Usagi Yojimbo 3 – Der Weg des Wanderers

17. Dezember 2021

Der „Leibwächter Hase“ oder auch Usagi Yojimbo führt mit diesem dritten Band die Reise des Ronin durch das feudale „Japan“ fort. Die von Stan Sakai überstilisierte Welt, in der sich unser Held bewegt, ist eine anthropomorphisierte voller sprechender Tierwesen und kleinen Dinosaurier ähnlichen Echsen. Der Künstler dieses mittlerweile schon 20 Bände großen Epos nimmt einen mit zu unterschiedlichsten Abenteuern zwischen Mythos und realen Begebenheiten.

Die gesamte Reihe ist mittlerweile in handlichen Softcover-Paperbacks beim Dantes Verlag erschienen.

Die Handlung

Dieser dritte Teil startet aus der Perspektive eines Tokage, einem der besagten kleinen Dinosaurier, die von den Menschen behandelt werden, als wären sie Straßenhunde. Einer dieser Tokage vergreift sich am Fleisch eines Metzgers, woraufhin eine Meute von Menschen das kleine Tierchen umzingelt und auf einen Turm treibt. Usagi schreitet ein und freundet sich mit dem kleinen an, er gibt ihm sogar einen Namen. Nun heißt die auf dem Rücken gepunktete Echse Spot und ist sein treuer Begleiter und Kampfesgenosse in den folgenden Kapiteln.

Doch schon trifft er auf einen alten Rivalen, den gesuchten Mörder Ino. Dieser blinde und vereinsamte Samurai hatte sich bereits einen Kampf mit Usagi geliefert, wobei ihm die Schweinsnase abgeschnitten wurde. Nun trägt er eine Holzprothese, um nicht gänzlich blind zu sein, wie er sagt. Nach einem kurzen Gefecht, welches durch die Echse Spot beendet wird, erlangt Usagi die Einsicht, dass Ino nur wegen seiner Einsamkeit verbittert ist. So trennen sich Usagis und Spots Wege schon wieder in einer für jeden, der einen Hund hat oder hatte, rührseligen Szene.

Im Weiteren wird der auf dem Cover prangende, ganz in Schwarz gekleidete und mit einer Lanze bewaffnete Fuchs als Kontrahent erscheinen. Hier begibt sich Stan Sakai in die Welt der Mystik und Geistergeschichten, die ganz problemlos in dieser fiktiv-historischen Alternativrealität Platz finden.

Ein weiterer Teil dieses Bandes führt Usagi mal wieder mit dem listigen Nashorn Gen (vgl. Band 2) zusammen. Die beiden Figuren wachsen zu einer sehr unterhaltsamen Kombination aus Lebensansichten und Ethos zum Samurai-Dasein zusammen. Ebenso wird unserer langohriger Ronin einmal mehr einer Freundin aushelfen, ein Problem größeren Ausmaßes zu bewältigen.

Ganz zum Schluss findet sich ein Sonderkapitel, in dem einer der Teenage Mutant Ninja Turtles in die Welt von Usagi geworfen wird. Ein nicht in der Kontinuität stattfindendes Special, das im Rahmen einer Anthologie verschiedener Künstler zu den Ninja Turtles veröffentlicht wurde.

Der Stil

Stan Sakais schwarz-weiß Zeichnungen lassen sich recht einfach Cartoons zuordnen. In klaren Linien, überzeichneten Expressionen, wenigen Hintergrunddetails, einer meist schlichten Szenerie und natürlich auch wegen seiner tierischen Figuren zeigt sich, wie viele Eigenschaften eines Cartoons in diesem Werk benutzt werden.

Die anthropomorphisierten Tiere sind nur bis einem gewissen Grad gewöhnungsbedürftig, denn wenn man mal ehrlich ist, stellen Goofy, Donald oder Susi & Strolch ja auch kein Hindernis für interessante Charaktereigenschaften dar.

Die genutzten Mittel werden teilweise durch recht aufwendige Schattierungen oder detaillierte architektonische Strukturen komplementär bedient. Daraus entstehen atmosphärische Eindrücke eines „Japans“, das merkwürdig authentisch in seinem Flair erscheint; zumindest was Mode, Gebäude und Natur angeht.

In seiner Strukturierung ist dieser Comic ebenfalls dem klassischen Cartoon sehr getreu, also schlicht und aufgeräumt. Klare Panelaufteilungen, jeweils mit weißem Rand und nur gelegentlich auftretenden Splashpages, verfestigen den konventionellen Eindruck dieser Samurai-Saga. Dies kann als Kritik angesehen werden, fällt jedoch so wenig ins Gewicht, gerade weil die Dialoge und Ereignisse sich so wunderbar mit den Zeichnungen zusammenfügen.

Fazit
Mit „Usagi Yojimbo 3 – Der Weg des Wanderers“ hat es einen spätestens am Haken, wie in unserer Rezension zu Band 1 bereits erwähnt. Die Figuren und die aufgebaute Welt sind fantastisch. Usagi ist ein sagenhaft toller Protagonist. Zwar sind die Zeichnungen nicht sehr modern oder „besonders“, aber zusammen mit den Dialogen der Figuren bilden sie eine Welt des Schwelgens und der romantisierten Heldenerzählung schwertschwingender „Ehrenmänner“ in einem bereits von Mythen und vielen Projektion aufgeladenen Japan. Usagi ist für jeden Fan von Samurais einen undogmatischen Blick mit einem Zwinkern wert.
Pro
Überzeugende Charakterentwicklung, fesselnde Mischung aus Mythos und Realität, Einführung interessanter Nebencharaktere wie Spot und Einbeziehung mystischer Elemente.
Kontra
Vereinfachte Zeichnungen im Cartoon-Stil, gelegentlich fehlende Hintergrunddetails und das Festhalten an herkömmlichen Panelstrukturen können als einschränkend angesehen werden.
8.6

Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris.

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