Spider-Man 8 – Monster und Probleme

21. Dezember 2021
2 Minuten Lesezeit

Der Neustart des „Amazing Spider-Man“ von Nick Spencer umspannt ganze 15 Paperbacks. Die deutschen Veröffentlichungen von Panini Comics sind nun also bei knapp über der Hälfte angelangt.

Wieder mit im Team sind Zeichner Ryan Ottley, besser bekannt für seine Arbeit an „Invincible“, Iban Coello, arbeitete auch an „Deadpool“ und „Venom“, wie auch Francesco Mobili, der durch „X-Men“ oder „Daredevil“ Bekanntheit erreichte, und der noch wenig prominente Zé Carlos.

Dieses „Monster und Probleme“ betitelte Paperback umfasst sieben Hefte und einige kurze eingestreute Kapitel.

Die Handlung

Nachdem im vorigen Band die Kontinuität der allumfassenden Chamäleon-Verschwörung mit der großen Bedrohung durch Kindred unbeachtet blieb, wird sich nun wieder mehr dieser Thematik gewidmet. Es fühlt sich an, als hätten die Kreativen nach einiger Zeit die Skripte wieder aus dem Schrank geholt und sich erinnert, worum es eigentlich gehen soll. So verwundert es nicht, dass Peter Parker in einigen Off-Erzählerboxen kurz zusammenfasst, was in der letzten Zeit passiert ist. Dies immer mit einem Spidey typischen Augenzwinkern und einer guten Menge Selbstironie. Die Erfindung eines Kommilitonen ermöglicht es ihm, wie auch eindrucksvoll im vorigen Band zu sehen, die Zukunft einen Bruchteil der Zeit vorauszusehen. So gelingt es ihm, Übles abzuwenden und sich mit MJ zu verabreden. Peter Parker ganz privat.

Ebenso privat und auf eine ganz andere Art interessant entwickelt sich das Verhältnis zwischen Peter und seinem einstigen menschlichen „Erzfeind“ J. Jonah Jameson. Dieser wird von Norah Winters akquiriert, um ein neues Medienmagazin aufzubauen. Es gelingt JJJ sogar, Spidey für die Aufnahme eines Podcasts zu gewinnen. Deren gemeinsame Geschichte aus Verachtung, Vorurteilen und neu gewonnenem Vertrauen macht dies zu einer explosiven Mischung für die neuen Zuhörer:innen. Doch noch etwas macht dies zu einer explosiven Veranstaltung: Die Einmischung des Schurken Chance und Foreigner. Der Foreigner wurde ebenso im Band 7 als Figur wieder in das Spidey-Verse eingeführt und plant wohl Größeres als ursprünglich vermutet.

Im letzten Drittel dieses Paperbacks machen sich Spider-Man und der ehemalige Sinister Six Schurke Boomerang auf eine gemeinsame Schnitzeljagd nach einem übermächtigen Artefakt. Auch der Bürgermeister Wilson Fisk alias Kingpin ist auf der Suche nach der unendlichen Quelle von Macht. Doch bevor sich irgendwer über das Ergattern einer antiken Steintafel freuen kann, tritt ein Spidey bekanntes Monster auf den Plan: Gog, ein außerirdisches Monster, das sich nach Liebe sehnt. In einer rührseligen Origin-Story zu Gog erfahren wir, wie dessen Weg bis zu diesem Punkt war und weshalb das vom Design affenähnliche Monster die Steintafel beschützt.

Die bereits angesprochenen eingeschobenen Kapitel, die teilweise nur wenige Seiten lang sind, ergeben beim Lesen wenig bis gar keinen Sinn. Sie erscheinen wahllos zwischen die Hefte gepackt, werden nicht aufgegriffen oder nehmen eine Entwicklung vorweg. In diesen „Die Sünden von…“ Kapiteln werden einige Schurken oder Teams vorgestellt, die möglicherweise im weiteren Verlauf mehr Relevanz bekommen sollen.

Der Stil

Ryan Ottley hat mit seinem Look einige sehr markante stilistische Punkte gesetzt. Er zeigt interessante Bildausschnitte, einen Stil, Gesichter zu designen, der unverkennbar ist, und hat zudem einen erheblichen Anteil am Charme und Humor dieser Ausgabe beigetragen. Seine sehr menschlich wirkenden Figuren sind geprägt von Szenen, in denen sie genüsslich essen, aufgebracht streiten, eine kräuselig Reue zeigende Stirn ziehen oder durch ihre nahezu trapezförmigen Augen starke Emotionen verkörpern. Die Illustration funktioniert dennoch viel über die Farbgebung und wenig über Schraffuren oder strukturgebende Linien.

Dies wird in den folgenden Kapiteln umso mehr gezeigt.
Spannend dabei ist, dass sich Zeichner Iban Coello stilistisch an Ottleys Konzept anlehnt. Allerdings sehen die Zeichnungen des Spaniers erheblich atmosphärischer und dimensionaler aus.
Coello gelingt es außerdem, einen überzeichneten Witz in Gestik und Mimik zu legen, wie man ihn sonst vielleicht nur aus Mangas kennt, ohne dabei einen Funken an US-Comic Flair zu verlieren.
Die Arbeit des Iban Coello ist in diesem achten Paperback wohl das kleine Highlight.

Die eingefügten Kapitel von Francesco Mobili sind stilistisch etwas düsterer, rauer und auch in ihren Farben etwas gedeckter als die schillernden Kapitel der anderen Zeichner. Dem Thema „Sünden“ angepasst wird Schwarz und die Dunkelheit als atmosphärisches Mittel dominant ausgearbeitet.

Fazit
Dieser achte Band macht mal wieder gute Laune und spricht gleichzeitig ein Paar medienkritische Punkte an, die man so nicht erwarten würde. Die Dynamik zwischen JJJ und Peter Parker ist sehr unterhaltsam und die visuelle Umsetzung der Figuren bringt einen manches Mal zum Schmunzeln. Der selbstironische Witz dieses Hefts holt Spider-Man Fans gewiss auf eine ganz angenehme Art und Weise ab. Allerdings wird auch hier die eigentliche (gefühlt seit vier Bänden eingeschlafene) Handlung nicht wesentlich vorangetrieben. Ein, zwei Wendungen bringt dieses Paperback mittendrin hervor, jedoch auch wieder ohne sie weiter zu erzählen, die Leser:innen mitzunehmen oder Spannung aufzubauen. Eher wird einem das schrecklich niedliche Monster Gog als Peters neues Haustier vorgestellt, wobei sicher ist, dass er Jeff, dem Landhai, niemals Konkurrenz machen kann. Alles in allem ein unterhaltsamer und leichter achter Band, der zumindest humoristisch und optisch nicht enttäuscht.
Pro
Fesselnde Mischung aus Humor und Medienkritik; Dynamisches und unverwechselbares Kunstwerk von Ryan Ottley und Iban Coello; Unterhaltsame Erkundung der Beziehung zwischen Peter Parker und J. Jonah Jameson; Atmosphärisch verstärkte Illustrationen von Iban Coello; Unbeschwerter Ton und selbstironischer Humor.
Kontra
Begrenzter Fortschritt in der übergreifenden Handlung; Einbeziehung scheinbar zufälliger und unzusammenhängender Kapitel zu „The Sins of...“, die den Leser verwirren könnten.
8.2

Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris.

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