Eine Rucksackreise durch Japan – Vierzehnter Teil – Klima, Verkehr und ein Paar auf Hochzeitsreise

3. Oktober 2023
10 Minuten gelesen
  1. Eine Rucksackreise durch Japan – Erster Teil – Die Ausfahrt „Nichtraucher“
  2. Eine Rucksackreise durch Japan – Zweiter Teil – die ersten Schritte
  3. Eine Rucksackreise durch Japan – Dritter Teil – auf die inneren Werte kommt es an
  4. Eine Rucksackreise durch Japan – Vierter Teil – Sprachbarrieren
  5. Eine Rucksackreise durch Japan – Fünfter Teil – Zu Gast bei Familie Takahashi
  6. Eine Rucksackreise durch Japan – Sechster Teil – Heiß, Heißer, Onsen
  7. Eine Rucksackreise durch Japan – Siebter Teil – It’s a Long Way From Home
  8. Eine Rucksackreise durch Japan – Achter Teil – Kontraste
  9. Eine Rucksackreise durch Japan – Neunter Teil – Allein unter Tausenden
  10. Eine Rucksackreise durch Japan – Zehnter Teil – Yukatas, Trommeln und eine Erkenntnis
  11. Eine Rucksackreise durch Japan – Elfter Teil – Ein langes Gespräch und wenig Bewegung
  12. Eine Rucksackreise durch Japan – Zwölfter Teil – Mitten im Nirgendwo
  13. Eine Rucksackreise durch Japan – Dreizehnter Teil – Die Magie der Zeit
  14. Eine Rucksackreise durch Japan – Vierzehnter Teil – Klima, Verkehr und ein Paar auf Hochzeitsreise
  15. Eine Rucksackreise durch Japan – Fünfzehnter Teil – Die Stadt des Tons
  16. Eine Rucksackreise durch Japan – Sechzehnter Teil – Eine Zeitreise
  17. Eine Rucksackreise durch Japan – Siebzehnter Teil – Kyoto, die Stadt der Reizüberflutung
  18. Eine Rucksackreise durch Japan – Achtzehnter Teil – Ein Tag in der Mall und eine Massage
  19. Eine Rucksackreise durch Japan – Neunzehnter Teil – Die Suche nach Tee und das Nachtleben
  20. Eine Rucksackreise durch Japan – Zwanzigster Teil – Körperlich ausgelaugt
  21. Eine Rucksackreise durch Japan – Einundzwanzigster Teil – Ein Tag im Nebel

Klopf, Klopf. „Sumimasen!“ waren die zwei Laute, die mich aus meinem himmlischen Schlaf weckten. Es klang nach dem Bitten der Reinigungskraft den Raum zu betreten und ich befand mich in sofortiger Gewissheit verschlafen zu haben. Der Blick auf das Handy bestätigte mir diese Vermutung. Fünfzehn Minuten nach zehn Uhr warf mir der Bildschirm strafend entgegen. Mir war es extrem unangenehm. Ich sprang fast in einer Bewegung vom Futon auf, flog durch das Bad, in meine Klamotten hinein, ergriff im Schweben noch meine Taschen und landete auf beiden Füßen an der Tür meines Zimmers. So schnell gelang mir das Aufstehen nur zu den verschlafensten Zeiten meines Studiums.

Mich an der Rezeption über die Verspätung mehrfach entschuldigend, dies mit einem Lächeln auf einem Kompliment über die außergewöhnliche gute Schlafqualität auf dem ausgezeichneten Futon kredenzt, konnte ich mit einem blauen Auge davonkommen. Meinen Rucksack geschultert, begann ich meinen Weg zum Bahnhof, ebenfalls ungefähr zwanzig Minuten den selben Weg vom Vortag zurück. Ich brach aber nach wenigen Metern ab und kehrte genervt zum Hotel zurück. Dort fragte ich, ob sie mir ein Taxi bestellen konnten. Meine Zeit zum geplanten Zug war knapp geworden und die erbarmungslose Sonne quälte mich bereits um halb elf in der Früh. Keine 5 Minuten später traf das Taxi ein und ich fuhr den eigentlich sehr kurzen Weg zum Bahnhof, ohne dabei einen Liter Flüssigkeit zu verlieren.

