Der manchmal graue Alltag hat einen allzu oft sehr fest im Griff. Tagein, tagaus geht man seinem Tagwerk nach und überzeugt sich, alles für einen guten und sinnvollen Zweck zu tun. Sich dieser Thematik annehmend hat Tim Gaedke diese „Business Worm“ betitelte Graphic Novel kreiert. Sie ist als Paperback in englischer Sprache beim Jaja-Verlag erschienen.
Routine und Monotonie
Herr Worm arbeitet an der Börse. Jeder Tag beginnt für ihn gleich. Die Struktur ist nahezu identisch, in chronologischer Abfolge bestehend aus: den Kaffee am Morgen beim Durchlaufen beobachten, Zeitung lesen, Ankommen auf der Arbeit, dort mit Aktien handeln, danach gelangweilt am PC sitzen, sich über Post freuen, Raucherpause machen, als offensichtlich einziger den Geschirrspüler ausräumen, Dienstkarte abstempeln, in einer Bar ein Getränk nehmen und nach Hause fahren. Dort erwartet ihn manchmal sein kleiner Sohn „Nipper“ und sie essen zusammen. Die meiste Zeit jedoch führt Mr. Worm ein Leben in Einsamkeit. Die Kollegen im Büro sehen abschätzig auf ihn herab, lästern während der Raucherpause sogar über ihn. Er hätte es ja sehr schwer derzeit und sei trotz allem ein seltsamer Typ.
So fliegen die Tage dahin. Die genannten „Aktivitäten“ werden in den Panels aufs Wesentliche zusammengerafft. Eine Woche verfliegt blitzschnell und nichts scheint sich zu ändern. Doch es steht der Geburtstag seines Sohnes an, ein wirklich wichtiger Tag. Mr. Worm scheint jedoch irgendwelche Schwierigkeiten damit zu haben. Ihm gelingt es nicht, eine Grußkarte zu verfassen. Die Gründe dafür erfahren wir erst kurz vor Ende. Da diese Wendung wirklich überraschend und unvermittelt ist, soll an dieser Stelle dazu nichts weiter ausgeführt werden.
Form und Inhalt
Den grauen Alltag stellt Tim Gaedke treffend in verschiedenen Schwarz- und Grautönen dar. Mr. Worm trägt fast immer einen schwarzen Anzug und bewegt sich durch die Welt aus Beton und Technik, die ebenso eintönig daherkommt. Der Künstler verzichtet gleichfalls auf belebende Strukturen, Reliefs oder Muster in den Panels. Es sind nahezu immer einfarbige Flächen, die von ihren klaren und sauberen Outlines umrahmt werden.
Die Anordnung der Panels ist sehr schemenhaft, klar und geordnet. In solchen Szenen, in denen die Zeit gerafft wird, verdichtet sich die Anzahl der Panels. An anderer Stelle werden zwei Panels pro Seite verwendet, um der Szene mehr Raum und Zeit zu geben. Jedoch bleibt es durchgehend recht quadratisch und geradlinig.
Die Darstellung der Tierwesen ist Gaedke ebenso gut gelungen wie auch der Rest seines Werks. Die schlichten Zeichnungen der Insekten oder Wirbellosen verkörpern gerade wegen ihrer zurückgenommenen Ausgestaltung eine Stille. Mr. Worms Chef beispielsweise ist reich an Details und in seinem Design wie auch Verhalten sehr extravertiert.
Ein anfänglich merkwürdiges Mittel waren jedoch die scheinbar telekinetischen Fähigkeiten des armlosen Mr. Worm. Viele andere Tierwesen haben Gliedmaßen und können daher gewohnt mit der Umwelt agieren. Der Protagonist ist bekanntlich armlos und muss daher mithilfe von imaginären Gliedmaßen Gläser heben, Zeitung lesen oder mit der Maus herumklicken.