Wonder Woman 3 – Spiegelbilder des Bösen

28. Mai 2022
3 Minuten gelesen

Eine Ikone der Rechtschaffenheit und des moralischen Rückgrats ist die Amazone Diana von Themyscira, besser bekannt als Wonder Woman.

Unter den Autor:innen Michael W. Conrad und Becky Cloonan hat sich die willensstarke Kriegerin über die zwei vorigen Bände („Die Amazone von Asgard“ und „Das Schicksal der Götter“) durch das Totenreich gekämpft. Nun erwarten sie andersartige, dennoch nicht weniger fordernde Aufgaben.

In diesem dritten Band „Wonder Woman 3 – Spiegelbilder des Bösen“ ist nebst den genannten Autoren auch noch Vita Ayala mit der Vorgeschichte des bald erscheinenden Events „Kampf der Amazonen“ als Gastautor vertreten.
Die Zeichner sind von großer Zahl und zeigen unterschiedliche Herangehensweisen an das Material. Im Stil der bisherigen Reihe zeigen Steve Pugh und Travis Moore ihre Version der Wonder Woman. Des Weiteren sind Marcio Takara, Andy McDonald und Skylar Patridge wichtige neue Künstler dieses umfangreichen Paperbacks vom Panini Verlag.

Sie ist wieder zurück

Lange wurde Diana für tot geglaubt. Doch hat sie den langen und mythologisch dichten Weg bis zurück auf die Erde gemeistert. Dies ist Grund zur Annahme, dass sich Diana erst einmal ausruhen möchte und sich im Kreise ihrer Freunde wie Superman oder Batman gemeinsam ihrer Rückkehr erfreuen möchte. Jedoch rechnet niemand mit Dianas unerschütterlichem Fleiß und Ehrgeiz. Selbst ihre eigene Mutter und die Königin Themysciras werden von ihr als überfürsorglich abgetan. Sie begibt sich prompt in ihre nächste Mission. Denn etwas, das einen Abschluss benötigt, muss sie noch erledigen.

Zusammen mit Deadman, ihrem Begleiter und Freund, der sie auch in der Totenwelt unterstützte, macht sie sich auf zum Grab ihres geschätzten Freundes Siggy. Sie ist immer noch im Besitz seines Schwertes und möchte dem unruhigen Geist der Klinge den angestammten Ruheplatz am Grab Siggys sicherstellen. Nichts wäre einfacher gewesen als das. Nur hat sie nicht damit gerechnet, dass ein unbekannter Schurke eine ganze Truppe hirnloser Wonder Woman nach ihr schickte. Sie scheinen aus Glas zu bestehen und gehorchen ihrem Meister, der sie entsandte, um Wonder Woman zu vernichten.

Zeitgleich entwickelt ihr Erzfeind Dr. Psycho alias Czisko eine auf Desinformation und Lügen basierende mediale Präsenz. In den krisenhaften Zeiten dieser Tage finden sich schnell Anhänger seiner doppelbödigen Reden. Kein unbedingt diskreter Verweis zu einem gewissen US-amerikanischen Politiker. Der beschworene Shining Knight stellt sich jedoch weniger als Bedrohung, sondern als Helfer dar. Gemeinsam bekämpfen sie die gläsernen Kopien und Diana löst das Rätsel um dessen Identität.

Der Weg zum Event

Die Gesetze und die Welt der Themysciranier wird neu erdacht. Denn urplötzlich steht ein Mann schneeweißer auf dem Plan, dessen Geschichte noch für Furore sorgen wird. Er behauptet, ein Gesandter einer sich versteckenden und unterdrückten Spezies zu sein. Ihr Wohnort war wohl schon Tausende Jahre vor den Amazonen die Insel Themyscira. Die Amazonen selber leben schon mehr als zehn Jahrtausende auf der Insel im Mittelmeer. Der Gesandte, Attum der Überlebende, kündigt einen alles ändernden Konflikt an. Seine Figur wird im folgenden Kapitel kurz angedeutet.

Denn in diesem das Paperback abschließenden Kapitel wird der innenpolitische Zwist zwischen der Königin und den Generälen mehr als deutlich. Der Aufbau für das folgende Event wird auf breiter Front gekonnt vorbereitet und weckt Neugier.

Der Stil

Zu einem großen Teil präsentiert sich dieses Paperback in bisher gewohntem Zeichenstil, ähnlich dem des Covers. Die Zeichner Travis Moore, Steve Pugh und die Koloristin Tamra Bonvillain kreierten eine Wonder Woman, wie man sie aus Filmen kennt. Sie bewegt sich zwischen Melancholie, starken Expressionen, charakterlicher Stärke und positiver Grundeinstellung. Diese Eigenschaften verkörpern die Farbgebung und die Inszenierung in jedem Panel. Die Figurendesigns sind sehr klar und ohne viel Schnörkel auf den Punkt.

Die folgenden vier Kapitel darf sich Marcio Takara beweisen und er macht eine Punktlandung. Der Zeichenstil passt wie die Faust aufs Auge. Es ist eine gewisse kantige, strähnig frech frisierte und mit viel Aufmerksamkeit für Kleinigkeiten designte Diana zu sehen. Im Besonderen sind es die Spiegelklone, die Visualisierung des Deadman und der auftretende Ritter, die eindrucksvoll zeigen, was Takara noch zu bieten hat. Auch hier kolorierte Bonvillain.

Das eingeschobene Kapitel „Die Ausstellung“, bevor es in die Event-Vorbereitung geht, wurde von Andy MacDonald gezeichnet und durch Nick Filardi koloriert. Es bricht gänzlich mit dem vorigen Stil, ist erheblich weicher in seinen Formen, zeigt längere Gesichter und wirkt im Vergleich zu den vorigen Ausgaben etwas quietschig.

Der letzte und für den „Kampf der Amazonen“ tongebende Stil ist dafür umso kräftiger, erwachsener und ehrlicher. Es zeigt die Amazonen als kampfkräftige Kriegerinnen, dargestellt mittels unsauberer, fransiger Linien, Punktraster-Schattierung und einer weniger knalligeren Koloration durch Romulo Fajardo Jr., die absolut perfekt mit dem Zeichenstil ineinandergreift.

Fazit
Dieser dritte und vorerst letzte Band des Handlungsbogens der toten Wonder Woman macht vieles genau richtig. Die Künstlerteams schaffen es, einen idealen Abschluss zu finden, der menschlich wirkt und einfühlsam auf die Figur Diana und ihre neuartige Situation eingeht. Außerdem gelingt es, einen daraus entstandenen Handlungsstrang sinnvoll in die bestehende Kontinuität einzuflechten. Der nun bevorstehende Konflikt, die ausgehende politische Intrige und der möglicherweise alles verändernde Machtumsturz auf Themyscira, wird zeigen, ob sich die Versprechungen dieses Paperbacks bewahrheiten werden.
Pro
Fesselnde Handlung, vielfältige künstlerische Stile, faszinierende Charaktere und Vorbereitung für zukünftige Ereignisse.
Kontra
Die Einführung neuer Charaktere erfordert möglicherweise Vorkenntnisse, und der Schluss weckt bei den Lesern Spannung auf den nächsten Teil.
9

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Lars Hünerfürst

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