Dort angekommen stellte ich mit Ernüchterung fest, dass ich mich nicht hätte stressen müssen. Es fuhr kein Zug. Also einfach gar kein Zug. Ein technisches Problem auf einem Teilstück der Strecke führte zu massiven Ausfällen ganzer Linien. Insgesamt ging ich ungefähr drei Mal ins anliegende Ticketbüro und versuchte eine Verbindung in Richtung Süden zu finden. Ich hätte sogar einen Umweg von 3 Stunden in Kauf genommen und wäre so bei ganzen 7 Stunden Bahnfahrt gelandet. Glücklicherweise wählte ich diese Option nicht, sondern harrte aus und wartete auf ein schnelle und kompetente Lösung des Problems durch die Techniker des Japan Rail Service.

Mit all dieser Zeit und wenigen Optionen der Beschäftigung saß ich also wartend in der teils gekühlten Bahnhofshalle. Wie die Umstände es so einfädelten, nahm ich gegenüber eines Pärchens Platz, das grad in den Flitterwochen war. Er, geboren in Japan und aufgewachsen an der Westküste der USA, war mein hauptsächlicher Kommunikationspartner für die nächsten Stunden. Sie kam aus Japan und sprach ein wenig Englisch, folgte aber der Unterhaltung aufmerksam, denn sie schien fast alles zu verstehen. Nun waren wir diese kleine Zweckgemeinschaft mit vielen kulturellen Unterschieden und einer großen Menge an Fragen und Neugier. So begannen wir über das Leben in Japan zu reden. Die vielen Fallstricke, Fauxpas und wirklich üblen Verfehlungen, die einem als Reisender für gewöhnlich nicht bewusst waren, bildeten das Hauptthema.

Es ist wirklich erstaunlich gewesen zu hören wie grundlegend anders die Gesellschaft agierte und funktionierte. Ein Beispiel:
Eine Bekannte, des mir gegenübersitzenden Erzählers, hatte es am Morgen eilig. Sie zog ihre Uniform für den Dienst im Büro an, hetzte zur Bahn und kaufte sich ein paar Onigiri für den Weg zur Arbeit. Da dieser Zug kein Shinkansen gewesen war, galt Essen und Trinken als extrem verpönt, in manchen Linien sogar offiziell verboten. Dies nicht bewusst missachtend, da sie wie gesagt knapp dran war und keine Zeit gehabt hatte zu frühstücken, schob sie sich die Reisbällchen im Zug hinter die Zähne. Alles kein Problem mochte man denken. Sie kam bei ihrem Arbeitgeber an und dann begann die Misere.
Ein anderer Gast im Zug hatte sie dabei beobachtet, wie sie aß und musste nach kurzer Musterung das Namensschild und Aufschrift ihres Arbeitgebers entdeckt haben. Ein Anruf bei ihrem Arbeitgeber war die Folge. Solch ein Anruf bei der Geschäftsleitung mit dem Hinweis auf das fehlerhafte Verhalten und die Schande, die besagte Mitarbeiterin über die Firma brachte, sei wohl keine Seltenheit in Japan. Die Konsequenz daraus war ein Gespräch mit der Firmenleitung direkt nach ihrer Ankunft und ein erzwungenes, öffentliches Schreiben, in dem sie sich für ihr schandhaftes, das Ansehen der Firma schadendes Verhalten entschuldigen musste.

Mir kam ein Unwohlsein sondergleichen auf. Die Bespitzelung und das Anschwärzen dieser Art und Härte, kannte ich nur aus Erzählungen über Staatssicherheitsmitarbeiter der jüngsten Geschichte. Das erschreckende daran war die Gewöhnlichkeit einer solchen Kette von Ereignissen und deren unumstrittener Akzeptanz. Im Bezug darauf meinte mein Gesprächspartner außerdem, dass die Japaner mir einen Touristen-Vorschub meiner verfehlten Sitten von ungefähr drei Wochen geben würden. Sollte herauskommen, dass man sich länger im Land aufhielt, würde man als respektlos und absichtlich ignorant eingschätzt. Sicher würden für mich als Tourist keine rechtlichen Konsequenzen folgen, aber die soziale Ächtung allein wog hier sehr schwer.

