Thor: Gott des Donners 2 – Die letzten Tage von Midgard

5. März 2022
2 Minuten gelesen

Der langjährige Stammautor von Thor, Jason Aaron, hat den mythologisch verstaubten Marvelhelden wieder in die erste Reihe der Prominenz gehoben. Den 2012 begonnen Handlungsbogen schloss dieser erst vor kurzer Zeit mit dem Event „War of the Realms“ ab. Nun, knapp zehn Jahre später, brachte Panini Comics diese vielseits verehrte Reihe als gesammelte Deluxe Edition in einem massiven Hardcover heraus.

In diesem zweiten Teil von „Thor: Gott des Donners“ zeichnet nicht nur Esad Ribić. Auch einige aufstrebende Künstler wie Nic Klein durften damals ihre ersten Seiten entwerfen und sich mit Thor ihre „Würdigkeit“ erarbeiten.

Die Bombe war geplatzt

Im vorigen ersten Deluxe Band erzählte Aaron eine Geschichte, die drei Zeitebenen überspannte und einen Konflikt auf universaler Ebene ausgefochten hat.

Dieser zweite Teil macht einiges anders. Wer nun etwaige Fortsetzungen oder ein Fortspinnen des Gedankens erwartet hat, wird enttäuscht. Vielmehr verfolgen wir die uns vorgestellten Inkarnationen des Thors in unabhängigen und losgelösten Kurzgeschichten. Im Blick auf das große Bild wird allerdings einiges Relevantes für den Marvelkosmos gezeigt.

Malekith, der gefährlichste und mächtigste Dunkelelf im Universum, wird als ebensolcher eingeführt. Aaron wird in „War of the Realms“ diese vor zehn Jahren gelegte Saat des machthungrigen Königs erfolgreich ernten. Doch vorerst erfahren wir, warum Malekith diesen Weg gewählt hat, wo er sich Jahrtausende aufhielt und wie es ihm gelang, König zu werden.
In dieser Episode tritt Thor der „Liga der Welten“ bei und versucht, Malekith so schnell wie möglich den Garaus zu machen; jedes Mal erfolglos. Es scheint sich ein Spion unter ihnen zu befinden, jedoch: Wem kann man trauen, wenn die jeweiligen Helden der Völker von Vorurteilen gegenüber den anderen misstrauisch werden? Eine nette, allerdings recht repetitive Episode dieser Ausgabe.

Im Weiteren erleben wir Thor, wie er auf Midgard, seinem selbst auserkorenen Schutzplaneten, gegen den Multimilliardenkonzern Roxxon kämpft. Die Welt steht auf der Kippe zur Selbstzerstörung. Viele Tausende Jahre später sehen wir, wie die Erde aussehen wird, bewacht von einem nahezu gebrochenen Thor, der selber so alt wie die Zeit zu sein scheint. Die Erde ist unbewohnbar und tot. Doch noch kann Thor der Gegenwart etwas unternehmen und legt sich mit dem korrupten Konzern und Chef Dario Agger an. Dieser tritt seit einigen Ausgaben in derselben Rolle in „Bruce Banner: Hulk“ auf. Mithilfe einer S.H.I.E.L.D. Agentin und vielem göttlichen Selbstbewusstsein stellt er sich dem Turbokapitalismus und der Ausbeutung.

Auch der König Thor der fernen Zukunft hat seinen Kampf zu kämpfen. Galactus taucht auf. Doch könnte nichts schlimmer sein für Thor, als seine geliebte Erde an einen Weltenverschlinger aufzugeben. So entsteht ein gewaltiger Kampf, der begleitet wird von interessanten Dialogen über die grenzenlose Loyalität und Treue zu etwas. Erst mit der Hilfe des Nekroschwertes gelingt es Thor und seinen Enkeltöchtern, den Giganten Galactus zu bezwingen.

Zwischen diesen zweieinhalb Handlungsbögen finden sich die Welt aufbauende Geschichten, die teilweise nur ein Kapitel lang sind und etwas mehr zur Welt Thors hinzufügen, aber nicht wirklich tiefgreifend scheinen.

Stil

Der Stil von Esad Ribić wurde bereits in der Rezension zu Band Eins ausführlich beschrieben. In kurzen Worten kann man seine Art zu zeichnen mit Malerei gleichsetzen. Anatomisch gut studierte Körper treffen auf ausgiebig gestaltete Hintergründe. Die Konturen sind weich, teilweise kaum sichtbare Outlines an den Figuren. Wie immer bleibt der eigensinnige Ausdruck einiger Charaktere, die mit weit aufgerissenen Augen an Gollums schlechteste Momente erinnern.

Die anderen Zeichner Augustin Alessio, Das Pastoras, Nic Klein, R. M. Guera, Ron Garney und Simon Bisley zeigen abwechslungsreiche Darstellungsformen. So ist der erste, sich mit Malekith befassende Handlungsbogen von Ron Garney gezeichnet, dessen Formen und visuelle Inszenierung einen gewissen frühen 2000er Charme ausstrahlen. Seine Designs sind konventionell, dennoch nicht langweilig und funktionieren sehr gut in Kampfszenen.

Eine sehr herausstechende Episode, in der durch Rückblenden in verschiedene Sagen und Heldenepen des Thors gesprungen wird, zeigt einen komplett anderen Stil. Die Erzählungen, die von Thors zukünftigen Enkelinnen gelesen werden, wechseln in ihrer Tonalität und dem Zeichenstil, was überraschend gut funktioniert. An diesem Heft haben mehrere Zeichner jeweils an ihren Episoden gearbeitet, was zur Abwechslung erfrischend sinnvoll und treffend ist. Häufig nerven zu viele Zeichnerwechsel ja doch.

Fazit
Wenn man allzu fest mit dem Hammer auf zu harten Grund schlägt, beginnt die Vibration in der Hand zu schmerzen. So oder so ähnlich fühlt sich dieser zweite Teil dieser „Gott des Donners“ Story-Arcs an. Es ist noch genügend Kraft und Motivation vorhanden, um einen zweiten Schlag zu setzen, jedoch zögerlicher als der erste große Schwung. So kann diese Ausgabe leider nur in einigen Heften gänzlich überzeugen. Der Großteil dieser Deluxe Edition scheint allerdings mehr ein Ausplätschern angerissener Konflikte zu sein und das, obwohl Malekith als langfristige Bedrohung eingeführt wird. Doch kann auch diese Einführung nicht hundertprozentig überzeugen, da sie nach dem „dreimal musst du einen Endboss treffen, dann gewinnst du“-Prinzip erzählt wird. Für den Mythos des Thor und den geneigten Fan des Asen finden sich in dieser Ausgabe einiges Interessantes und Welterweiterndes.
Pro
Erweitert Thors Mythos um verschiedene Inkarnationen und stellt einen komplexen Antagonisten vor: Malekith.
Kontra
Einige Handlungsstränge wirken repetitiv und die Gesamterzählung verliert an Schwung, da die Wirkung des ersten Bandes fehlt
9

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Lars Hünerfürst

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