Zum 20-jährigen Jubiläum hat Cross Cult einige Klassiker mit unveröffentlichten Inhalten auf den Comic-Markt gebracht. Eines dieser Werke im Rahmen dieses feierlichen Anlasses ist „Simon vom Fluss“.
Die in den 70er Jahren erstveröffentlichte Reihe des Künstlers Claude Auclair war der Beginn seiner langjährigen Karriere sowie der Start einer neuen Epoche des frankobelgischen Comics, der auch Jean Giraud angehörte.
Das Vorwort des Mitbegründers des Magazins „Comixene“, Andreas C. Knigge, leitet die Lektüre ein, welche von einem knapp 30-seitigen Dossier zum Leben und Schaffen des Claude Auclair komplettiert wird. Zahlreiche private Bilder aus dem Leben des Künstlers und ausführliche Erläuterungen zum zeitlichen Kontext der Entstehung dieses „Bande desinées“ finden sich darin.
Die Handlung
Es ist eine verlassene Welt, von der Natur zurückerobert, in der sich Simon vom Fluss in der „Ballade des Rotschopfs“ als Einzelgänger in den Sümpfen durchschlägt. Mit Fischen und Jagen bestreitet er sein natürliches und abgeschottetes Leben, bis ihn eines Tages ein Alter aufsucht und ihn für etwas um Hilfe bittet. Des Alten Sohn, genannt Rotschopf, ist verschwunden und Simon wird gebeten, ihm bei der Suche zu helfen. Dies wird den Beginn seines Abenteuers markieren und ihn auch danach lange Zeit nicht mehr zu den Sümpfen zurückkehren lassen.
Die zwei begeben sich in eine der wenigen Städte, die streng bewacht von „den Herren“ diktatorisch geführt wird. Ein Vater-Sohn-Konflikt, unausgesprochen und unbeendet, spielt eine große Rolle in diesem ersten Teil des ersten Bandes. Ein gewaltvoller Umsturz ist die schlussendliche Konsequenz, die die Unterdrückung der Bewohner der Stadt nach sich zieht.
In der folgenden ebenso atmosphärischen und Sozialstudien gleichen Geschichte „Clan der Zentauren“ gerät Simon in die Fänge eines Nomadenclans. Dort trifft er einen alten Bekannten seines Vaters. Doch dem vermeintlichen Paradies unter freiem Himmel droht ein Angriff durch eines der technologisch fortgeschrittenen „Zentren“. Die Tragödie ist unausweichlich.
Im letzten Teil dieser abenteuerlichen Reise erfährt Simon von der Auslöschung und Entführung des Nomadenclans durch Soldaten. In „Die Sklaven“ schmiedet er mit zwei weiteren Überlebenden und einer verfolgten Frau einen langwierigen Plan, um die konzentrationslagerartige Festung von GI anmutenden Soldaten zu befreien. Die im Vorwort angesprochenen Referenzen zum Vietnamkrieg und dem Terror des Dritten Reichs sind unverkennbar. Auclair gelingt es, diese zwei historischen Episoden in einer „Prisonbreak“-artigen Geschichte problemlos zu verschmelzen.
Der Stil
Obwohl Claude Auclair der geografischen und kulturellen Prägung nach von der „ligne claire“ beeinflusst wurde, zeigen seine Arbeiten andere Qualitäten. Die bahnbrechenden und eine neue Zeit des französischen Comics ankündigenden Zeichnungen wirken groß, episch und trotzdem naturalistisch.
Die Szenerie, oft an Western erinnernd, ist geprägt von weiten Landschaften. Riesige Berge, weite Ebenen und dichte Wälder erschaffen eine ruhige Atmosphäre, die teilweise an Filme wie „Der mit dem Wolf tanzt“ erinnert.
Im Kontrast dazu erdrücken einen die städtischen Räume umso mehr. Sie sind dunkel und voll mit Menschen. Die wirren Strukturen der Häuser oder auch die massiven Maschinen und Technologie, die nicht in diese Welt zu gehören scheint, stellt Auclair ebenso überzeugend dar wie die von ihm so geliebte Natur.
Diese Gesamtausgabe ist farbig sowie schwarz-weiß.
So ist die erste in Deutschland bisher unveröffentlichte Geschichte „Die Ballade des Rotschopfs“ schwarz-weiß. Kräftige Linien, dunkle tuschereiche Szenarien und eine die Panels teilweise überfrachtende Detailfülle schaffen eine bedrohliche Stimmung. Häufig werden Figuren und ihre Intentionen über Positionierung und Lichteinfall charakterisiert.
In den folgenden Kapiteln dieses Buchs finden sich hauptsächlich kolorierte Panels. Diese sind – ganz im Stile der 70er – meist einfarbige Flächen, durchdrungen von detailgebenden und strukturschaffenden Linien. Doch besonders im Teil „Die Sklaven“ verändert sich die Art, mit Farben den Ausdruck zu verstärken. Mehrschichtige Farbebenen schaffen einen nahezu realistischen Eindruck der gewaltigen Fabrikszenerie.
Die Panelstruktur und der sich daraus ergebende Erzählfluss sind recht konventionell, wenngleich sich jedoch an einigen Stellen die Brechung der Konventionen erkennen lässt. Allerdings sind diese Szenen oft Schlüsselszenen, die eine Handlung oder Entwicklung des Helden Simon besonders inszenieren.
[…] Ende kommen müssen, scheint unausweichlich. Dieses Kapitel fügt sich perfekt in die bisherigen Erzählstränge ein und bildet ein exzellentes Fundament für die […]
[…] in allem ab, was die vorigen Werke auszeichnete. Es bewegt sich nicht mehr in einer Stimmung der Anti-Atom-Bewegung, noch übt es eine groß angelegte Kritik der bürgerlichen Gesellschaft. Simon spielt als […]
[…] Simon vom Fluss – Gesamtausgabe Band 1 […]