Außerdem lernte ich, dass man sich als Arbeitnehmer tunlichst anstrengend sollte nicht einfach so den Job zu verlieren. Für die gut bezahlten Arbeitsstellen, also solche mit denen man ein gut situiertes Leben im Land der aufgehenden Sonne beschreiten konnte, gab es einmal im Jahr eine Einstellungsphase. Diese lag so gut wie immer im Frühling, da zu dieser Zeit die Absolventen der Universität den Arbeitsmarkt fluteten. Zu dieser fünften Jahreszeit fanden deshalb Masseninterviews und Einstellungstests statt, was zur Folge hatte, dass mitten im Jahr so gut wie kaum eine Firma von Rang und Namen eine offene Stelle zu besetzen hatte. Es war also ein wirkliches Problem, wenn man wegen Essens in der Bahn verpfiffen wurde und dann im August seinen Arbeitsplatz verloren hätte. Die danach bestehenden Optionen waren häufig nicht besonders reizvoll. Japan schien keine Absicherung für Arbeitslose zu pflegen. Es ist ein Land der Fleiß-Menthalität. Mittlerweile bestand die Möglichkeit mittels der Diagnose einer mentalen Erkrankung für einige Monate Geld zu erhalten. Dies würde aber gerade so reichen, um sich über Wasser zu halten. Eine der meist gewählten Wege war die Rückkehr in den Heimatort, zurück zu den Eltern ins Haus. Von dort orientierte man sich neu und suchte sich eine andere Arbeitsstelle. Wie dieses Phänomen auf Bevölkerungsgruppen, egal welcher Zunft oder sozialen Standes einwirkte, zeigte der preisgekrönte Film „Nokan – Die Kunst des Ausklangs“ mit einer ganz wundervollen Art die Präfektur Yamagata und den Neugewinn einer Lebensaufgabe zu inszenieren.

Mein amerikanisch-japanischer Freund auf Zeit erzählte mir außerdem von etwas, das ich sicherlich nicht hätte entdeckt. Ich betrat bisher keinen Tempel und kam daher nicht in die Berührung mit dieser interessanten Art der Pilgerreise. Es gab in Japan eine Art Dokumentation der besuchten buddhistischen Tempel. Man nannte sie „Goshuincho“, was so viel hieß wie „ehrenhaftes Stempelbuch“. Dies waren teilweise aufwendig verzierte „Bücher“, in die man sich beim Besuch eines Tempels eine Insignie stempeln oder schreiben ließ. Es war kein „richtiges“ Buch, eher ein von zwei Deckeln zusammengehaltener und faltbarer Streifen kräftigen Papiers. Wie eine Ziehharmonika entfaltete er mir stolz seine besuchten Orte und zeigte mir die teilweise ganzseitigen Stempel, die dann noch mit einer kleinen Widmung personalisiert wurden. Jeder Tempel nutzte den örtlichen Gegebenheiten angepasste und voneinander stark abgrenzbare Motive. In der Nähe des Fuji spielte natürlich der Berg eine größere Rolle. Diese eigentümlichen Stempel-Sammelbücher motivierten selbst die abgelegensten Tempel aufzusuchen und dem Drang der Vollständigkeit auf ganz andere Weise nachzugehen. Mich wunderte nun nicht mehr, woher die Leidenschaft des Sammelns kam. Am Beispiel der durch die Popkultur akzeptierten Pokémon manifestierte sich diese Idee ja in vielerlei Hinsicht. Pokémon, auch noch ein Thema für die späteren Kapitel.

Der kulturelle Austausch ließ die Minuten zu Stunden wachsen und im Grunde fast vergessen, dass wir wegen Störungen im Betrieb dort zu einer Zwangsgemeinschaft gemacht wurden. Mir in diesem Gespräch besonders aufgefallen und daher im Gedächtnis bleibend war die Gestik. Jedes Mal, wenn mein Gegenüber überrascht schien und gleichzeitig eine auf sich bezogene Frage beantworten sollte, zeigte er, um sicher zu gehen über wen gesprochen würde, mit dem Zeigefinger auf seine Nase. Manchmal berührte er diese auch, die Geste damit noch physischer unterstreichend.
Sollte er oder seine aufmerksam lauschende und gelegentlich eine Frage einwerfende Frau mal mit etwas nicht übereinstimmen, dann formten sie vor ihrem Oberkörper ein Kreuz mit ihren Unterarmen. Direkter und unmissverständlicher kann man ein „Nein“ wohl nicht darstellen. Ich würde diese Körpersprache noch häufiger beobachten, beziehungsweise mit Armkreuzen konfrontiert.

