Lauchangriff: Kritzeleien von der Öko-Front

2. Juli 2021
1 Min. Lesezeit

Ob „Lauchangriff“ ein ökologisierter Angriff auf die Lachmuskeln ist, scheidet sich am Humor dieses kleinen, beim Lappan Verlag erschienen Sachcomics.

Autor Micha Marx, gebürtiger Spätzle-Schwabe, zeigt in diesem Werk, in welche Richtungen Comic noch gedacht werden kann. Interaktive Seiten zum Ausmalen oder Ankreuzen, vorgedruckte „Abreißzettel“ für nachbarschaftliche Vernetzung oder das gleichzeitige Darstellen von „Klukschiss-Fakten“ und einer fiktiv-biografischen Erzählung zeichnen dieses Buch aus.

>Kritzeleien von der Oko-Front<

Da man nicht von einer Handlung reden kann, mehr von einem groben Abriss des eigenen Aufwachens und dem Weg zum ökologischen Bewusstsein, wird an dieser Stelle nicht näher darauf eingegangen. Es würde sonst viele Gags und Pointen vorwegnehmen. Erwähnt werden soll aber, dass der Autor die vorhandenen Themen nur streift und sich zu häufig auftretenden Fragen oder Erwartungen der ökologischen Aspekte stets kurz hält. Danach geht es dann abrupt zur nächsten Episode (entweder der eigenen Biografie oder einer thematisch freien, nicht ganz kohärenten Ausschweifung) über, die durch eine Pointe den Abschluss eines Themenblocks markiert. Für seine Episoden nimmt sich Marx Veganismus, Plastik, DIY oder Mobilität als grobe thematische Vorlagen.

Der Humor ist das wohl prägendste Element dieses Werks. Gut etablierte Running Gags lassen selbst die härtesten Leser:innen an einer oder mehreren Stellen schmunzeln, wenn nicht sogar laut auflachen. Marx baut seine Pointen oft über Klischees, Wortspiele oder Neologismen auf, die gleichzeitig Wertungen des Erzählten transportieren und somit einige Kontroversen humoristisch verarbeiten. Viele seiner Pointen und Witze werden durch die Illustrationen der Figuren und Schaubilder getragen.

Die Zeichnungen in diesem auf Recycling-Papier und mit ökologisch verträglichen Farben gedruckten Comic werden dem Titel gerecht. Sie haben einen konstanten und häufig auftretenden Kritzelei-Stil, wobei auch einige detailreichere Zeichnungen zu finden sind, die zudem eine angenehme Kolorierung präsentieren. Um einen schon fast tragischen Witz zu machen, hat Marx zudem eines der bekanntesten japanischen Kunstwerke sehr gut zeichnerisch adaptiert.

Sollte einem dieses Werk nicht gefallen, so der Autor im Nachwort, solle man es am besten einfach in eine Bibliothek geben oder es in die nächste offene Büchertauschkiste stellen. Es ist kein Comic, den man sich wegen seines tiefen oder gehaltvollen Inputs mehrere Male ansehen kann. Trotz der vielen „Klukschiss-Fakten“, könnte man als Leser:in mit Vorwissen zum Thema ökologischer Lebensstil wahrscheinlich nicht unbedingt sehr viel Neues dazulernen. Was Micha Marx allerdings schafft, ist mit einigen hartgesottenen Irrglauben aufzuräumen und ein wenig Licht ins allzu häufig nicht umfassend hinterfragte ökologische Bewusstsein zu werfen.

Fazit
Sollte man also jemanden kennen, der auf eine seichte Mischung aus Wortspielen, ökologischen Fakten und albernen Zeichnungen Lust hat, ist dieses Sachcomic bestimmt eine gute Wahl. Preislich liegt es mit 12€ – dafür dass es klimaneutral und mit FSC-Holz hergestellt wurde – in einem sehr guten Bereich.
Pro
Allgemein Bekanntes neu hinterfragt. Das Design des Comics und die Interaktionsmöglichkeiten überzeugen.
Kontra
Kurzweilig und nicht stringent.
7

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Über den Autor

Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris.

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