszenierten Teams um Magneto.

Der Paperback hält neben diesem Handlungsstrang einen weiteren parat. Im vorangegangenen Band erfuhren wir, dass Arakko, ein altes Reich der Ur-Mutanten, einen Abgesandten nach Krakoa geschickt hat. Dieser klärt seinen Großvater und ehemaligen Erzfeind der X-Menschen Apocalypse über die Geschichte Arakkos auf. Ein seit Jahrtausenden herrschender Konflikt über die Vormachtstellung der Ur-Mutanten und ihren vermeintlichen Henkern beginnt. Verwunderlich am Ende dieses letzten Kapitels ist allerdings die Bildunterschrift: „Fortsetzung in X of Swords“. Langsam ufert der X-Men Kosmos ein wenig aus.

Der Stil

Die Zeichnungen und Tuschen stammen von zwei Zeichnern, wobei der Gastzeichner Mahmud Asrar nur das zweite Kapitel übernommen hat. Alle anderen sind im Stil, den man von den X-Men und Leinil Francis Yu nun schon einige Ausgaben gewohnt ist. Ein klarer Strich, eine gewisse Rauheit im Detail, wenn sie gebraucht wird, und optisch eindrucksvolle Kampfszenen sind ein klares Merkmal seines Stils in den X-Men.

Die Szenarien sind häufig im Weltraum und daher frei in ihrer Interpretation der Gestaltung. Alle Wesen, seien es die Brood oder die Cotari, sehen fantastisch aus. Der Stil des Leinil Francis Yu wirkt sehr ansehnlich und zeichnet sich auch dadurch aus, dass er Schattierungen durch Cross-Hatches, also eine sich kreuzende Schraffur, zeichnet und dies nicht ausschließlich dem Koloristen überlässt. Etwas, was den Figuren und Umgebungen den nötigen rauen und kämpferischen Stil hinzufügt.

Der Gastzeichner Mahmud Asrar präsentiert einen etwas weniger rauen und dreckigen Stil. Die Figuren sehen alle etwas quietschiger, jünger und weniger bedrohlich aus. In seinem Kapitel wird der Kampf gegen die Brood begonnen. Die Zeichnungen der Aliens sind gut gelungen, die Hintergründe meist einfarbig und die Mutantenfähigkeiten sind ein wenig im „Kaugummi-Popcorn-Feeling“ dargestellt; knuffig und nicht sehr beeindruckend gefährlich. Jedoch ist dieses Kapitel ein gelungener Einstand des Künstlers.

Fazit
Dieses zweite Paperback führt einige lose Fäden zusammen und knüpft Verbindungen, die sich bisher anfühlten wie ein wirres Muster aus Handlungssträngen. Hickmans großer Plan für die X-Menschen wird immer ersichtlicher. Es lässt sich erahnen, wohin die Reise wohl mal gehen wird. Sollte der immer wieder auftauchende philosophische Ansatz, die Religion, Moral und das Leben zu hinterfragen, dabei nicht verloren gehen, kann diese Reihe weiterhin sehr viel bieten. Die üblichen X-Men typischen Konflikte von Ausgrenzung, Rassismus und Identität klammert der Autor bisher weitgehend aus, schneidet sie gelegentlich aber an. Obwohl auch diese Themen immer noch in der real existierenden Gesellschaft dringend zu diskutieren und zu überdenken sind, widmet sich Hickman anderen Themen. Eine neue Zeit bringt auch neue Konflikte hervor.
Pro
Hickmans großer Plan für die X-Menschen wird immer ersichtlicher. Es lässt sich erahnen, wohin die Reise wohl mal gehen wird. Sollte der immer wieder auftauchende philosophische Ansatz, die Religion, Moral und das Leben zu hinterfragen, dabei nicht verloren gehen, kann diese Reihe weiterhin sehr viel bieten.
Kontra
Fortsetzung eines Handlungsstrangs in anderer Serie? Langsam ufert der X-Men Kosmos ein wenig aus.
8

Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris.

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