Der Zugverkehr konnte wieder aufgenommen werden. Ich besuchte zum dritten Mal das Ticketbüro, hoffte eine gültige Reservierung für den Shinkansen zu erhalten und besorgte mir ein kleines Mittagessen am Konbini in der Bahnhofshalle. Es war Zeit sich zu verabschieden und wir nahmen es sehr japanisch. Ich machte eine kleine Verbeugung, bedankte mich und wünschte ihnen eine schöne restliche Hochzeitsreise. Sie erwiderten meine Dankesworte und wünschten eine gesunde Zeit in Japan.

Diese kleine Pause des kulturellen Austauschs kam mir zwischen der vielen Bewegung sehr gelegen. Ein Moment des Miteinanders, wie eben jener, schien mir sinnvoll bald wiederholt zu werden. Ich realisierte durch dieses Gespräch so viel gelernt zu haben über das Leben in Japan, wie in der gesamten vorangegangenen Zeit nicht. Weitreichende Erkenntnisse waren dies, die auch die Lektüre so manchen Mangas und auch besagten Films um ein vielfaches schlüssiger erscheinen ließen. Es war mir viel daran gelegen wesentlich häufiger in diese Art von Gespräch zu treten und noch mehr Einblicke in die Lebensweise zu erlangen.

Die anschließende Zugfahrt nach Shizuoka verging dann wie im Flug. Ich hatte zwar eine Sitzreservierung, diese war jedoch verfallen, da der gebuchte Zug nie gefahren war. Abgesehen von dieser kleinen Aufregung im Zug mit anderen Gästen, die tatsächlich den Sitz gebucht hatten und daraufhin dem Schaffner, dem ich mein Problem kurz erklärte, war die Fahrt unaufgeregt. Der Ort Shizuoka (静岡市) war ebenso spannungslos. Ich fuhr dort nur hin, weil mir mein Gesprächspartner aus Teil Elf diese Stadt empfahl. Also nahm ich diesen Hinweis an und machte mich auf in diese kleine beschauliche Stadt. Wieder einmal beschlich mich das Gefühl dem Ort nicht gerecht zu werden und etwas grundlegendes zu verpassen. Ich war andererseits aber auch sehr genügsam mit nur ein paar gelaufenen Metern, einem leckeren Abendessen und etwas Stadtluft.

Ich verließ nach dem Abwurf meiner Sachen den Hotelturm und begab mich zielgerichtet in eines der vielen Bekleidungsgeschäfte. Meine Auswahl der Unterwäsche wurde knapp und außerdem brauchte ich dringend eine neue kurze Hose. Sie war zu dick, zu warm und sah nun aus, als hätte sie schon Jahre an meinem verschwitzten Leib gelitten. Also suchte ich das japanische Äquivalent zu H&M auf und erledigte, wofür ich gekommen war.
Auf dem Rückweg aß ich Ramen und stellte fest, dass dies mehr und mehr mein Lieblingsessen geworden war. Ich brauchte dringend ein gutes Rezept, dass ich schnell zu Hause zubereiten konnte. Die Wochen vor meiner Abreise wagte ich mich bereits in das Ramen-Game hinein und war doch zu weiten Teilen zufrieden mit meiner Brühe. Allerdings wusste ich da noch nicht wie dieses vorzügliche Gericht in seinem Heimatland hergestellt werden sollte. Ein weiteres Mal bemerkte ich, dass die vegetarischen Alternativen auf so gut wie keiner Karte vorhanden waren. Von Veganer Ernährung war nur zu träumen.

Mit vollem Bauch und gefüllter Umhängetasche begab ich mich für ein Nickerchen zum Hotel. Erst am Abend, im Schutze der kühlen Dunkelheit verließ ich das Zimmer wieder. Ich wollte mir eine der größten Sehenswürdigkeiten der Stadt ansehen und dabei mal hier oder dort vom Weg abkommen.

