Bei meinem einwöchigen Urlaub in Dresden während der Oster-Ferien entdeckte ich gleich mehrere Teeläden. Vor allem in der Neustadt hatten es mir einige Geschäfte besonders angetan. So fand ich ein kleines Geschäft, in dem Spezialitäten und Raritäten erhältlich sind und ein großes Angebot an chinesischen, japanischen und auch europäischen Teekannen, Schalen und anderen schönen Dingen. Gänzlich begeistert von der Atmosphäre des Ladens und der Expertise der Geschäftsführerin und Inhaberin Qingyang Cao konnte ich nicht umher, als eine Teekanne zu kaufen. Nach einigen Wochen hat es mich wieder auf deren Internetseite gezogen, zum einen aus Recherchegründen, zum anderen aus Liebelei mit einer weiteren Bestellung von Tee. Doch dann entdeckte ich, dass eine Teeverkostung angeboten wurde. Dies zum Anlass unternahm ich also einen Tagesausflug nach Dresden, um dort der fantastischen Verkostung beizuwohnen.
Im Zeichen des „Dunklen Drachens“
Meine Reise begann am frühen Vormittag am Südbahnhof Berlin. Dort erklomm ich einen der regelmäßig fahrenden Flixbusse, die natürlich (leider) günstiger sind als die deutsche Bahn. Nach guten zweieinhalb Stunden Fahrtzeit kam ich am Bahnhof Neustadt an und schlenderte mit genügend Zeit in das „Little Prenzlauer Berg“ Dresdens, die Dresdner Neustadt.
Noch nie hatte ich eine Verkostung irgendeiner Art besucht und war daher recht frei von Erwartungen. Wie würde die Atmosphäre? Wie würden die anderen Teilnehmer fachlich und kommunikativ partizipieren? Könne ich etwas davon mitnehmen, das nicht wieder eine neue Teekanne sei? All diese Fragen wurden umfänglich und positiv bejaht.
Angekommen im „Teewald“ in der Martin-Luther-Straße 37 spürte ich bereits eine ausgelassene Feierabendstimmung. Es war schließlich Samstag, die Sonne schien und die Luft war angenehm warm. Der Laden schloss gerade seine Pforten für die Kundschaft und ließ uns Teilnehmer des Seminars ihre Plätze am großen Holztisch finden. Die Sitzplätze waren eingerichtet, jeder hatte ein Glas, ein kleines Porzellanschälchen und ein kleines Handtuch vor sich liegen. Die zu verkostenden Teesorten lagen auch schon in kleinen Bamubsschiffchen vor einem großen Teetablett bereit. Wir waren alle gespannt auf das, was uns nun erwarten würde. So viel stand fest, es ging um Oolong-Tees.
Lass die Zeremonie beginnen
Yang begrüßte uns und stellte sicher, dass wir alle ok wären damit, dass das Seminar auf Englisch geführt werden sollte. Einvernehmliches Nicken und eine gewisse verbale Zurückhaltung waberte durch den Raum. Noch waren wir 6 Fremde, die erwartungsvoll an einem gedeckten Tisch saßen. Nach einer kurzen Präsentation dessen, was uns erwarten würde, ging es auch schon los.
Zu Beginn waren wir in unserer Gruppendynamik noch schüchtern, fast scheu, unsere gemachten Eindrücke zu verbalisieren. Mit jedem weiteren Aufguss einer der sehr hochwertigen Tees sank diese Schwelle doch ein kleines Stück. Die Gruppe setzte sich aus zwei Pärchen, einem Mitarbeiter und mir zusammen. Die Dresdner Pärchen waren anscheinend Tee-Novizen und tranken gern, aber nur gelegentlich Tee. Der neben mir sitzende Mitarbeiter war natürlich ein Enthusiast für das vielseitige Heißgetränk.
Über einen Zeitraum von drei Stunden nahmen wir jeder ungefähr einen halben Liter Tee zu uns. Dies mag nach nicht sehr viel klingen, aber der Effekt, die Gruppendynamik und die zunehmend heiterere Stimmung ließ uns ein Tee-High erleben. Eine leichte Benommenheit, die vom vielen Koffein und einer gewissen geselligen Heiterkeit beeinflusst wurde, machte sich zum Ende der Verkostung breit. Die kleinen Schälchen füllten und leerten sich nun schneller, als zu Anfang vermutet. Ich für meinen Teil spürte die Koffein-Dosis merklich, in Magen und Körperwahrnehmung.
Ist so ein Event nun empfehlenswert?
Ich denke, dass man bei ein wenig Interesse für die Welt des Tees so eine Verkostung jeder Zeit und gern ausprobieren sollte. Für gerade mal 25€ haben wir sechs hochwertige und unterschiedliche Eindrücke der Vielfalt von Oolong-Tee erhalten, eine große Menge Fakten zum Anbau, dem weltweiten Teehandel, Trends und Prognosen erfahren und einfach neue Geschmackswelten entdecken können. Bevor man sich blind, ohne ein grundlegendes Interesse und nur eines vermeintlichen Trends wegen, in eine Sache hineinwirft und im möglichst ungünstigen Fall Geld für langweilige Tees ausgibt, lohnt sich so eine Verkostung.
Nicht nur wird in solch einer Verkostung die korrekte Zubereitung in mehrfacher Wiederholung aufgezeigt, auch die Vielfalt der Geschmäcker lässt sich bei solch besonderen Teesorten am eigenen Leib erfahren. Oft habe ich selber schon gehört, dass grüner Tee immer bitter schmecke. Ja, das stimmt, wenn grüner Beuteltee die einzige Referenz ist. Zu wissen, wie man das maximale Geschmackserlebnis aus einem Tee erhält, macht die Entdeckung der Welt des Tees leichter und auch nachhaltig schöner.
Nach dieser Verkostung bestätigt sich nochmals, dass der Teewald in Dresden eine der Top-Adressen für chinesische Tees in Dresden ist. Ins besondere die Auswahl an Oolong und Pu-Erh Tees ist dort sehr hochwertig. Ein Besuch vor Ort oder im Internet lohnt sich.
[…] überhaupt überlebt hatte. Zum Ende des Krieges war er ebenfalls ein Zeuge der Bombardierung Dresdens und nur einer weniger Überlebender. Aber […]