Spider-Man 7 – Kampf um 2099

7. November 2021
2 Minuten gelesen

Der von Nick Spencer angeführte Neustart des Spider-Man geht nun bereits in die siebte Runde. Innerhalb der letzten Ausgaben ist einiges Denkwürdiges geschehen (wie die Hommage an Kravens letzte Jagd, die Einführung einer Schwester Peter Parkers, der Schurke und Intrigant Kindred, die Vorstellung der Sinister Syndicate oder Peters eigener Neustart als Doktorand an der Uni).

Die über lange Zeit vom „Invincible“–Stammzeichner Ryan Ottley umgesetzte Reihe hat nun einen optischen Wechsel erfahren. Die Zeichner Patrick Gleason und Jan Bazaldua haben dem bei Panini erschienenen „Spider-Man 7“ einen anderen Look verpasst.

Die Handlung

Diese Ausgabe bezieht sich auf Ereignisse aus Paperback Nummer 5.

Als die Bohrinsel im Pazifik explodierte und eine Umweltkatastrophe forderte, entsprang Miguel O’Hara den Flammen. Dies ist Spider-Man 2099, eine Figur des in den 90er gestarteten 2099 Kosmos. Sein Ziel ist es, den Peter Parker dieser Welt zu erreichen und um Hilfe zur Rettung seines kollabierenden Universums zu bitten.

Peter ist indes damit beschäftigt seine Uni-Karriere voranzubringen. Ein Kollege seiner Projektgruppe bringt in eines ihrer Meetings eine wahrscheinlich bahnbrechende Erfindung mit. Er hat ein Gerät entwickelt, mit dem sich die Wahrscheinlichkeiten der Zukunft berechnen und beobachten lassen. Dies wird zu einem späteren Zeitpunkt, mithilfe eines Energieausstoßes durch den Spider-Man 2099, zu vollständiger Funktion befähigt und eine wichtige Rolle spielen.

Zeitgleich zur Suche Miguel O’Haras und Peter Parkers Universitätsbestreben entsteht ein globalpolitischer Konflikt. Die von Gräfin Kalkov angeführte Nation Symkaria sucht eine Möglichkeit, die von Dr. Doom geführte Nation Latveria in einen Krieg zu verzetteln. Ein Attentat schürt die Wut Dr. Dooms, der daraufhin nach Vergeltung suchend die Stadt New York angreift. Peter versucht nun mithilfe des mysteriösen Geräts seines Kommilitonen, einen Ausgang zu finden, in dem er nicht im Kampf gegen den übermächtigen Doom stirbt.

Der Stil

Der Zeichner Patrick Gleason übernahm die ersten zwei Hefte, in denen Parker das Gerät zur Zukunftsbeobachtung erklärt bekommt und vom politischen Komplott erfährt. Zeitgleich macht sich O’Hara auf den Weg zu Spidey. Seine Zeichnungen zeigen einen Spider-Man mit großen weißen Augen und feinem Netzmuster.

Gleason zeigt eine ausgefeilte Balance zwischen zeichnerischen Superheldenmomenten in großen Posen mit definierten Muskelpaketen und treffsicher feinfühligem Gefühlsausdruck. In solch feinen Momenten zeigt der Zeichner ein breites Spektrum an Ausdrücken und transportiert in wenigen Bildern ausgezeichnet adäquate Atmosphäre. Auf der anderen Seite sehen auch die Action-Sequenzen und die universal verschmelzenden Visionen Miguel O’Haras super aus.

Der Kolorist Matthew Wilson hat den drei Heften einen wundervollen Look verpasst. Die Farben der Parker Episoden sehen entsättigt aus, fast pastellfarben. Die kräftigen Farben der O’Hara Perspektive kontrastiert perfekt. Zudem sieht es so aus, als hätte das Papier, auf dem gemalt wurde, eine grobe Struktur besessen und daher ergibt sich ein körniger Look. So sind die Färbung der Gesichter sowie die Schattierungen und Oberflächen der Anzüge total lebendig und wirken nicht steril.

Die zweite Hälfte dieses Paperbacks wurde von Jan Bazaldua gezeichnet. Er zeigt einen wesentlich glatteren, konventionellen und minimalistischeren Stil. Peters Kostüm wirkt ganz anders im Vergleich zu den vorangegangenen Ausgaben desselben Paperbacks. Die Augen sind kleiner, die Netzstruktur gröber und die Figur Peter Parkers ist ein wenig schmächtiger.
Der reduzierte Detailgrad lässt einige Figuren nur wegen ihrer Kolorierung dimensional wirken. Spider-Man, im Hintergrund einer Szene zu sehen, fehlt beispielsweise manchmal das Netzmuster auf dem Anzug und Gesichter werden nur schemenhaft dargestellt. Andererseits zeigt Bazaldua sein Händchen für die Inszenierung von Kampf- und Showdown-Szenen.
Die Figurendesigns sehen, wegen der glatteren Oberflächen und dem Mangel an Schraffuren, fast unzerstörbar jugendlich aus und doch befindet sich Peter in diesem Teil der Geschichte in einem an „Invincible“ erinnernden Szenario zerrissener Kostüme und dem knappen Entrinnen vor dem Tode. Bazaldua macht einen soliden Job, wird jedoch von Gleason, was Atmosphäre und Dimensionalität angeht, in den Schatten gestellt.

Fazit
Dieses losgelöst scheinende Paperback „Spider-Man 7“ knüpft lose Enden aus vorangegangen Paperbacks zusammen und gibt einen Ausblick auf die Beziehung zwischen Peter und seiner Schwerster Teresa. Außerdem wird ein macht- und geopolitischer Konflikt heraufbeschworen, dessen Akteure ein weiterer Garant für perfekte Marvel-Action versprechen könnten. Die hierin eingesetzten Figuren Chamäleon, Dr. Doom, Silver Sable und Miguel O’Hara aus 2099 funktionieren wundervoll superheldig miteinander und schließen diesen offenen Bogen sehr unterhaltsam ab. Inwieweit dieses Paperback eine größere Relevanz für die fortlaufende Reihe, also das Mysterium um die langzeitliche Manipulation durch Kindred, aufweisen kann, bleibt erst einmal abzuwarten. Spannend bleibt es in jedem Fall und Spidey hat wieder ein wenig an Fahrt aufgenommen!
Pro
Dynamisches Artwork von Patrick Gleason, das sowohl emotionale Momente als auch Superhelden-Action einfängt; Faszinierende Einführung in Spider-Man 2099 und Erkundung zukünftiger Möglichkeiten.
Kontra
Jan Bazalduas Kunst ist zwar solide, erreicht aber nicht die atmosphärische Tiefe von Patrick Gleason.
8.4

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Lars Hünerfürst

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