An diesem Abend sah ich zum ersten und einzigen Mal den Schlafplatz einer obdachlosen Person. In einer Ecke einer Bahnunterführung lagen die Habseligkeiten, fein säuberlich sortiert und ordentlich für die Rückkehr des Besitzers bereit. Es war auffällig wie wenige Obdachlose und andere „Abweichler“ der dort herrschenden Gesellschaftsform mir als diese erkenntlich wurden. Hatte ich eine eingeschränkte Sicht? Übersah ich jene Menschen unter den tausenden Anzugträgern? Hatte Japan vielleicht nicht so eine große Zahl von Wohnungs- und Arbeitslosen? Das längere Gespräch am Mittag ließ mich diesbezüglich zumindest Spekulationen aufstellen.

Die Burg, die ich aufsuchte, war umgeben von einem großen Park. Der die Festung umschließende Burggraben und das feste Mauerwerk riesiger Natursteine wirkten wie ein Fremdkörper in dieser durchweg modernen Stadt. In besagtem Graben schwammen Kois, so groß und lang wie dicke Katzen. Sie schnappten mit ihren Mündern in den von Scheinwerfern ausgeleuchteten Lichtkegeln auf dem Wasser nach Insekten. Wobei ich mir dessen auch nicht sicher war, denn es wirkte als wäre ihnen auch zu heiß und sie bräuchten etwas frischen Sauerstoff, den sie in diesem gänzlich unbewegten Wassergraben vielleicht nicht erhielten. Ich schritt durch die Anlage und war von der Größe dieser knapp 400 Jahre alten Festung beeindruckt. Hohe Mauern und riesige Tore schufen diesen subtilen Eindruck der Macht und Erhabenheit.

Auf der Rückseite, der zur Nacht geschlossenen Ausstellung, befand sich ein kleiner Kiosk, eine Auswahl an Getränkeautomaten und natürlich eines der vielen kostenlosen Toiletten. Es kam mir schon immer seltsam vor, beim Bereisen egal welchen Landes, dass es scheinbar überall außerhalb Deutschlands möglich war ein funktionierendes System öffentlich zugänglicher Sanitäranlagen zu finanzieren. Stünden die Kosten der Reinigung von beliebten Berliner Urin-Ecken in einem Verhältnis dazu? Ach nein, diese wurden ja gar nicht gereinigt. Man nahm es schlichtweg als Odeur der Stadt hin und beließ es einfach dabei komplett versiffte Gegenden in seiner Nachbarschaft existieren zu lassen.

Ich fühlte jedenfalls schon erleichtert bei dem Gedanken nicht daran denken zu müssen, wann und wo ich demnächst um Gnade eines Gastronomen bitten musste, um dessen Toilette zu nutzen ohne dafür zu zahlen oder Gast zu sein. Diese Situationen kamen eben erst gar nicht auf, da in fast jedem noch so kleinen Convenience-Store, Park, Bahnhof oder sonst einer öffentlich zugänglichen Örtlichkeit eine überaus saubere und funktionierende Toilette auf ihren nächsten Gast wartete.

Auf dem Rückweg zum Hotel besorgte ich mir noch ein paar Onigiris, etwas kalten Tee und freute mich auf den mitternächtlichen Schmaus. Einige Stunden danach fiel ich aufs Bett und war von der unerwartet harten Landung mit meinem Kopf überrascht. Prüfend richtete ich mich wieder auf, nahm das Kopfkissen und versuchte dessen Inhalt zu erspüren. In den vorigen Nächten fiel mir die Tendenz zu harten Kopfkissen bereits auf, doch wurde ich in dieser Unterkunft mit einem Stein konfrontiert. Viele der meist rechteckigen und kleinen Kissen schienen mit Kirschkernen oder einem ähnlich runden Material gefüllt zu sein. Dies war natürlich ideal für Menschen, die auf dem Rücken oder der Seite schliefen, denn man hatte eine feste Stütze für den Nacken. Gleichzeitig überstreckte man Hals und Luftröhre nicht. Für mich als tendenziellen Bauchschläfer war diese Unterlage allerdings mehr als unbequem. Also nahm ich die von mir vorher abgestrafte Alternative, das westliche Kissen und knautschte es unter meiner Brust zusammen, legte mich weich gefedert und schlummerte hinweg.

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