Nightwing 1 – Der Sprung ins Licht

11. Dezember 2021
2 Minuten gelesen

Wer wäre Batman ohne seine eigenen Nachkömmlinge, die im Wandel der Zeit aus seinem Schatten heraustreten und eigene Ambitionen verfolgen. So auch die Figur „Nightwing“ alias Richard John „Dick“ Grayson, die als erster Robin mit Batman durch die Nächte Gotham Citys schwang.

Seit seinem ersten eigenständigen Auftritt 1984 unter der kreativen Leitung des berühmten George Pérez und Marv Wolfman hat sich vieles verändert. Tom Taylor („Hellblazer“) und Bruno Redondo haben sich zur gemeinsamen Aufgabe gemacht, den mittlerweile eigenständigen Nightwing als prominente Figur im DC-Kosmos zu etablieren. Geschafft haben sie es vorerst insoweit, dass sich diese Reihe in „Batman: Fear State“ weiter erzählen wird. Dies kann allerdings auch als kleiner Kritikpunkt ausgelegt werden, da die Reihe ohne das Event-Tie-In sicherlich etwas schwerer nachzuvollziehen sein wird.

Die Handlung

Nachdem Dick Grayson einen Kopfschuss überlebte, an Amnesie litt und nun wieder zu alter Form zurückfand, widmet er sich fortan den kriminellen Geschehnissen von Blüdhaven. Doch vorerst erfahren wir etwas aus der immens prägenden Jugend des Richard „Dick“ Grayson. Seit Kindestagen an kämpft er für die Schwachen, trotz aller Widrigkeiten und ohne Rücksicht auf das eigene Wohl. Denn wie er in einem Monolog im Off erzählt, hat er den größten Schmerz in seinem Leben bereits erlebt:

„Nach Tony Zuccos Mord an meinen Eltern gab es nicht viel, was mich verletzen konnte. Und seien wir ehrlich, man braucht ein dickes Fell im Leben, wenn man Dick heisst.“

Die Thematik der verstorbenen Eltern wird in diesem wie eine Charaktereinführung zu verstehenden ersten Paperback noch anderweitig erzählt und die persönliche Geschichte für die Leser:innen beleuchtet.

Neue Machenschaften in der Unterwelt haben die Stadt in engem Griff. Ein schier übermenschlicher Gangsterboss namens Blockbuster beherrscht mit rauer Gewalt die Politik und große Teile der Polizei. Dabei fallen viele Menschen durch das eh schon grobmaschige Netz aus sozialen Leistungen. Hinzu kommt, dass ein Killer in der Stadt unterwegs ist, der aus noch unklaren Gründen die Herzen obdachloser Kinder und Erwachsener aus ihren Körpern reißt.

Nachdem Dick einen überraschend großen Scheck von seiner langjährigen Freundin Barbara Gordon (ja, die Tochter von Commissioner Gordon) überreicht bekommt, steht Nightwing vor einer Sinnkrise ob seiner Macht und Verantwortung der Stadt gegenüber. Wofür er sich entscheiden wird und welche nahezu interessante Wendungen und Begegnungen dieses Paperback bereithält, sollte man selber lesen. So viel ist gesagt, es macht sehr viel Spaß; es fühlt sich sehr bodenständig und menschlich an.

Der Stil

Bruno Redondo zeigt in diesem ersten Paperback, wie man Old-School Strukturen und Stile mit modernen Perspektiven und Zeichnungen ganz spielerisch und stilvoll umsetzen kann. Es ist eine gelungene Zusammensetzung althergebrachter Panelstrukturen, die in ikonischem Design mittels Punkt-Schattierungen und dem Zeigen von Gadget-Aktionen mit den zeitgenössischen Zeichnungen wunderbar kontrastieren.

Die strukturgebenden Punkte als Schattierung finden sich in nahezu jedem Panel, wenn auch oft subtil. Hinzu kommen „Cross-Hatches“, also sich kreuzende Linien, die Dimension und Schattenschlag erzeugen.

Schon bevor diese Reihe in Deutschland auf den Markt kam, waberten einige Einblicke durchs Netz, die erheblichen Aufruhr machten. Diese Reihe deutet bereits jetzt an, was wohl in einer der nächsten Ausgaben in Gänze zu bestaunen ist: Die sequenzielle Bewegung auf einer Doppelseite. Damit ist gemeint, dass Nightwing in Aktion in sich natürlich ergebender Leserichtung mehrfach zu sehen ist. Ganz in etwa so, wie es derzeit auch in Kelly Thompsons Run der Black Widow von Zeichnerin Elena Casagrande umwerfend zelebriert wird.

Nebst dieser zwei optisch sehr überzeugenden Eigenschaften dieses ersten Eindrucks wirken die Farben und die Bilder stimmig und atmosphärisch treffend. Es ist nie zu dunkel, um sich der Stimmung des Batman zu entledigen, jedoch auch nicht zu grell oder bunt, um mit einer Marvel-Figur verwechselt zu werden. Als kleiner, sehr interessanter Einwurf findet sich zudem eine zeichnerische Retro-Episode inmitten dieses Paperbacks, was wiederum die Fähigkeiten des Redondo nur bestätigt.

Fazit
Selbst für jemanden, der absolut kein Wissen zur Figur Nightwing hat, ist dieses Paperback einen Blick und den Griff in die Geldbörse wert. Dieser sechs Kapitel starke Einstieg ist zugegeben mit 19€ nicht ganz günstig, jedoch absolut überzeugend und eine spannend erzählte Geschichte. Die Charaktere reifen, entwickeln sich fast wie von allein und die visuelle Aufbereitung lockt bestimmt viele Comic-Fans hinter ihren Öfen vor. Nightwing macht mit diesem ersten Auftritt unter der „DC Infinite Frontier“ einen großen „Sprung ins Licht“ mitten auf die Hauptbühne des Superhelden-Festivals und schürt viel Lust auf mehr.
Pro
Nightwing macht mit diesem ersten Auftritt unter der "DC Infinite Frontier" einen großen "Sprung ins Licht" mitten auf die Hauptbühne des Superhelden-Festivals und schürt viel Lust auf mehr.
Kontra
Diese Reihe wird sich in "Batman: Fear State" weiter erzählen; ohne dieses Event-Tie-In wird die vorliegende Geschichte sicherlich etwas schwerer nachzuvollziehen sein.
9

Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris.

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