Die neue Richtung, die in den DC-Comics zu lesen ist, macht einfach Spaß. Viele neue Reihen sind innerhalb der letzten Jahre gestartet. Mit „Nightwing 3 – Grayson muss sterben!“ begibt sich der Autor Tom Taylor in Gefilde, die zwischen Politik und Superhelden-Problemen liegen.
Der Stammzeichner dieser Reihe, Bruno Redondo, wird ab der zweiten Hälfte durch Geraldo Borges ersetzt. Alle Hefte werden großartige vom Koloristen Adriano Lucas mit Leben versehen.
Innerhalb dieser Ausgabe findet sich das Heft 87, welches wegen des durchgehenden De-Luca-Effekts für Furore unter Comic-Fans gesorgt hat. Außerdem wurde die Reihe, nicht nur deswegen, bereits für mehrere Eisner-Awards nominiert. Es ist also ein Garant für hochwertige Superhelden-Unterhaltung.
In einem Rutsch!
Das Paperback startet mit der so oft mit Lob und Begeisterung besprochenen Ausgabe #87. Man muss direkt vorweg sagen: Sie haben alle recht. Es ist wirklich einfach grandios, wie der Zeichner Bruno Redondo die von Taylor geschriebenen Dialoge in einer durchgehenden auf Doppelseiten angelegten und fließenden Bewegung darstellt. Das alles im angesprochenen De-Luca-Effekt. Die automatisierte Vervollständigung der fragmentierten Bewegung lassen dieses gesamte Kapitel einfach lebendig werden. Selbst große Ortswechsel sind kunstvoll gelöst und bewegen sich auf mehreren Ebenen der Räumlichkeit innerhalb der Szene. Wirklich ganz großartig und innovativ!
Doch nichtsdestotrotz hat Dick Grayson als der kürzlich bekanntgegebene alleinige Erbe des Wohlhabens Alfred Pennyworths viel Hass heraufbeschworen. Nach der Bekanntgabe des Verwendungszwecks seines riesigen Erbes, nämlich für den Bau einer sozialen Infrastruktur und Wohnungen für die, die es sich nicht leisten könnten, bebte die politische und die kriminelle Welt. Alle wollen Grayson aus dem Verkehr ziehen und die Pennyworth-Stiftung dem Erdboden gleichmachen. Der Mogul und Superschurke Roland „Blockbuster“ Desmond schickt also ein Auftragskommando nach dem anderen, um Dick Grayson töten zu lassen. Glücklicherweise steht Grayson unter dem Schutz einiger Titans und seiner kürzlich offenbarten Liebe Barbara „Batgirl“ Gordon. Wally „The Flash“ West wird in diesem Zusammenhang nicht zum letzten Mal auftreten. Er rettet Dick vor einem Attentat und wird im letzteren Teil dieses Paperbacks gemeinsam mit Nightwing auf die Suche nach einer Superschurkin gehen.
Immer wieder wird betont, wie schwer es Dick „Nightwing“ Grayson fällt, seine Barbara oder gar Blüdhaven zurückzulassen und sich um seine Sicherheit zu sorgen. Es grenzt an Kontrollsucht, die ihm dort von Tom Taylor auf den Leib geschrieben wird. Sogar so weit, dass er nahezu vor Erschöpfung Fehler macht und nicht nur sich in Gefahr bringt. Dies lässt die Figur nur umso menschlicher, authentischer und nachvollziehbarer werden.
Neue und frische Bilder
Der bereits in der ersten Rezension zum aktuellen Nightwing besprochene Stil Bruno Redondos zeigt sich auch in dieser ersten Ausgabe als äußerst ansehnlich. Nach einer kleinen Pause am Werk kommt er für diese Ausgabe wieder ins Zeichner-Team. Es hat sich gelohnt für die Lesenden. Nicht nur extrem innovativ und dynamisch, auch mit einem wachen Auge für schöne Perspektiven beeindruckt Redondo nicht nur in Heft 87. Eine gewisse Vorliebe für Fragmentierung und Segmentierung ganzer Bewegungsabläufe lässt sich auch in den anderen von Redondo gezeichneten Ausgaben erkennen. So werden selbe Bildausschnitte mit unterschiedlichen Phasen einer Bewegung gezeigt oder ein Bewegungsablauf nur durch die Rahmen der Panels unterbrochen. Der entstehende Effekt funktioniert fantastisch.
Ebenso anders, im Vergleich zu den meisten modernen Comiczeichner-Stilen, ist die Verwendung von Rasterpunkten, die manche Details oder größere Flächen schattieren. Ab der zweiten Hälfte dieses Paperbacks zeichnet Geraldo Borges. Seine Bilder zeigen kräftigere Outlines und noch ein wenig kantigere Formen. In diesem Teil der Geschichte findet sich Wally “Flash” West als eine der wichtigsten Figuren neben Nightwing. Da der Kolorist Adriano Lucas bei beiden Zeichnern den Ton setzt, entsteht ein homogener Eindruck, der den nahtlosen Übergang der Zeichner ganz ohne großes Aufsehen fast untergehen lässt. Nur anhand der sich etwas mehr in Richtung Manga bewegenden Gesichter und einer zunehmenden Rauheit lassen sich die zwei Zeichner stark voneinander abgrenzen. Abgesehen davon sind sie ein gutes Team, das jeweils ihre ganz eigenen Stärken und Qualitäten beweist.