Tiere sind oft niedlich. Sprechende Tiere sind sogar teilweise sehr süß. Häufig projizieren wir Menschen Eigenschaften hin sie hinein, die wir in ihnen vermuten. Mit „Blacksad“ hat Carlsen eine Comicreihe veröffentlicht, die alles andere verkörpert, als süße oder niedliche Tierchen. In der Tradition des Genres Crime-Noir erleben wir in „Blacksad 2 – Arctic Nation“ eine Welt, die uns bekannt und gleichzeitig fremd vorkommt.
Der Film „Zootopia“ könnte am ehesten als Vergleich herangezogen werden. Allerdings wirkt dieser Animationsfilm wie der massentaugliche und jugendgerechte, kleine und schwache Bruder dieser Comics. Blacksad ist schonungsloser, erwachsener und auch politischer in seiner Darstellung und Handlung. Der Autor Juan Díaz Canales und der Zeichner und Kolorist Juanjo Guarnido schufen mit diesen Figuren und der gesamten Welt des Blacksad eine wirklich außergewöhnlich spannende Geschichte im Setting der USA in den 30er Jahren.
Die Handlung
Blacksads eigentliche Kundin wartet schon. Die Kindergartenleiterin hat einen Vermisstenfall gemeldet und den Detektiv engagiert. Wie sollte es anders sein: es ist ein nicht weißes Kind, das vermisst wird. Schnell geraten Gerüchte an sein Ohr, das der hiesige Polizeichef, selber ein Eisbär, seine Finger im Spiel hätte.
Ein weiteres mal ist dem Autoren Juan Díaz Canales gelungen, persönliche Schicksale mit politischen Ereignissen glaubhaft zu verbinden. Die gelegten falschen Fährten führen den Leser an der Nase herum und es macht einfach nur Spaß dem scharfsinnigen Kater bei der Arbeit zuzusehen.
Der Stil
Wie bereits in der vorigen Rezension zu „Blacksad – Irgendwo zwischen den Schatten“ lässt sich einfach nur sagen: eine traumhaft ansehnliche Illustration!
Dem Zeichner Guarnido gelingt es so unfassbar viel menschliche Emotionen in die Gesichter der Tiere zu legen und gleichzeitig in keinem Moment die animalische Seite zu verleugnen.
Die Zeichnungen sind wirklich absolut grandios. Die Fülle an Details und zu entdeckenden Referenzen zu politischen Ereignissen oder handlungstragenden Figuren ist einfach bezaubernd. Der prägende Look dieser Reihe sieht aus, als wären Aquarellfarben verwendet worden. Figuren– und Setdesigns, die sehr realistisch und exakt wirken und das Spiel mit Perspektive sind die auffälligsten Merkmale des Stils. Viele dieser Panels sind so aufeinander abgestimmt, dass man vor dem inneren Auge eine Bewegung, den Zoom der Kamera, fast sehen kann. Nicht ohne Grund gewann der Zeichner Juanjo Guarnido für sein Werk an „Blacksad“ den prestigeträchtigen „Eisner-Award„.
Dieser Comic ist aber nicht nur sehr gut gezeichnet, er kann auch unterhalten und witzig sein. Natürlich nehmen sich die Künstler die Freiheit den tierischen Helden auch groteske und lustige Grimassen und Szenen zu geben. Diese stehen umso mehr in einem hartem Kontrast zu den tragischen, actionreichen und abscheulichen Ereignissen dieser Geschichte.